Hamburg/Hannover. Die Asklepios Klinik Altona hat bereits eine „Influenza-Station“ eingerichtet. Vorwurf: Falscher Impfstoff bei Grippe-Impfung.
Die Grippewelle rollt und macht sich jetzt auch in den Kliniken bemerkbar. Im Zentralen Labor der sieben Asklepios-Kliniken wurden seit Anfang Februar 150 Influenzfälle nachgewiesen, allein 50 davon in der Asklepios Klinik Altona, sagte Asklepios-Sprecher Matthias Eberenz. Die Tendenz in den Nachweisen sei in Altona noch steigend. Zwar werden nicht alle Grippepatienten auch stationär aufgenommen. Aber die AK Altona hat wohl mehr Grippepatienten als die anderen Asklepios-Kliniken und hat deswegen jetzt vorübergehend eine eigene Inflienzastation eingerichtet.
Alle Mitarbeiter der Klinik , die Kontakt mit Patienten haben, sind angewiesen, zum Schutz vor der Infektion einen Mundschutz zu tragen.
Auch Dr. Michael Wünning, Chefarzt der Notaufnahme im Katholischen Marienkrankenhaus berichtet, dass vermehrt Grippepatienten stationär aufgenommen werden. Hauptsächlich handle es sich um ältere Patienten, die als Komplikation auch vermehrt Herz-Kreislauf-Probleme hätten. Auch die Mitarbeiter in der Notaufnahme arbeiten verstärkt mit Mundschutz.
Die meisten Patienten werden ambulant behandelt
Auch im Albertinen-Krankenhaus im Amalie-Sieveking-Krankenhaus kommen jetzt mehr Grippekranke in die Zentralen Notaufnahmen. „Aber die überwiegende Anzahl der Patienten muss nicht stationär aufgenommen werden, sondern kann im ambulanten Bereich weiter versorgt werden“, sagte Pressesprecher Dr. Fabian Peterson,
Im Universitätsklinikum Eppendorf werden zwar vermehrt Grippepatienten auf den Stationen behandelt, aber es seien nicht ungewöhnlich viel und auch nicht mehr als in anderen Jahren, sagte eine UKE-Sprecherin.
Mehr Influenza-Patienten in Niedersachsens Unikliniken
Nicht nur in Hamburg, auch in Niedersachsen kommen mehr Grippekranke in die Kliniken. Niedersachsens Universitätskliniken nehmen täglich mehr Influenza-Patienten in der Notaufnahme auf. An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) sind schon 80 bis 90 Betten mit Grippe-Patienten belegt, davon drei auf der Intensivstation. Der Direktor der MHH-Klinik für Pneumologie, Tobias Welte, kritisierte am Freitag, dass in diesem Winter wieder ein falscher Impfstoff empfohlen worden sei. Die Dreifachimpfung schütze nur unzureichend vor dem derzeit dominanten B-Virustyp, der direkt das Herz infizieren könne, sagte Welte.
Seit Jahresbeginn wurden 92 Herzinfarkt-Patienten in die MHH eingeliefert, in Sommermonaten sind es nur durchschnittlich 40 Fälle. Der Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie, Johann Bauersachs, sieht einen Zusammenhang mit der Grippewelle. Eine Influenza-Erkrankung, aber auch andere Entzündungen im Körper steigerten das Herzinfarkt-Risiko, sagte der Herzspezialist. Dies sei durch internationale Studien gut belegt.
Grippewelle hat neuen Höhepunkt erreicht
Die Universitätsmedizin Göttingen versorgt ebenfalls zunehmend Grippe-Patienten, seit Jahresbeginn waren es 42. Zwei Drittel von ihnen haben einem Sprecher zufolge Influenza Typ B. Auch das Städtische Klinikum Braunschweig registrierte mehr Patienten mit Grippesymptomen sowie einen Anstieg der Herzinfarktpatienten. Dagegen gab es im Klinikum Oldenburg noch keine Auffälligkeiten in Bezug auf Influenza-Patienten, wie eine Sprecherin sagte. Zahlen für das ganze Land gibt es nach Angaben der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft zurzeit nicht.
Bundesweit hat die Grippewelle einen neuen Höhepunkt erreicht. In der dritten Februarwoche registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) rund 24.000 nachgewiesene Grippefälle. Die Dunkelziffer ist höher. 136 Menschen starben nach einer Influenza-Infektion, in Niedersachsen sind es sechs.
Dem Landesgesundheitsamt in Hannover wurden in der vergangenen Woche 1203 neue laborbestätigte Grippefälle übermittelt, in den ersten fünf Tagen dieser Woche sind es schon 1453 Meldungen. Die Gesamtzahl seit Beginn der Saison liegt bei 5356 Fällen und damit etwas höher als im Vorjahr. Knapp jeder fünfte der Patienten musste im Krankenhaus behandelt werden.
Die MHH-Mediziner beklagen eine zunehmende Impfmüdigkeit in der Bevölkerung. Auch junge Menschen ohne Vorerkrankungen könnten an einer Grippe sterben, sagte Bauersachs. Empfohlen wird eine Impfung vor allem Senioren und chronisch Kranken bereits im Herbst. Jetzt ist es dafür zu spät. Die Grippewelle endet in der Regel spätestens Ende März, ein Schutz entwickelt sich erst vier Wochen nach der Impfung.