Hamburg. Die Hamburger Staatsanwaltschaft soll bei ihren Ermittlungen nun auch mehrere Staatsräte ins Visier genommen haben.
Das legendäre Konzert der Rolling Stones vor 80.000 Menschen im Hamburger Stadtpark hallt weiter nach: Im Ermittlungsverfahren der Hamburger Staatsanwaltschaft wegen 100 Freikarten für Mitarbeiter des Bezirksamtes Nord, sowie Abgeordnete der Bezirksversammlung sollen nun auch mehrere Staatsräte im Visier der Behörde sein.
Die Sprecherin der Hamburger Staatsanwaltschaft, Nana Frombach, bestätigte diese Information der "Welt" auf Nachfrage nicht, dementierte sie allerdings auch nicht. Angaben zu den Empfängern der Karten könne sie derzeit nicht machen, da dies die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gefährden könnte.
Wurde über Freikarten vor Abschluss des Vertrages gesprochen?
Pikant erscheint allerdings, dass es nach bisherigen Erkenntnissen so aussehe, „als sei über die Freikarten bereits in den Verhandlungen vor Abschluss des Vertrages gesprochen worden“. Weiter werde geprüft, ob es einen „Zusammenhang zwischen den Freikarten und der Diensthandlung“ gebe, so Frombach. Mit der Diensthandlung ist die Ausnahmegenehmigung für die Nutzung der Festwiese für das Stones-Konzert gemeint.
Das Rolling-Stones-Konzert im September war ein Mega-Ereignis, mehr als 80.000 Menschen erlebten das Spektakel im Stadtpark. Unter ihnen auch Mitarbeiter des Bezirksamtes Nord, das die Genehmigung für die Nutzung der Festwiese im Stadtpark erteilt hatte, und Abgeordnete der Bezirksversammlung. Sie sollen von 100 Freikarten im Wert von mehreren Tausend Euro profitiert haben, die die Konzertagentur FKP Scorpio dem Bezirksamt überlassen hatten.
Ermittlungen gegen Bezirksamtsleiter
Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit einigen Monaten wegen Bestechung und Bestechlichkeit – konkret im Fokus steht unter anderem der Leiter des Bezirksamts Nord, Harald Rösler.
Diesen Verdacht wies der Amtsleiter Anfang Dezember 2017 im Hauptausschuss der Bezirksversammlung Hamburg-Nord „entschieden“ zurück. Rösler sei zuversichtlich, dass die Ermittlungen ergeben würden, dass der Korruptionsvorwurf unbegründet sei. Das Freikarten-Arrangement sei vielmehr eine reine Vorsichtsmaßnahme gewesen. Denn es sei „mit einem extrem schnellen Ausverkauf“ der Stones-Tickets zu rechnen gewesen.
Rösler habe der Gefahr begegnen wollen, dass „die Bezirksabgeordneten wie auch involvierte Mitarbeiter“ von der Veranstaltung ausgeschlossen sein könnten, „an deren Vorbereitung sie mit erheblichen zusätzlichen Arbeitsanstrengungen mitwirkten“. Auf den geldwerten Vorteil seien „ordnungsgemäß“ Abgaben und Beiträge gezahlt worden.