Hamburg. CDU-Politiker unterstützt Initiative für den Erhalt der 21 katholischen Schulen. Auch die Sozialsenatorin ist dabei.

Die Initiative, eine Genossenschaft zum Erhalt der 21 katholischen Schulen zu gründen, erhält prominente Unterstützung. Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) und Altbürgermeister Ole von Beust (CDU) wollen einen Genossenschaftsanteil in Höhe von 1000 Euro zeichnen.

„Ich freue mich über die Schulgenossenschaft mit einem Bekenntnis zu allen Schulstandorten“, sagte Leonhard, einzige Katholikin im rot-grünen Senat. „Das ist eine große Idee engagierter Katholiken. Sie zeigen damit: Katholisch in Hamburg zu sein, ist mehr als Amtskirche.“ Leonhard lebt mit ihrer Familie in Harburg, wo es gar kein katholisches Schulangebot mehr geben würde, wenn die Schließungspläne des Erzbistums Wirklichkeit werden. „Für das Projekt der Genossenschaft drücke ich die Daumen und unterstütze es gern. Nun kommt es auf die Dialogbereitschaft des Bistums an“, sagte die Sozialdemokratin.

„Ich finde es gut, wenn christliche Werte in vernünftiger Weise vermittelt werden. Diese Werte werden von vielen Seiten heute angegriffen – sei es durch einen übertriebenen Materialismus oder die extreme Rechte, für die Respekt und Toleranz keine Rolle spielen“, sagte der Protestant von Beust. Er wisse von Freunden und Kindern von Freunden, die sich auf katholischen Schulen wohlgefühlt hätten. „Ich habe viel Positives über die Schulen gehört, was den Umgang miteinander und die Einbeziehung von Eltern angeht“, sagte der Christdemokrat. „Daher unterstütze ich die Idee einer Schulgenossenschaft für den Erhalt der Schulen.“

10.000 Unterstützer sollen einen Anteil von je 1000 Euro zeichnen

Am vergangenen Freitag hatte ein kleiner Kreis engagierter Katholiken um den Rechtsanwalt Prof. Christian Bernzen (SPD) und Ex-Staatsrat Nikolas Hill (CDU) die Initiative zur Gründung einer Schulgenossenschaft vorgestellt. Ziel ist es, mindestens 10.000 Unterstützer zu gewinnen, die einen Anteil von 1000 Euro zeichnen. Die Genossenschaft will alle 21 katholischen Schulen in ihre Trägerschaft übernehmen. Die Initiative, der sich bereits 200 Menschen angeschlossen haben, ist eine Reaktion auf die Ankündigung des hoch verschuldeten Erzbistums, aus finanziellen Gründen bis zu acht der 21 Schulen zu schließen.

Das Vorgehen des Erzbistums hat längst ein bundesweites Echo ausgelöst. Der Vorstand der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) reiste am Montag nach Hamburg, um sich vor Ort zu informieren. „Es ist ein enormer Vertrauensverlust entstanden – gegenüber den Eltern und dem Staat“, sagte die KED-Vorsitzende Marie-Theres Kastner im Gespräch mit dem Abendblatt. „Erst gab es die schlimmen Missbrauchsvorwürfe, dann die Verschwendung im Bistum Limburg und jetzt die Schulschließungen in Hamburg – das finde ich ganz fürchterlich, das schadet der katholischen Kirche enorm“, so die frühere nordrhein-westfälische CDU-Landtagsabgeordnete.

Marie-Theres Kastner, Vorsitzende der katholischen Elternschaft Deutschland
Marie-Theres Kastner, Vorsitzende der katholischen Elternschaft Deutschland © HA / Mark Sandten | HA

„Meiner Ansicht nach müsste die Deutsche Bischofskonferenz jetzt sagen: Wir heilen den Fall und helfen dem Erzbistum Hamburg“, sagte Kastner. Die Deutsche Bischofskonferenz habe 2016 einstimmig das Positionspapier „Bildung und Erziehung im Geiste der frohen Botschaft“ verabschiedet. „Das ist ein ausdrückliches Bekenntnis zu den katholischen Schulen“, betonte die KED-Vorsitzende. „Die Schulen sind pastorale Orte, hier wird Gemeinde gelebt. Und: Wo man als Kind war, findet man auch später häufig seine Heimat.“

Heße: „Die Kirche hat in der Vergangenheit auch versagt“

Kastner unterstützt die Idee einer Schulgenossenschaft. „Ich freue mich über das bürgerschaftliche Engagement“, sagte die Katholikin, die aber auch klare Erwartungen an Erzbischof Stefan Heße hat. „Ich fordere den Erzbischof dazu auf, jetzt in eine Kommunikation mit den Eltern einzutreten, um den entstandenen Schaden möglichst zu begrenzen.

Außerdem würde ich von ihm gern hören, wie er die Aufgabe der Kirche einstuft, Schule zu betreiben“, sagte Kastner. „Der Erzbischof sollte sich an die anderen Bischöfe mit der Fragen wenden, wie sie Hamburg helfen können.“ Schließlich müsse möglichst schnell ein Gesamt-Sanierungsplan für das hoch verschuldete Erzbistum vorgelegt werden, der die Menschen mitnehme.

Erzbischof Heße hatte am Wochenende den „Pastoralen Orientierungsrahmen“ für das Erzbistum veröffentlicht und mit einem „Hirtenwort“ begleitet. „Bei allem, was wir tun, machen wir Fehler. Die Kirche im Erzbistum Hamburg hat in der Vergangenheit auch versagt“, heißt es im Orientierungsrahmen. Mit Enttäuschung hat die Gesamtelternvertretung auf Heßes Hirtenwort reagiert. Der Erzbischof habe „aus der Krise der letzten Tage keine angemessenen Schlussfolgerungen gezogen“.

Heße hatte die Schulschließungen als unabänderlich dargestellt. „Die wirtschaftliche Lage des Erzbistums ist sehr schwierig. Zur Abwendung größerer Schäden sind weitreichende Entscheidungen notwendig. So mussten wir bereits die Aufgabe einiger Schulen beschließen. Die Entscheidungen schmerzen – auch mich“, schrieb der Erzbischof.