Hamburg. Es gibt kein Wundermittel gegen grippale Infekte, aber viele Medikamente. Doch welche können wirklich helfen?

Die einen schwören auf Lutschtabletten, die anderen auf ihre Teemischung und manche einfach auf drei Tage Schlaf. Denn das eine Wundermittel gegen grippale Infekte gibt es nicht. Aber gibt es nicht wenigstens ein paar Geheimtipps? Das Abendblatt hat fünf Apotheker nach ihrem besten Mittel gegen Schnupfen und Co. gefragt.

Darmbakterien und Muttermilch

Seit 1994 ist Birte Rießelmann Apothekerin und gibt den Menschen täglich ihr medizinisches Wissen und ihre Ratschläge weiter. Ihr „Geheimtipp“ gegen Erkältungskrankheiten ist erst einmal simpel: Tee trinken und warme Socken. Wenn es einen aber doch erwischt und man mit tropfender Nase, Halsweh und Husten zu kämpfen hat, empfiehlt sie vor allem zwei Medikamente, die sie auch selbst immer griffbereit bei sich zu Hause hat.

Zum einen sind das Symbio-Flor-1-Tropfen (50 ml für 13,74 Euro), die die natürlichen Darmbakterien Enterokokken enthalten. Diese regen die Bildung von Antikörpern auf den Schleimhäuten an, was dann wiederum das Immunsystem stärke, so die Inhaberin der Rathaus-Apotheke. Rießelmanns persönliche Empfehlung ist, die Tropfen vor dem Schlucken für ein paar Minuten im Mund zu behalten oder sie sich direkt in die Nase zu tropfen, damit die Schleimhäute möglichst viel aufnehmen können.

Zum anderen empfiehlt die langjährige Apothekerin Kolostrum, sogenannte Erst- oder Vormilch (29,95 Euro). Es ist die allererste Muttermilch, die bei Säugetieren von der weiblichen Milchdrüse produziert wird, und diese enthalte in geballter Form wichtige Proteine, Enzyme, Vitamine, Mineralien, Aminosäuren und Antikörper, die das Immunsystem stärken würden, so Rießelmann. Man könne diese Milch als das „potenteste Lebensmittel der Welt“ bezeichnen.

Vor allem brauche der Körper aber Ruhe und Wärme. Also lieber ein paar Tage freinehmen, als die Symptome mit Aspirin und Co. zu unterdrücken, so die Apothekerin.

Hände waschen und Hustensaft
Vitamincocktails oder Zink können laut Egbert Waschulewski von der Apotheke am Paulinenplatz helfen, ein geschwächtes Immunsystem zu unterstützen. Vielmehr sollte man aber auf einen allgemein gesunden Lebensstil achten, um sein Immunsystem kontinuierlich stark zu halten, so der Apotheker. Mit einer guten Abwehrkraft lasse der Körper die Viren nicht so leicht an sich heran. Um das zu erreichen, sei es vor allem wichtig, ausreichend zu schlafen und zu viel Stress zu vermeiden, so Waschulewski.

Zudem sollte man möglichst viele Spaziergänge an der frischen Luft machen und trotz des kalten Wetters die Räume nicht überheizen, denn das bekomme den Schleimhäuten gar nicht gut. Man solle auch vermeiden, sich mit den Händen ins Gesicht zu fassen, und diese natürlich so oft wie möglich waschen. „Das ist alles, was ich persönlich zur Vorbeugung einer Erkältung mache,“ sagt der Apotheker.

Wenn es einen dann doch erwischt, könne man den Krankheitsverlauf eventuell mit Nasenspray und schleimlösenden Medikamenten verkürzen. Hier empfiehlt Waschulewski den Hustensaft Mucosolvan (rund 6 Euro).

Afrikanische Wurzel und Senföl

„Ich selbst trinke jeden Tag viel Tee, besonders auch Ingwertee, um Erkältungen vorzubeugen,“ sagt Apothekerin Sarah Ali-Mohamadi-Dlir aus der Carjell’s Apotheke in Rotherbaum. Auch schwört sie auf eine gesunde Ernährung, mit vielen natürlichen Vitaminen und Sport, was den Körper stärke und das Immunsystem fit halte.

Bei den ersten Erkältungssymptomen habe sich für sie immer das rein pflanzliche Medikament Umckaloabo (20 ml für rund 10 Euro). bewährt. Das aus der südafrikanischen Wurzel der Kapland-Pelargonie gewonnene Mittel werde auch als das natürliche Antibiotikum bezeichnet und soll bei grippalen Infekten, vor allem auch bei Entzündung der Atemwege, Wunder bewirken.

Aber auch Angocin-Anti-Infekt-N-Filmtabletten (200 Stück für rund 20 Euro) stünden ganz oben auf ihrer Liste, so Sarah Ali-Mohamadi-Dlir. Diese werden aus Meerrettich und Kapuzinerkresse gewonnen und seien ebenfalls ein rein pflanzliches Mittel. In den beiden Pflanzen sind Senföle enthalten, die eine hemmende Wirkung auf Bakterien und Viren hätten – ideal für die Abwehr einer Erkältung. Aber auch bei einer Blasenentzündung könnten die Tabletten Linderung verschaffen, so die Apothekerin.

Ansonsten würden auch immer altbewährte Hausmittel helfen – Zwiebelsud oder Quarkwickel bei Husten und Bronchitis seien besonders für Kinder zu empfehlen, so Sarah Ali-Mohamadi-Dlir.


Löwenzahnkraut und Schleimlöser
Katharina Meier aus der Bavaria Apotheke auf St. Pauli ist kein Fan von chemischen Kombipräparaten. Lieber greife sie auf pflanzliche Kräfte zurück, zum Beispiel Imupret in Form von Tropfen oder Dragees (rund 12 Euro). Pflanzliche Wirkstoffe aus Walnussblättern und Löwenzahnkraut würden dem Körper bei der Immunstärkung helfen, um eine Erkältung schon im Anfangsstadium abzufangen. Von derselben Firma kommen die empfohlenen Sinupret-Tabletten (rund 13 Euro). Vor allem bei Nasen- und Stirnnebenhöhlen-Problemen könnten diese helfen, den festsitzenden Schleim zu lösen, so Meier. Unterstützend wirke Inhalieren oder eine Nasendusche mit Natriumchlorid-Lösung befreiend.

Wenn es die Kleinsten mal etwas stärker erwischt hat, rät die Pharmazeutin zum Hustensaft Prospan (rund 9 Euro) aus Efeu. „Dieses Mittel ist schon ab dem Säuglingsalter verträglich.“


Brust- und Wadenwickel
Hans Streicher, Inhaber der Central-Apotheke am Rödingsmarkt, schwört auf die einfachen Methoden. Der gebürtige Hamburger ist bereits seit 60 Jahren als Apotheker tätig und sagt, dass Fiebermessen bei einem grippalen Infekt immer der erste Schritt sein sollte. Wenn der Patient tatsächlich fiebert, heißt es: ab ins Bett und absolute Ruhe. Im Falle von sehr hohem Fieber (ab 39 Grad), dürften auch mal fiebersenkende Mittel eingesetzt werden. Sobald der Betroffene wieder fieberfrei ist, rät der Pharmazeut zu heißen Wannenbädern und Getränken, um die Krankheit auszuschwitzen. Wasser, Fliederbeersaft und Tees müssten dann den geminderten Flüssigkeitshaushalt wieder auffüllen.

„Meine Mutter hat mich noch mit Brustwickeln ins Bett gesteckt“, sagt Streicher. Bei dieser Methode wird ein feuchtes Leinentuch um den Brustkorb gewickelt, darüber kommt ein trockenes Handtuch, und die letzte Schicht bildet ein Wolltuch. Wenn nach rund 90 Minuten der Schweiß ausbricht, wird der Wickel wieder entfernt. Bis heute seien Brust- sowie Wadenwickel sehr wirksam, nur bedeuteten sie auch viel Arbeit, denn nach der Anwendung müsse die Bettwäsche sowie der Schlafanzug gewechselt werden.