Hamburg. Rettung der Schulen – auch Ex-BDI-Chef Henkel macht mit. Niels-Stensen-Gymnasium in Harburg schließt erst später.

Das Erzbistum Hamburg will offenbar nicht auf den Vorschlag einer Retter-Initiative eingehen, die alle 21 katholischen Schulen übernehmen will, um sie zu erhalten. „Wir wollen 13 Schulen weiterführen“, sagt Manfred Thielen, der Sprecher des Erzbistums. Mindestens fünf, vielleicht sogar acht Schulen sind von der Schließung bedroht, weil die katholische Kirche in Hamburg in eine finanzielle Schieflage geraten ist.

Nikolaus Hill ist einer der Initiatoren der Idee, die Schulen in eine Genossenschaft zu überführen. Er sagt: „Ich halte nichts davon, uns gegenseitig mit Vorfestlegungen zu konfrontieren. Wir sollten miteinander reden.“ Derzeit wird nach Angaben von Hill noch nach einem Termin für ein Gespräch mit Erzbischof Stefan Heße gesucht.

Prominenter Mitstreiter

Auch Hills Mitstreiter Christian Bernzen reagierte gelassen auf die Aussage des Erzbistums. „Ich entnehme diesem Satz, dass sich das Erzbistum weiterhin im Bereich Schulen engagieren will“, sagt Bernzen. „Das ist eine gute Idee.“ Die Schulgenossenschaft hat indes einen weiteren prominenten Mitstreiter bekommen: Hans-Olaf Henkel, ehedem BDI-Chef. Er sagt: „Ich selbst besuchte die katholische Schule in der Hochallee und das Ansgarstift in Altona und habe mein ganzes Leben davon profitiert. Auch für andere Schulen, konfessionslos oder nicht, sind diese Schulen ein Ansporn und so profitieren alle Hamburger Kinder davon. Ich trete der Schulgenossenschaft bei und werde auch bei meinen Klassenkameraden von damals dafür werben.“

Mittlerweile steigt die Zahl der­jenigen, die Genossenschaftsanteile zeichnen wollen. „Anfang der Woche waren es rund 500 Unterstützer“, sagt Hill. Ziel ist es, 10.000 Unterstützer zu finden, die sich mit jeweils 1000 Euro beteiligen.

Zuschüsse von der Stadt

Hill ist durchaus bewusst, dass es nicht einfach ist, Träger von 21 Schulen zu sein. Da geht es schon um große Summen. 2014 hat der Katholische Schulverband, so hieß damals der Träger, 52,4 Millionen Euro an Zuschüssen von der Stadt Hamburg bekommen. Dennoch sagt Hill: „Wir haben unter unseren Mitstreitern Menschen, die sich in diesem Bereich auskennen.“ Zunächst müsse man nun allerdings einen Einblick in die finanziellen Verhältnisse bekommen. Auch dazu diene das noch zu terminierende Gespräch im Erzbistum.

Hill hat außerdem den Eindruck gewonnen, dass es in der Politik eine „große Bereitschaft“ gibt, die Schulgenossenschaft zu unterstützen. Ob sich das auch auf ein finanzielles Entgegenkommen erstreckt, ist offen. Hill deutet an, dass er mit der Schulbehörde auch über die Bemessungsgrundlage sprechen will, die dazu geführt hat, dass der Schulverband 2014 rund 52 Millionen Euro bekommen hat – und eben nicht mehr. Tatsache ist, dass Plätze in Schulen privater Trägerschaft den Staat immer noch weniger Geld kosten als Schulen in staatlicher Trägerschaft.

Gute Nachricht für Harburg

In Harburg hat die katholische Kirche unterdessen wieder einen kleinen Schritt zurückgemacht. Das Niels-Stensen-Gymnasium, das eigentlich in fünf Jahren geschlossen werden sollte, soll nun doch so lange in Betrieb bleiben, bis die jetzigen Fünftklässler ihr Abitur gemacht haben. Die gute Nachricht erreichte Schulleiter Winfried Rademacher am Freitag kurz vor 10 Uhr per Telefon. Was sich danach in dem katholischen Gymnasium abspielte, beschreibt Rademacher so: „Es war ein riesengroßer Jubel.“ Bei den Schülern ebenso wie bei den Lehrern. Und auch der Elternratsvorsitzende Matthias Mittag ist erleichtert: „Wir sind froh, dass den Kindern ein Schulwechsel erspart bleibt.“

Dennoch: Die Kritik an der Entscheidung der Kirche, mindestens fünf Schulen zu schließen, verstummt nicht. Der stellvertretende Schulleiter der St.-Ansgar-Schule in Borgfelde, Günter Stern, hat sich mit einem offenen Brief an den Erzbischof Stefan Heße gewandt.

Stern bittet darin den Erzbischof „eindringlich“, die angekündigten Schulschließungen für ein Jahr auszusetzen. Und weiter: „Suchen Sie mit unserer Hilfe Unterstützung in der Bevölkerung der Stadt, bei Unternehmern und Sponsoren, in der Politik, in den übrigen Erzbistümern. Banken werden mit Milliardensummen gestützt. Warum soll dann keine Hilfe für das hervorragende, wenn auch finanziell angeschlagene katholische Schulsystem möglich sein?“