Hamburg . Kaltluft aus der Arktis und Sibirien bestimmt ab Montag das Wetter. Winternotprogramm öffnet bei extremer Kälte bereits vor 17 Uhr.
Auf Hamburg und Umgebung rollt die stärkste Kältewelle dieses Winters zu. „Ab Montag erwartet uns Tiefkühlschrankwetter“, sagt Frank Böttcher vom Institut für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg. Das bedeutet: klirrende Kälte und Dauerfrost. „Nachts kann es bis minus 15 Grad kalt werden, tagsüber steigt das Thermometer auf maximal minus drei Grad“, sagt der Wetterexperte.
Stadt sollte sich auf Kälte vorbereiten
Statt auf Frühling müssen sich die Hamburger wegen der polaren Luft also auf klirrende Kälte einstellen, die aus der Arktis und Sibirien in Richtung Hamburg zieht. „Für Obdachlose kann diese Wetterlage lebensbedrohlich werden“, warnt der Meteorologe Böttcher. Er appelliert an die Stadt, sich rechtzeitig auf die Kältewelle vorzubereiten und entsprechend Vorkehrungen zu treffen.
Erst Anfang Februar hatten fast 95.000 Menschen gefordert, die Unterkünfte des Hamburger Winternotprogramms auch tagsüber zu öffnen. Eine entsprechende Petition wurde am 7. Februar im Rathaus übergeben. Das Straßenmagazin "Hinz&Kunzt" fordert schon seit Jahren eine Tagesöffnung sowie die Öffnung der Notunterkünfte für alle Obdachlosen, auch die osteuropäischen.
Winternotprogramm öffnet bei extremer Kälte früher
Die Sozialbehörde weist auf Abendblatt-Anfrage darauf hin, dass die beiden Standorte des Winternotprogramms (Schaarsteinweg 14 und Friesenstraße 22) grundsätzlich erst um 17 Uhr öffnen. "Ein vorzeitiger Einlass ist aber bei extremen Witterungsverhältnissen in Absprache mit der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration sowie dem Betreiber fördern und wohnen möglich", sagt der Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. "Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass der Betreiber die Witterungsverhältnisse im Blick hat und hier sehr sorgfältig vorgeht."
Zudem sei das nächtliche Winternotprogramm genau für solche Witterungsverhältnisse errichtet worden, sagt Schweitzer. "Also für bitterkalte Nächte." Der Senat hatte sich jedoch bereits 1992 dazu entschieden, das Programm unabhängig vom Wetter von November bis Ende März zu öffnen.
"Es gibt noch viele freie Plätze"
Nach Angaben der Behörde liegt die Auslastung des Winternotprogramms momentan bei rund 83 Prozent. "Es gibt noch viele freie Plätze", sagt Marcel Schweitzer. An den Standorten gibt es 760 Übernachtungsplätze, abschließbare Schränke und für Frauen abgegrenzte Bereiche. Bei Bedarf kann die Platzzahl nach Behördenangaben an beiden Standorten aufgestockt werden.
Die Sozialbehörde bittet Bürger, die obdachlose Menschen in akuten Notlagen sehen, den Rettungsdienst der Feuerwehr (112) zu rufen. Wie bereits in den vergangenen Wintern wird die Behörde zu gegebener Zeit via sozialer Netzwerke nochmals darauf aufmerksam machen.
„Wetter in Europa steht Kopf“
Wetterexperte Frank Böttcher warnt unterdessen auch davor, Eisflächen zu betreten. „Das kann lebensgefährlich sein.“ Wie die Chancen für ein Alstereisvergnügen stehen, dazu kann er übrigens noch keine Aussagen machen. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt er. Zuletzt feierten die Hamburger im Februar 2012 auf der Außenalster. Damals waren mehr als eine Million Menschen zu der Winterparty auf dem Eis gekommen.
Fest steht hingegen, dass die strenge Winterphase in der kommenden Woche, in der es neben Sonne auch Schnee und Schneeschauer geben kann, eher ungewöhnlich ist. „Das Wetter in Europa steht kopf“, sagt Böttcher. Denn nicht nur in Norddeutschland, auch im Süden Europas muss mit extremen Wetterbedingungen gerechnet werden. „Auch in Frankreich, Großbritannien und Teilen Spaniens wird Dauerfrost erwartet“, so der Wetterexperte. „In Südeuropa erwarten wir Schnee auf Palmen und im Mittelmeerraum starke Regenfälle.“
Aber die eisige Kälte bringt auch Vorteile mit sich. Wer Tiefkühltruhe und Kühlschrank abtauen möchte, hat dazu nun die besten Voraussetzungen, sagt Frank Böttcher. Und auch der ADAC könnte von dem Winterwetter profitieren. „Es könnte die ADAC-Woche der Batterie werden“, sagt er. Denn bei den eisigen Temperaturen wird die ein oder andere Autobatterie sicher den Geist aufgeben.