Hamburg. Ungleichbehandlung zwischen gesetzlich Versicherten und Privatpatienten angeprangert. Institut empfiehlt Vierfachimpfung.

Während die Grippewelle in Hamburg ihrem Höhepunkt entgegenschwappt und dabei weder vor Ex-HSV-Spielern wie René Adler noch vor Otto Normalpatienten in rammelvollen Wartezimmern haltmacht, kritisieren Ärzte aus dem Norden, dass gesetzlich Versicherte keinen ausreichenden Grippe-Impfstoff bekommen. Konkret sei die Dreifachimpfung für Kassenpatienten in diesem Jahr weniger wirksam als die Vierfachimpfung von Privatpatienten.

„Es ist ein Unding, dass nur privat Versicherte die wirksamere Schutzimpfung erstattet bekommen und gesetzlich Versicherte mit dem Dreifachmittel abgespeist werden“, sagte Matthias Seusing, Arzt aus Kiel und Vorsitzender der Landesgruppe Schleswig-Holstein des NAV-Virchow-Bundes. Für den Verband der niedergelassenen Ärzte seien gerade Hochrisiko-Patienten während der Grippewelle auf einen effektiven Schutz angewiesen – unabhängig von ihrem Kassenstatus.

Anstieg um 53 Prozent

Vier Todesfälle im Zusammenhang mit der aktuellen Influenza-Welle wurden der Hamburger Gesundheitsbehörde bisher gemeldet. Alle Opfer lagen im Krankenhaus und waren teils weit älter als 60 Jahre. Innerhalb der vergangenen Woche war die Zahl der Grippeerkrankungen um 53 Prozent gestiegen, von 803 in der vorvergangenen Woche auf 1230 Fälle. In den ersten acht Wochen des Jahres gab es in Hamburg bereits 68 Prozent mehr Grippeerkrankungen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Allerdings waren damals insgesamt zwölf Opfer der Influenza in Hamburg zu beklagen – elf davon älter als 60 Jahre.

Wenn sich, wie derzeit, in der Grippesaison ein Erreger als besonders aktiv erweist, müssten nach Ansicht des Verbands der niedergelassenen Ärzte die Krankenkassen reagieren. Vor allem Senioren und Patienten mit bestimmten kritischen Vorerkrankungen sollen bei veränderten Erregerstämmen auf Kassenkosten nachgeimpft werden können.

Hinweis zur Impfung

Die Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (RKI) hatte im Februar die Vierfachimpfung gegen Grippe empfohlen. Bis dahin war man von einem guten Schutz durch die Dreifachimpfung ausgegangen. Im Unterschied zur Dreifachimpfung ist der Vierfachimpfstoff auch gegen die sogenannte Yamagata-Linie wirksam. Diese Linie macht derzeit rund 75 Prozent der Grippeerkrankungen aus.