Hamburg/Kiel. Für Hamburg und Schleswig-Holstein geht es um Milliarden. Notwendige Zustimmung der Parlamente frühestens im April.

15 Jahre lang stand die HSH Nordbank für Glamour, Drama, Skandale und Verluste – nun wird dieses Kapitel endgültig abgeschlossen. Auf Anordnung der EU müssen Hamburg und Schleswig-Holstein heute einen Käufer für die Bank präsentieren. Gelingt das nicht, muss ihr Institut abgewickelt werden. So oder so werden die beiden Länder, die ihre Landesbanken 2003 zur HSH zusammengelegt hatten, auf einem Schaden von rund 13 Milliarden Euro sitzen bleiben. Das entspricht einem Jahresetat der Stadt Hamburg.

Verhandlungen offenbar auf Zielgeraden

Alle Signale deuten darauf hin, dass der Verkauf gelingen wird. Die Verhandlungen mit einem Konsortium aus den US-Investoren Cerberus (ist bereits an der Commerz- und der Deutschen Bank beteiligt) und J.C. Flowers (mit 5,1 Prozent an der HSH beteiligt) seien auf der Zielgeraden, heißt es aus dem Umfeld der beiden Landesregierungen.

Ausführliche Debatte

Sie werden heute Vormittag in Kiel in einer gemeinsamen Kabinettssitzung über den Verkauf entscheiden. Um 12 Uhr wollen die Regierungschefs Olaf Scholz (SPD, Hamburg) und Daniel Günther (CDU, Schleswig-Holstein) gemeinsam mit den Finanzministerin Monika Heinold (Grüne, Kiel) und Peter Tschentscher (SPD, Hamburg) die Entscheidung verkünden. Am Nachmittag wird Scholz in der Bürgerschaft eine Regierungserklärung zu dem Thema abgeben, gefolgt von einer ausführlichen Debatte. Die notwendige Zustimmung der Parlamente zum HSH-Verkauf wird aber frühestens im April erfolgen.

Nach der Privatisierung will die HSH Nordbank ihre Aktivitäten in der Finanzierung von Infrastrukturprojekten noch verstärken. Es geht dabei unter anderem um Glasfaserkabelnetze, Datenzentren, Güterzüge, Fernwärmenetze sowie Tanklager. „Gerade beim Glasfaserausbau hat Deutschland erheblich Lücken“, sagte Marcus Kleiner, Leiter des Bereichs Infrastructure & Rail. Erst weniger als drei Prozent aller Breitbandanschlüsse in Deutschland nutzten diese leistungsfähige Technologie; in Lettland seien es bereits 80 Prozent, in Schweden 55 Prozent.

Breitband-Spezialist: „Die Chancen sind groß“

Kleiner sieht die HSH als die „führende heimische Adresse“ in der Infrastrukturfinanzierung, Wettbewerber seien vor allem ausländische Großbanken etwa aus Frankreich und den Niederlanden. Aktuell hat das Kreditportfolio der HSH in dieser Sparte ein Volumen von knapp zwei Milliarden Euro. Dabei wurden im vorigen Jahr 16 Transaktionen mit einem Neugeschäftsumfang von 640 Millionen Euro abgeschlossen. Derzeit befänden sich 42 Transaktionen mit insgesamt 2,5 Milliarden Euro in der Anbahnung, so Kleiner, wobei es nicht in jedem Fall auch zu einem Abschluss kommen werde. In die eigenen Bücher nehme man in der Regel jeweils Kreditanteile von maximal 100 Millionen Euro.

„Die Chancen sind groß, und die Risiken sind beherrschbar“, sagte Steffen Leiwesmeier, Breitband-Spezialist bei der HSH, über die Infrastrukturfinanzierung. In sechs Jahren habe es hier keinen einzigen Ausfall im Kreditbestand gegeben, so Kleiner. Rund 20 Personen sind in dem Team tätig. Wegen der Wachstumspläne werde eine Verstärkung nötig sein. Bisher ist die HSH auf dem Feld hauptsächlich in Deutschland und in den Beneluxländern aktiv, Potenzial sehe man künftig in Asien. Heute entscheiden die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, an welchen privaten Investor die HSH verkauft wird

HSH Nordbank – Das große Dossier