Hamburg. Mit seiner Filiale in dem Baudenkmal reagiert der Lebensmittelhändler Rewe auf den erbitterten Wettbewerb in der Branche.

Mit einem schnellen Handgriff dreht Sasa Surdanovic ein Honigglas mit dem Etikett nach vorne. Man soll schließlich auf den ersten Blick die regionale Herkunft aus Reinbek erkennen. Einige Regalreihen weiter räumt der Lebensmittelhändler ein paar Kartons zur Seite. Wenige Stunden vor der Eröffnung des Rewe-Marktes in den historischen Zeisehallen ist noch einiges zu tun. In der Käse-Theke werden die Laibe hübsch arrangiert, an der Grillstation richten sich die Köche ein, und an den SB-Kassen müssen noch Schutzfolien abgezogen werden. „Wir wollten unbedingt vor Ostern eröffnen“, sagt Surdanovic. Viel Schlaf hat er in den vergangenen Tagen nicht bekommen. Am heutigen Dienstag können die ersten Kunden kommen.

Vor 100 Jahren wurden in dem Gebäudekomplex der ehemaligen Fabrik von Theodor Zeise in Ottensen Schiffsschrauben gegossen. Jetzt kann man in dem Baudenkmal, in direkter Nachbarschaft zum Zeise-Kino, seine Einkäufe erledigen, Burger, Pizza, Sushi und den täglich wechselnden Mittagstisch essen und demnächst vielleicht ein Konzert hören. „Das Konzept des Marktes ist bislang einmalig“, sagt Daniela Beckmann, Sprecherin von Rewe Nord.

Rund 13.000 Produkte

Auf einer Fläche von 1300 Quadratmetern verbinden sich Supermarkt mit rund 13.000 Produkten, Gastro-Bereich und eine Fläche für Veranstaltungen. Das Besondere: Die gastronomischen Angebote sind sogar am Sonntag geöffnet. Für Rewe ist der Standort auch ein Test, denn im Lebensmitteleinzelhandel tobt ein erbitterter Wettbewerb. Ungewöhnliche Standorte sind, so der Sprecher des Handelsverbands Lebensmittel, Christian Böttcher, eine Option in der Konkurrenz zum Onlinehandel, Alleinstellungsmerkmale zu schaffen und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.

Supermarkt zieht in Ottenser Zeisehalle:

Supermarkt zieht in Ottenser Zeisehalle

In den Ottenser Zeisehallen soll ein Rewe-Markt entstehen
In den Ottenser Zeisehallen soll ein Rewe-Markt entstehen © Roland Magunia | Roland Magunia
Der zukünftige Betreiber Sasa Surdanovic und die Architektin Valentina Kinzel wollen dabei
Der zukünftige Betreiber Sasa Surdanovic und die Architektin Valentina Kinzel wollen dabei "Einkaufen mit Geschichte verbinden" © Roland Magunia | Roland Magunia
So soll die Frischeabteilung in der historischen Halle aussehen
So soll die Frischeabteilung in der historischen Halle aussehen © REWE GROUP | REWE GROUP
Das Vorzeigeprojekt in Ottensen liegt im Trend einer Modernisierungs-Offensive von Discountern und Supermärkten
Das Vorzeigeprojekt in Ottensen liegt im Trend einer Modernisierungs-Offensive von Discountern und Supermärkten © Roland Magunia | Roland Magunia
Der ursprüngliche Eröffnungstermin im Dezember konnte wegen baulicher Probleme nicht gehalten werden. Nun wird Anfang April 2018 anvisiert
Der ursprüngliche Eröffnungstermin im Dezember konnte wegen baulicher Probleme nicht gehalten werden. Nun wird Anfang April 2018 anvisiert © Roland Magunia | Roland Magunia
Bis 2013 wurde die Fläche vom Theater-Institut der Uni genutzt
Bis 2013 wurde die Fläche vom Theater-Institut der Uni genutzt © Roland Magunia | Roland Magunia
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Die Architekten haben die Geschichte der ehemaligen Fabrikhalle in enger Absprache mit den Denkmalschützern in die neue Nutzung inte­griert. So wurde an der Backsteinfassade auf das charakteristische Rewe-Rot zugunsten einer Beschriftung mit Industrie-Retro-Touch verzichtet. Drinnen gibt es viel Beton, Stahl und Glas. An den Wänden hängen historische Fotos und riesige Schiffsschrauben. Leuchtbuchstaben weisen auf die Produktgruppen hin.

Konkurrenz ist groß

Im Boden ist eine alte Gussform eingelassen. Der Vermieter Procom Invest hatte nach eigenen Angaben 4,5 Millionen Euro in das Gebäude, das bis 2013 vom Theater-Institut der Hamburger Universität genutzt wurde, investiert. Vorbild ist die Umgestaltung der denkmalgeschützten Rindermarkthalle auf St. Pauli.

Rewe-Kaufmann Surdanovic, gelernter Fleischer und seit mittlerweile fast 20 Jahren beim zweitgrößten Lebensmittelhändler Deutschlands tätig, und sein 43-köpfiges Team setzen im Warensortiment auf Regionalität. „In der Frischeabteilung nennen wir Hofnamen und zeigen Fotos unserer Lieferanten“, sagt der 41-Jährige. Die Konkurrenz ist groß: In der Gegend gibt es diverse Einkaufsmöglichkeiten, darunter vier Rewe-Märkte.