Hamburg/Rom. In Rom erzählt ein Hamburger Vater Franziskus, dass acht von 21 Schulen geschlossen werden sollen – und der Pontifex reagiert.

Und dann stand der Papst im Petersdom tatsächlich vor ihm. „Da bekam ich flatterige Knie“, erzählt Christoph Heinze. Der 53-jährige Hamburger hatte am vergangenen Mittwoch in der weltbekannten Basilika einen Platz in der ersten Reihe ergattert, zusammen mit seiner Frau Sabine und Tochter Noona. Zuvor war der Andrang bei der Generalaudienz mit dem Pontifex in der Audienzhalle am Petersplatz so groß gewesen, dass die Familie nicht hineinkam.

Die Heinzes machen gerade Urlaub in Italien. Sie sind Protestanten, und hatten eigentlich nicht damit gerechnet, ihm so nahe zu kommen. Ihre siebenjährige Tochter besucht allerdings die Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum, die zu den 21 katholischen Schulen in Hamburg zählt, aber nicht von den Schließungs-Plänen des Erzbistums bedroht ist. Trotzdem unterstütze er die Initiative „Rettet 21“, sagt Christoph Heinze.

Einmalige Chance

Deswegen habe er in Rom diese einmalige Chance nutzen wollen – und Franziskus einfach angesprochen: „Heiliger Vater, wir haben ein großes Problem in Hamburg“, sagte Heinze. „Die katholische Kirche beabsichtigt, bis zu acht von 21 katholischen Schulen zu schließen.“

Der Papst, der „ganz weiche, warme Hände“ habe, wusste von dem Problem offenbar nichts, erzählt Heinze. „Aber er hat es nicht abgetan, sondern war sehr interessiert und zugewandt. Und er sagte, er werde das Thema ansprechen.“

Was „ansprechen“ konkret bedeutet, blieb bei der Begegnung unklar. Denn der Papst sei nicht weiter darauf eingegangen, sondern habe erzählt, er könne sich noch gut an einen Besuch in Hamburg erinnern, der sehr schön gewesen sei, und an die Kirche St. Joseph in Wandsbek.

Christoph Heinze war von dem Erlebnis so begeistert, dass er noch aus dem Italien-Urlaub eine E-Mail an die Klasse 6B der Sophie-Barat-Schule schickte, in der er von der Begegnung berichtete. Andere Eltern ließen den Brief der Initiative „Rettet 21“ zukommen.

Offener Brief an den Papst

Einer freute sich über die Nachricht besonders: Pascal Landahl. Der Theo­logiestudent aus der Gemeinde St. Sophien in Barmbek hatte vor Kurzem mit dem Anwalt Markus Kehrbaum und einer Pädagogin einen offenen Brief an den Papst verfasst und im Internet auf der Plattform www.change.org veröffentlicht.

Das Bittgesuch unterschrieben bisher mehr als 19.000 Menschen, hinzugekommen seien Unterschriften auf weiteren Listen, sagt Landahl. „Wir planen, diese demnächst dem Heiligen Vater in Rom oder der Apostolischen Nuntiatur in Berlin zu überreichen.“

Landahl und seine Mitstreiter sorgen sich insbesondere um die Sophienschule in Barmbek, für die neben zwei weiteren katholischen Schulen eine Art Gnadenfrist gilt, weil das Erzbistum prüft, ob sich diese Standorte doch weiterführen lassen.

Ende Februar hatten vor dem Rathaus etwa 3500 Eltern und Kinder gegen die Pläne des Erzbistums protestiert, bis zu acht von 21 Schulen zu schließen. Am nächsten Tag hatten das Erzbistum und die Hamburger Schulgenossenschaft zur Rettung der Schulen erklärt, sie wollten eine „neue Form gemeinsamer Verantwortung“ finden. Bis zum 5. Juli soll ein Projektplan stehen.

Erwartungen gedämpft

Generalvikar Ansgar Thim hatte die Erwartungen daraufhin allerdings gedämpft: „Was wir mit der Hamburger Schulgenossenschaftsinitiative zusammen schaffen können, hängt wesentlich von der Leistungsfähigkeit der Initiative ab“, teilte er mit. „Wir haben unsere Möglichkeiten bereits klar benannt: 13 Schulen werden wir weiterentwickeln.“ Von einer Weiterführung der fünf Schulen, für die bis zuletzt galt, dass sie auf jeden Fall geschlossen werden sollen, sprach er nicht.