Hamburg. Christian Loferer, Hornist im Bayerischen Staatsorchester berichtet von seinen Erfahrungen im Großen Saal der Elbphilharmonie.

Vor wenigen Tagen spielte der Hornist Christian Loferer mit dem Bayerischen Staatsorchester erstmals in der Elbphilharmonie. Ein von Kritik wie Publikum gefeiertes Konzert, zu dem – ganz privat – auch Kanzlerin Angela Merkel mit ihrer Mutter kam. Auf dem Blog der Bayerischen Staatsoper (blog.staatsoper.de) berichtet Loferer von seinen Erfahrungen im neuen Konzerthaus:

Wie hat es sich angefühlt, das erste Mal in der Elbphilharmonie zu spielen?

Christian Loferer: Es war für uns alle sehr spannend, den Raum erstmals selbst zu erleben. Man hat im Vorfeld viel von Kollegen und Besuchern gehört, die seit der Eröffnung in der Elbphilharmonie waren. Als wir nun zum ersten Mal selber dort gespielt haben, waren wir alle erst mal überrascht. Der Klang war fast „lärmig“! Er hat sich auf der Bühne hochgeschaukelt und man hat zu viele akustische Informationen zurückbekommen. Dadurch war das Spielen schwieriger, als wir gedacht hatten.

Wie lange hattet ihr Zeit für die Anspiel­probe? Und ab wann konntet ihr euch auf die neue Akustik einlassen?

Loferer: Wir hatten eine gute Stunde für die Anspielprobe. Eingespielt waren wir aber tatsächlich erst ab den ersten Brahms-Takten im Konzert. Es war spannend zu beobachten, wie blitzschnell wir unser Spiel anpassen konnten.

Wie hast du die Akustik in der Elbphilharmonie empfunden?

Loferer: Die Voraussetzungen sind ganz anders als zum Beispiel im Nationaltheater. Wir Hörner mussten unsere Lautstärke etwa um ein Drittel reduzieren. Das lässt aber auch neue Möglichkeiten zu und macht vieles einfacher, weswegen uns das auch entgegenkam. Man konnte plötzlich viele Stellen hören, um die wir bei den vorangegangenen Konzerten in München gekämpft hatten. Man hat viele Stellen zum ersten Mal sehr klar gehört, ohne dass sie von den einzelnen Gruppen forciert werden mussten. Das war sehr erfreulich. Auf der anderen Seite haben wir aber auch gemerkt, dass es plötzlich schwer war, eine Intimität herzustellen.

Der Raum selber strahlt schon optisch keine Intimität, sondern eine gewisse Härte aus. Das hat dann auch Einfluss auf den Höreindruck. Im Gegensatz zu einem Raum, der mit Holz verkleidet ist, wirkt diese kalte Steinoptik ganz anders – und das macht etwas mit dir und hat Einfluss auf das Hören. Ich habe unsere Musik kühler empfunden als in einem „warmen“ Saal. Ein „barocker“ Raum wie etwa der Wiener Musikverein hat klanglich etwas Bauchiges. Dagegen war die Elbphilharmonie eher „HD“. Die Höhen kamen klar heraus. In der Probe ohne Publikum waren sie zwar fast zu präsent, im Konzert war das aber ein tolles Erlebnis!

Was hat dich an der Elbphilharmonie ­besonders begeistert?

Loferer: Besonders toll war die Aufstellung auf der Bühne, die rund um den Dirigenten angeordnet ist. Bei uns im Nationaltheater sitzen wir auf der Bühne frontal zum Dirigenten. Um den Dirigenten herum aufgebaut zu sein ist insofern vorteilhaft, weil man alle Kollegen sieht und niemanden im Rücken hat. Das gibt die Möglichkeit, mit allen Kollegen zu „pulsieren“ und gleich zu atmen. Eine wunderbare Erfahrung! Und als das Publikum im Saal war, hat sich die Akustik noch mal entscheidend verbessert. Auf einmal konnten wir die Endungen und Abschlüsse ganz neu gestalten, weil wir fast hochaufgelöst hören konnten.

Was macht es mit einem, wenn das Publikum nicht nur frontal zusieht, sondern ­Zuhörer hinter dem Orchester sitzen?

Loferer: Im besten Falle pusht es einen – es kann aber schnell sehr unangenehm sein, viele Leute im Rücken zu haben. Aber wenn so gute und positive Energien vorherrschen, wie bei unserem Konzert in der Elbphilharmonie, dann setzt das Energien frei und man fühlt sich von allen Seiten eingebettet.