Hamburg. Ulf-Diehl Dreßler war bei vielen spektakulären Fällen dabei. Für die Beschuldigten war er oft der Einzige, der zu ihnen hält.

Er muss nicht mehr jeden Tag ins Strafjustizgebäude, er muss keine Mandantengespräche führen, und auch keine Aktenberge wälzen. Ulf-Diehl Dreßler kann jetzt seinen Traum leben und reisen, reisen, reisen.

Denn der renommierte Hamburger Strafverteidiger, der erst am 17. Januar sein 35. Berufsju­biläum gefeiert hat, geht in den Ruhestand. Zwar scheidet der 65-Jährige offiziell erst am 31. März aus seiner „Kanzlei am Jungfernstieg“ aus. Tatsächlich hat er aber alle Mandate bereits Anfang Januar abgegeben.

Verteidiger hält zu den Beschuldigten

Dreßler hatte die Verteidigung in einer Reihe viel beachteter Strafverfahren übernommen. Er vertrat unter anderem den Stiefvater des lebensbedrohlich unterernährten und im März 2009 verstorbenen Säuglings Lara Mia. Spektakulär auch der Fall des 75 Jahre alten Hamburger Rentners, der 2010 seine demenzkranke Frau mit einem Kissen erstickt hatte, weil er mit ihrer Pflege überfordert war. Auf Dreßlers Antrag hin wurde der wegen Totschlags zu drei Jahren Haft verurteilte Mann von der Justiz begnadigt. Für die Beschuldigten sei der Verteidiger oft der Einzige, der zu ihnen halte – ansonsten hätten sie einen ganzen Apparat gegen sich, sagt er.

Nun ist Schluss. „So erfüllend der Beruf war – das Leben ist endlich“, sagt Dreßler. Er wolle sich nun statt der Rechts- seiner Holzskulpturen-Kunst widmen und Spanisch lernen. Was aber hat es mit dem Vornamen Ulf-Diehl auf sich? „Der stammt von einem Urahnen, einem Festungshauptmann namens Diehl, der im 16. Jahrhundert gelebt hat“, sagt Dreßler. Gut, dass diese Frage am Ende noch geklärt werden konnte.