Hamburg. Ehemaliger Obdachloser sammelt fast 95.000 Stimmen für längere Öffnungszeiten. Magazin “Hinz&Kunzt“ klagt über Zustände.

Fast 95.000 Menschen fordern, die Unterkünfte des Hamburger Winternotprogramms auch tagsüber zu öffnen. Eine entsprechende Petition wurde am Mittwoch im Rathaus übergeben, wie das Straßenmagazin „Hinz&Kunzt“ mitteilte. Der stellvertretende Senatssprecher Sebastian Schaffer hat die insgesamt 94.983 Unterschriften entgegengenommen. Der ehemalige Obdachlose Jörg Petersen hatte sie seit dem 6. Dezember 2017 auf dem Portal Change.org gesammelt.

„Hinz&Kunzt“ fordert seit Jahren eine Tagesöffnung sowie die Öffnung der Notunterkünfte für alle Obdach­losen, auch die osteuropäischen. Vor zwei Jahren war schon einmal eine Onlinepetition gestartet worden. Damals unterschrieben mehr als 55.000 Menschen – geändert habe sich nichts, beklagt die Zeitung.

Petersen freute sich über den Zuspruch für seine Petition: "Dass es jetzt am Ende fast 100.000 Unterschriften geworden sind, hätte ich mir nie träumen lassen."

2000 Menschen leben auf der Straße

„Wir hoffen, dass der Bürgermeister diese Onlinepetition ernst nimmt“, sagte „Hinz&Kunzt“-Chefredakteurin Birgit Müller. Immerhin habe diesmal ein ehemals Obdachloser die Aktion gestartet. „Das ist etwas sehr Besonderes: Die meisten Menschen auf der Straße glauben nämlich, dass ihre Stimme nichts zählt.“

Derzeit müssen laut „Hinz&Kunzt“ täglich 600 Obdachlose zwischen 9.30 und 17 Uhr die Unterkünfte verlassen – bei jedem Wetter. Nach Schätzungen des Diakonischen Werks leben derzeit rund 2000 Menschen in Hamburg auf der Straße. Vom 19. März an will die Sozialbehörde in einer neuen Erhebung ermitteln, wie viele Obdachlose es tatsächlich in der Hansestadt gibt. Die letzte Studie stammt aus dem Jahr 2009. Damals lebten 1029 Menschen auf der Straße.