Hamburg. Gewerkschaft Ver.di spricht von etwa 4000 Streik-Teilnehmern – in Hamburger Kitas, bei der Müllabfuhr, an Theatern und im Hafen.

Die Gewerkschaft Ver.di setzt am Donnerstag ihre massiven Warnstreiks für eine bessere Bezahlung im öffentlichen Dienst fort. „Wir rechnen in Hamburg mit mehr als 3000 Streikenden“, sagte Björn Krings vom Ver.di-Landesbezirk dem Abendblatt. Einen eintägigen Warnstreik wird es unter anderem in den Elbkinder-Kitas, der Ganztagsbetreuung an Schulen, den öffentlichen Bücherhallen, an Theatern, bei Bundesbehörden wie dem Zoll und Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), bei der Hamburg Port Authority und bei der Stadtreinigung geben.

An der Hamburger Staatsoper fällt heute die Vorstellung des John-Neumeier-Balletts "Illusionen - wie Schwanensee" (Beginn: 19 Uhr) im Großen Haus aus. Auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gibt es zahlreiche Arbeitsniederlegungen. Am Morgen wurde der Nord-Ostseekanal lahm gelegt: die Schleuse bei Brunsbüttel musste mangels arbeitswilligen Personal schließen.

Müll wird auch Freitag nicht abgeholt

Bei der Hamburger Stadtreinigung wird sogar am Donnerstag und Freitag gestreikt. An beiden Streiktagen würden viele Leerungstermine­ der schwarzen Restmülltonnen und der grünen Biotonnen ausfallen. Von den zwölf Recyclinghöfen haben am Donnerstag und Freitag lediglich vier geöffnet: Volksdorfer Weg, Rahlau, Am Aschenland und Krähenweg nehmen bis 17 Uhr Wiederverwertbares an. Mitarbeiter der Müllabfuhr hätten mit Beginn der 6-Uhr-Schicht die Arbeit ruhen lassen, sagte Stadtreinigungssprecher Reinhard Fiedler. Rund 35 Prozent der 3000 Mitarbeiter würden sich am Streik beteiligen. Die Gewerkschaft erklärte, dass 60 bis 70 Prozent der Mitarbeiter, die heute zum Dienst eingeteilt sind, die Arbeit ruhen lassen. Das wäen etwa 1500. Insgesamt befänden sich in Hamburg etwa 4000 Kollegen im Ausstand.

„Wenn die Kollegen hier in Hamburg in das wirtschaftliche Umfeld sehen, dann herrscht da Festtagsstimmung. Deshalb sind auch die Erwartungen klar“, sagte Bsirske am Morgen vor mehreren hundert Kundgebungsteilnehmern vor dem Haus des Arbeitgeberverbandes Arbeitsrechtliche Vereinigung in Hamburg. Die Beteiligung an den Warnstreiks sei „ein klares Signal“ an die Arbeitgeber. Betroffen vom Warnstreik sind am Donnerstag auch die Elbkinder-Kitas. Nach Abendblatt-Informationen bleiben 35 der 186 Einrichtungen geschlossen, 23 Kitas haben ohne Einschränkungen geöffnet, 128 bieten eine Not­betreuung an. „Die Eltern wurden am Montag mit Elternbriefen informiert“, sagt Sprecherin Katrin Geyer.

Schließungen und Notbetrieb in Kitas

Die Rudolf-Ballin-Stiftung betreibt 25 Kitas, drei davon öffnen nur eingeschränkt. Von den acht Kitas des Schulvereins bleiben mindestens vier geschlossen. Nur eine der fünf Kitas des Studierendenwerks öffnet regulär, drei halten einen Notbetrieb aufrecht, eine schließt. Die Eltern von Schulkindern in der Ganztagsbetreuung seien informiert, sagt Behördensprecher Peter Albrecht, die Betreuungsgarantie bestehe aber trotz möglicher Streiks weiter.

Aus der Elternschaft gab es durchaus kritische Stimmen zum Warnstreik. Zwei Mütter vor der geschlossenen Kita in der Wandsbeker Rauchstraße wollten zwar ihre Namen nicht nennen, sprachen aber von "Arbeitsverweigerung" und "grenzwertigen Forderungen". Allenfalls ein kurzer Streik sei legitim.

Nutzer von Bücherhallen müssen sich ebenfalls auf Einschränkungen einstellen. Wie PR-Managerin Gabriele Rösch von den Bücherhallen sagte, werden drei Einrichtungen geschlossen sein – und zwar in Altona, Eimsbüttel und Osdorfer Born. Die Abendveranstaltung, eine Buchlesung, werde in Altona dennoch stattfinden.

Streik-Aktionen auch an Theatern

Björn Krings von Ver.di bestätigte zudem zwei konkrete Aktionen an Theatern. So komme es am Deutschen Schauspielhaus bei dem Stück „Kaufmann von Venedig“ und in der Staatsoper bei „Illusionen wie Schwanensee“ zu „Beeinträchtigungen der Vorstellungen“. Aktionen an anderen Theatern wollte er auch nicht ausschließen.

Streikauftakt ist vor dem Sitz des Arbeitgeberverbands, erwartet wird der Ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske. Die Gewerkschaft will erreichen, dass die bundesweit rund 2,3 Millionen Tarif­be­schäftigten – darunter 25.000 in Hamburg Beschäftigte der städtischen Betriebe und des Bundes – sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt bekommen, mindestens aber 200 Euro pro Monat mehr. Die nächsten Gespräche sind am 15. und 16. April geplant. Seit Tagen gibt es bundesweit Warnstreiks, Ver.di-Chef Bsirske rechnet in dieser Woche mit über 100 000 Teilnehmern.

Morgen gibt es die nächste Kundgebung in der City

Für Morgen rechnet die Gewerkschaft in Hamburg mit 1500 Streikenden. der Warnstreik bleibt dann auf die Müllabfuhr beschränkt. Ab 8.30 Uhr startet die Kundgebung vor dem Gewerkschaftshaus am Besenbinderhof. Sie soll etwa eine Stunde dauern. Die Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt.