Hamburg. Das Gebäude und auch die historische Möblierung sind offiziell unter Schutz gestellt – Zwangsversteigerung Anfang Mai.
Die Sorge, die Tage des Hansa-Theaters am Steindamm in St. Georg könnten gezählt sein, ist vom Tisch. Wie die Kulturbehörde auf Anfrage mitteilte, wurde das Gebäude samt Mobiliar unter Schutz gestellt. Damit reagierte das Denkmalschutzamt auf die bevorstehende Zwangsversteigerung des Theaters und einiger umliegender, bereits geschützter Gebäude. Der für Anfang Mai angesetzte Verkauf ist der traurige Höhepunkt eines langjährigen Streits unter den drei Erbinnen der Gründerfamilie Grell.
Das Abendblatt hatte zuerst darüber berichtet und damit wohl zur „Rettung“ des Hansa-Theaters beigetragen. In einem Schreiben an die Erbinnen, das der Redaktion vorliegt, bezieht sich das Denkmalschutzamt explizit auf die Medienberichte zur bevorstehenden Zwangsversteigerung – und bittet die Eigentümerinnen, den Denkmalstatus im Kontext der avisierten Maßnahme zu berücksichtigen „und mögliche Kaufinteressenten entsprechend zu informieren“. Im Absatz davor wird ausdrücklich erwähnt, dass das Theater „auch für sich genommen als Denkmal anzusehen“ ist. Geschützt seien nicht nur die äußere Ansicht, sondern auch alle baulichen Bestandteile und Ausstattungen.
Mobiliar nicht mehr einzeln zu verkaufen
Erbin Gisela Baldermann will das Vorgehen der Kulturbehörde nicht kommentieren, sagt aber: „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen – es muss unterm Strich etwas herauskommen.“ Die Unterschutzstellung des Theaters könne den Wert mindern, den das Gebäude bei der Versteigerung erziele. Außerdem ließe sich das Mobiliar jetzt nicht mehr, wie zuvor geplant, einzeln verkaufen.
Kultursenator Carsten Brosda (SPD) begründet die Unterschutzstellung damit, dass das Hansa-Theater „ein wichtiger kultureller Veranstaltungs- und Erinnerungsort“ sei. „Es ist das einzige authentisch erhaltene Varieté-Theater in Hamburg und eines der letzten in Deutschland. Auch im Inneren sind außergewöhnlich viele Details aus der Mitte des 20. Jahrhunderts erhalten.“
Thomas Collien, der das Varieté gemeinsam mit Ulrich Waller betreibt, ist erleichtert über die Unterschutzstellung. „Das Hansa-Theater ist schon immer eine schützenswerte Hamburger Schmuckschatulle gewesen. Wie schön, dass das jetzt noch einmal von der Kulturbehörde unterstrichen wird.“ Zudem sei das Vorgehen ein weiterer Schachzug gegen Spekulantentum.
Das Gebäude wurde erst 1953 errichtet
Die Geschichte des Hansa-Theaters am Steindamm reicht bis zu seiner Gründung im Jahr 1894 zurück. Das Gebäude, in dem sich der berühmte Varieté-Saal befindet, wurde jedoch erst 1953 errichtet – als Ersatz für den im Zweiten Weltkrieg zerstörten Ursprungsbau. Unter Denkmalschutz standen bislang nur die zwischen 1877 und 1886 Altbauten, die mit dem „Neubau“ den sogenannten Hansa-Block bilden.
Das Theater genoss als Teil des Ensembles zwar ebenfalls Schutz. Nach Auskunft von Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde, habe man diesen Status jedoch vor der Versteigerung noch einmal bekräftigen und durch den Denkmalschutz für die Innenausstattung erweitern wollen.
Dass das Abendblatt bei der „Rettung“ des Hansa-Theaters eine Rolle spielt, kommt bereits zum zweiten Mal vor. Nachdem das Varieté am 1. Januar 2002 seinen Betrieb wegen roter Zahlen eingestellt hatte, war es sieben Jahre lang geschlossen. Dass Collien und Waller es 2009 dann wiedereröffneten, ist der Initiative von Vivian Hecker zu verdanken. Die Leiterin Marketing & Events plante im Sommer 2008, das Theater anlässlich des 60. Geburtstags für Leser zu öffnen – es kam zum Comeback der Legende.
Die nächste Saison dauert vom 16. Oktober bis zum 10. März 2019. Karten von 39,90 bis 69,90 Euro gibt es bei der Hamburger-Abendblatt-Geschäftsstelle, Großer Burstah 18–32, über die Abendblatt-Ticket-Hotline 040/30 30 98 98, und in allen Hamburger-Abendblatt-Ticketshops.