Hamburg . Den Zuschlag erhielten die Schommartz-Brüder: “Für das Theater wird sich nichts ändern.“ Zerstrittene Schwestern ebenfalls anwesend.

In ihrem Erbschaftsstreit sind die drei Töchter von Hansa-Theater-Chefin Telse Grell ein Stück weitergekommen. Bei der Zwangsversteigerung am Donnerstagvormittag konnten sowohl die vier angebotenen Wohn- und Geschäftshäuser in St. Georg als auch das Hansa-Theater veräußert werden.

Den Zuschlag erhielten die Hamburger Brüder Maximilian und Moritz Schommartz. Mit 21,1 Millionen Euro gaben sie das höchste Gebot ab und setzten sich damit gegen zwei Mitbieter durch, darunter der Hamburger Kaufmann Hartmut Sebold, der in St. Georg mehrere Immobilien besitzt. Durch das Höchstgebot erzielten die Schwestern etwas weniger Geld als aufgerufen (22,7 Millionen Euro), aber deutlich mehr als das Anfangsgebot von 18 Millionen Euro, mit der die Antragstellerin Helga N. die Versteigerung ins Rollen gebracht hatte.

Schommartz: „Für das Theater wird sich nichts ändern“

Auf Abendblatt-Nachfrage, welche Pläne die Brüder für das Hansa-Theater hätten, antwortete Maximilian Schommartz: „Für das Theater wird sich nichts ändern. Wir gehen davon aus, dass es weiterhin von Thomas Collien betrieben wird. Er ist unserer Meinung nach bestens dafür geeignet.“ Ihr Fokus liege ohnehin mehr auf der teilweise leerstehenden Immobilie Steindamm 11, so der 34-Jährige. Dort solle ein sozialer Träger einziehen. Auch die Mietverhältnisse in den anderen Häusern, die alle baulich mit dem Hansa-Theater verbunden sind, wollen die Brüder weiterführen.

Zu der Versteigerung waren rund 60 Interessiert gekommen. Während Helga N. der Veranstaltung fern blieb, nahmen die Schwestern Telse-Hedwig G. und Gisela B. in Begleitung ihrer Anwälte daran teil. Wie zerstritten die Schwestern sind, konnte man bei ihrem Anblick erahnen: Sie saßen zwar unmittelbar nebeneinander, würdigten sich aber keines Blickes.

Theater soll bis zur Übergabe unter gerichtliche Aufsicht gestellt werden

Dass sie sich offenbar auch misstrauen, wurde durch ein Anliegen von Helga N.s Anwalt Hans-Jürgen Buhlert deutlich. Er beantragte, unter anderem das Hansa-Theater bis zur Übergabe an die Brüder Schommartz unter gerichtliche Aufsicht zu stellen. Dadurch soll nach Abendblatt-Informationen verhindert werden, dass die Schwestern Teile aus dem Inventar des Theaters entwenden.

Thomas Collien, der das Hansa-Theater seit zehn Jahren betreibt, ist erleichtert über die guten Absichten der Brüder. „Wir sind sicher, dass wir die Richtigen sind – auch für die Zeit nach Vertragsablauf in zwei Jahren.“ Dennoch bedauere er, dass das Theater durch den Streit der Schwestern nach 124 Jahren nicht mehr im Familienbesitz sei.

Es ist nicht die erste geschichtsträchtige Immobilie, die Maximilian Schommartz in Hamburg erworben hat. 2016 führte der Kauf des Schanzenhofs, der von Linksautonomen als Sinnbild der Gentrifizierung des Schanzenviertel gesehen wurde, zunächst zu Protesten und Ausschreitungen.