Neustadt. Jeden Dienstag stellt das Abendblatt Hamburgs beliebteste Restaurants vor. Heute ist das Lokal Fischmarkt an der Reihe.
Ein riesiger Seeteufel begrüßt die Gäste mit aufgerissenem Maul. Daneben ein veritabler Red Snapper, Hummer, Seezungen- und Zanderfilet, silbrig glänzende Doraden, Jakobsmuscheln, Oktopus, Schollen mit orange-roten Punkten auf dem Rücken. Alles täglich frisch appetitlich angerichtet auf Eis und hinter Glas. Willkommen im Restaurant Fischmarkt.
Peter Lühr führt das Lokal nahe der Überseebrücke zusammen mit seiner Frau Kathrin seit mehr als 16 Jahren. „Nach meiner Kellnerlehre bei Madame Langer im Hotel Reichshof bin ich auf der ,Hanseatic‘ gefahren und habe dann im Kaltenkirchener Hof gearbeitet“, erzählt der 65-Jährige. „Dort lernte ich Rüdiger Kowalke kennen. Als der 1981 das Fischereihafen Restaurant eröffnete, bin ich mitgegangen und war bis 1999 dort Geschäftsführer.“
Der Name des Restaurants ist Programm
Die Mecklenburgerin Kathrin Lühr machte ihre Ausbildung im berühmten Hotel Neptun in Warnemünde. Nach der Wende beendete die 44-Jährige ihre Lehre, ging für eine Saison nach Sylt und heuerte dann bei Kowalke an. Und Peter Lühr stellte sie ein.
Der Geschäftsführer und die Restaurant-Fachfrau wurden ein Paar und wagten gemeinsam die Selbstständigkeit. Am 1.12.1999 eröffneten sie ihr Restaurant an der Ditmar-Koel-Straße in dem damals vier Jahre alten Haus. Der Name ist Programm. Lediglich drei Fleischgerichte stehen auf der Karte, nämlich Labskaus, Rumpsteak und Wiener Schnitzel. Aber die meisten Besucher kommen ohnehin wegen der Köstlichkeiten aus dem Meer.
Und da gibt es jede Menge: Scholle, Steinbutt, Seezunge, Matjes, Lachs und Kabeljau, Dorade, Loup de mer (Wolfsbarsch), Thunfisch und Seeteufel, Zander, Gambas, Austern und Hummer, Papageienfisch, Mahi-Mahi und Schwertfisch. Je nach Saison, je nach Marktlage. Ab und an bekommt Peter Lühr einen bis zu 70 Kilo schweren Gotteslachs, der vor Hawaii ins Netz geht. „Der gelangt über Frankfurt als Kühlfracht nach Hamburg. Anderthalb Tage nach dem Fang habe ich ihn in der Küche.“ Am häufigsten bestellen die Gäste Kabeljau, Scholle, Steinbutt und Seezunge. „Und wer mit den Gräten Schwierigkeiten hat, bekommt unser Verwöhnprogramm“, sagt Kathrin Lühr. „Da servieren wir den Fisch mundgerecht.“ Stolz sind die Inhaber auf ihre vielen Stammgäste, zum Beispiel Geschäftsleute aus den umliegenden Büros oder aus Hafenbetrieben. Ebenso freut es die Lührs, dass viele asiatische Touristen den Weg in ihr Lokal finden.
Gäste werden persönlich begrüßt
Wer das Restaurant betritt, wird von der Chefin oder ihrem Mann persönlich begrüßt, die Garderobe wird abgenommen, der Gast zum Tisch geleitet. Die Tische sind mit klassischem Fischbesteck, Wassergläsern und Stoffservietten eingedeckt, gesessen wird auf ausladenden grünen gepolsterten Holzstühlen und orange-weinrot bezogenen Bänken. Pflanzen und maritime Accessoires schmücken den Raum. Ein rot-weiß gestreifter Baldachin über der Fischtheke erinnert an einen Stand auf einem südfranzösischen Markt. Und die auffallenden Wandmalereien an den Wänden entführen die Gäste in Gedanken in den Süden.
120 Plätze hat das Lokal, dazu 70 auf der Terrasse mit Michel-Blick. Die Scholle im Fischmarkt ist knusprig und frisch, der warme Speck-Kartoffelsalat dazu ein perfekter Begleiter. Auf dem Vorspeisenteller sind Räucherlachs und -aal sowie Büsumer Krabben zart und aromatisch, das Matjestatar ist pikant gewürzt. Einen Querschnitt hanseatischer Leckereien bekommt, wer das Hamburg-Menü mit Matjestatar, Labskaus, Pannfisch von Lachs und Dorsch mit Senfsauce bestellt. Auf der etwas preiswerteren Mittagskarte sind übrigens auch Putencurry mit Reis sowie Fish ‘n’ Chips im Angebot.
Fischsuppe ist beliebt
14 dienstbare Geister kümmern sich um Service und Küche, Chefkoch Andreas Deines bereitet schon seit zehn Jahren das perfekte Meeresgetier zu. Und er muss ziemlich viel Fond ansetzen. „Wir verwerten das ganze Tier, und unsere Fischsuppe ist sehr beliebt“, so der 36-Jährige. Die Rohware kommt übrigens seit Jahren von den Hamburger Händlern Hagenah und H.D. Petersen. Die Weinkarte verzeichnet rund 40 verschiedene Tropfen aus Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Spanien, Chile, Argentinien und Südafrika. Lobenswert, dass es die meisten Weine auch glasweise gibt. Die Preise beginnen bei 5,85 Euro für 0,2 Liter und 19,80 Euro für eine Flasche.
Die Lührs essen selbstredend auch jeden Tag Fisch und nur selten Fleisch. Wenn ein Gast satt und zufrieden gehen möchte, bringen sie die Garderobe und verabschieden den Besucher mit einem Bonbon auf den Heimweg. Und die Fischtheke ist am Abend auch meist wieder leer. Am nächsten Tag kommt frische Ware auf neues Eis. Vielleicht auch wieder ein riesiger Seeteufel.
Restaurant Fischmarkt Ditmar-Koel-Straße 1, Tel. 36 38 09
Parken in der Gegend oder mit U- und S-Bahn sowie Bus bis Michaeliskirche, Baumwall oder Landungsbrücken.
Vorspeisen ab 4,30 Euro, Haupt-
gerichte ab 14,40 Euro, Desserts ab 5,95 Euro, Mittagsmenü 16,90 Euro, Drei-Gänge-Überraschungsmenü am Abend 36,50 Euro.