Hamburg . Was wird aus den katholischen Schulen? Der Erzbischof prüft das Angebot an die Kirche, private Gebäude zu leasen.
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße hält an den Schließungsplänen für katholische Schulen aus Geldnot fest, ist aber für Rettungsinitiativen aufgeschlossen. „Für jede Schule, die erhalten bleibt, bin ich sehr dankbar“, sagte Heße der Deutschen Presse-Agentur. „Dafür nehme ich auch gern jede Hilfe in Anspruch.“
Dabei setze er nicht nur auf die Stadt und die Kooperation mit der Hamburger Schulgenossenschaft – einer privaten Initiative, die sich für den Erhalt möglichst aller 21 katholischen Schulen in Hamburg einsetzt. Heße hofft auch auf weitere private Investoren. Er warnt aber vor unrealistischen Erwartungen: Es bleibe der Vorbehalt der Finanzierbarkeit.
Ausgleich zwischen Diözesen
Inzwischen bat Heße sogar reichere Bistümer um Unterstützung. Der Erzbischof: „Kurz nach der Ankündigung der Schulschließungen habe ich im Ständigen Rat der Bischofskonferenz in Würzburg an die grundsätzliche Solidarität appelliert und deutlich gemacht, dass es einen Ausgleich zwischen armen und reichen, großen und kleinen Diözesen geben muss.“ Das sei auf der Frühjahrsvollversammlung vom Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, „ausdrücklich aufgegriffen worden“. Heße: „Aber das müssen wir als Bischofskonferenz jetzt entwickeln. Im Moment gibt es ein solches Solidaritätssystem nicht, sodass ich auch gar nicht einen solchen Antrag hätte stellen können.“
Das Erzbistum hatte am 19. Januar ohne Rücksprache mit den Betroffenen angekündigt, fünf bis acht Schulen zu schließen. Schulleiter, Elternvertreter und Schüler fühlten sich übergangen, Initiativen zur Schulrettung wurden gegründet. Die Hamburger Schulgenossenschaft will, wie berichtet, 10.000 Unterstützer gewinnen und insgesamt zehn Millionen Euro als Grundkapital aufbringen.
Finanzielle Schieflage des Erzbistums
Heße verweist erneut auf die finanzielle Schieflage des Erzbistums, obwohl die Kirchensteuereinnahmen seit 2005 von etwa 60 Millionen auf zuletzt 95 Millionen Euro gestiegen sind: „Wir sind bilanziell mit 80 Millionen Euro überschuldet, das heißt, wir sind zahlungsfähig, aber die Verpflichtungen des Bistums sind deutlich höher als das Vermögen. Die Überschuldung würde bis 2021 auf 350 Millionen Euro steigen, wenn wir nichts unternehmen.“
Als besonderes Problem nennt der Erzbischof, dass in der Vergangenheit die Pensionslasten der Lehrer nicht auskömmlich zurückgelegt wurden. Das Bistum wolle jedes Jahr in den Pensionsfonds für die Lehrer etwa 15 Millionen Euro einzahlen – und das sukzessive, um den Topf zu füllen. „Die übernommenen Haftungsrisiken aus dem Schulverband liegen bei 269 Millionen Euro“, sagte Heße.
„Wenn man damals verantwortlich zurückgelegt hätte, sowohl in Pensionen wie auch in Baurücklagen, hätten wir heute das Problem wahrscheinlich nicht.“ Es müssten jetzt viele Schulen instand gesetzt werden. Allein für die 13 Schulen, die in jedem Fall erhalten bleiben, seien 65 Millionen Euro notwendig und für die drei von Schließung bedrohten Schulen, „die wir wenn möglich weiterentwickeln wollen“, noch einmal 55 Millionen Euro – zusammen also 120 Millionen Euro.
Für drei bedrohte Schulen 55 Millionen Euro nötig
Von der Stadt erwartet Heße mehr Unterstützung: „Die freien Träger bekommen vom Staat eine gewisse Refinanzierung für das, was sie im Bereich der Schulen machen. Das ist aber aus unserer Sicht im Moment noch zu wenig, sodass wir hier ins Gespräch gehen müssen.“ Man sei auch noch im Gespräch „mit einer Reihe von Privatinvestoren, die sich angeboten haben, mit uns weitere Perspektiven zu entwickeln“. Damit sei beispielsweise das Zurückleasen von Gebäuden gemeint, die Investoren für die Kirche bauen. „Das sind alles Ideen, die jetzt geprüft werden, weil uns daran liegt, die Schulen mittelfristig sicher zu machen, am besten sogar langfristig.“
„Mit der Genossenschaftsinitiative haben wir vereinbart, erst mal einen Projektplan aufzustellen, um dann – so Gott will – bis Anfang Juli, also dem Beginn der Sommerferien, alle wesentlichen Fragen zu klären“, sagte Heße. Er sei dankbar für dieses große Engagement.
Es gibt aber Differenzen: Das Erzbistum will die Trägerschaft der Schulen behalten und die Verantwortung weiterführen, etwa für das Personal. Dagegen favorisieren Vertreter der Initiative ein paritätisches Modell „gemeinsamer Verantwortung“ für das katholische Schulwesen in Hamburg.
„Wir geben ja letztlich eine Jobgarantie für alle Beschäftigten an unseren Schulen ab“, sagte Heße zur Position des Erzbistums. Aber das schließe ja nicht aus, andere Kooperationsmodelle zu finden. „Wir haben gesagt, wir wollen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Was das heißt, das müssen wir miteinander klären. Wir stehen erst am Anfang der Gespräche.“ Man habe „konstruktive, offene und vertrauensvolle Gespräche“ geführt. „Jetzt muss gearbeitet werden“, sagte Heße.
Haushalt in Ordnung bringen
Auf die Frage, ob bei ihm die Bereitschaft gewachsen sei, dass die Schließungspläne nicht das letzte Wort sein müssen, antwortete Heße: „Wir müssen nicht nur Formen der gemeinsamen Verantwortung finden, sondern es hängt auch entscheidend davon ab, was finanziell möglich ist. Es gehe nicht nur um Schule. Heße. „Wir müssen den Haushalt in Ordnung bringen. Sonst haben wir noch größere Probleme in allen anderen Bereichen.“