Hamburg. CDU-Politiker zweifelt an Angaben des Bezirksamts Hamburg-Nord. Wachsende Kritik nach ausweichender Stellungnahme.

Die Affäre um die 100 Freikarten für das Rolling-Stones-Konzert im Stadtpark wird immer undurchsichtiger. Mittlerweile ist das Bezirksamt Hamburg-Nord von seiner eigenen Darstellung abgerückt, zweimal 25 Karten, also insgesamt 50 der 100 Freikarten an Abgeordnete der Bezirksversammlung verteilt zu haben. In der jüngsten Antwort auf eine Kleine Anfrage des CDU-Bezirksabgeordneten Bernd Kroll werden keine Zahlen mehr genannt. Wie berichtet, ermittelt mittlerweile die Staatsanwaltschaft gegen den Bezirksamtsleiter Harald Rösler (SPD). Es geht um den Verdacht der Bestechlichkeit. Die 100 Freikarten für das damals schon ausverkaufte Konzert kamen vom Veranstalter FKP Scorpio. Gegen dieses Unternehmen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Bestechung.

Kroll bezweifelt, dass tatsächlich 50 der 100 Freikarten an Bezirksabgeordnete oder Beigeordnete verteilt wurden. „Soviel ich weiß, sind nur zwölf Karten angenommen worden“, sagt er. Das würde bedeuten, dass nicht 50, sondern 88 Karten an Mitarbeiter des Bezirksamts gegangen sind – erheblich mehr als bisher bekannt. Dieser Punkt ist durchaus von Bedeutung, denn während die Abgeordneten das Kartengeschenk annehmen durften, ist das den Behördenmitarbeitern nicht erlaubt.

Die Kritik wächst

Immerhin hatten die teuersten der paarweise vergebenen Karten einen Wert von zusammen 340 Euro, die billigsten einen Wert von zusammen rund 200 Euro. In der Kleinen Anfrage gibt es zu diesem Komplex nur eine ausweichende Stellungnahme des Bezirksamts. Aber offenbar haben die Bezirksabgeordneten ihr 50-Karten-Kontingent tatsächlich nicht ausgeschöpft. Denn das Bezirksamt schreibt: „Das nicht abgerufene Kontingent an Karten ist in einer Nachverteilung Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bezirksamts angeboten worden“.

In der Bezirksversammlung wächst mittlerweile die Kritik. Michael Werner-Boelz, Fraktionschef der Grünen, sagt: „Das ist schon alles sehr nebulös. Man kann dem Bezirksamt nur raten, endlich mit offenen Karten zu spielen. Nur das hilft.“ Bernd Kroll von der CDU kritisiert: „Es gibt überhaupt keine Bereitschaft, Transparenz zu schaffen. Es bleibt alles im Dunklen.“ Am 5. Dezember ist die Freikarten-Affäre Thema im Hauptausschuss. Dann soll der Bezirksamtsleiter Harald Rösler sein Verhalten erklären.