Hamburg. Rat der Islamischen Gemeinschaften bedauert, dass “Dialogpartner brüskiert worden sind“: Zeichen für einen Machtkampf mehren sich.

Im Rat der Islamischen Gemeinschaften Hamburg (Schura) ist nach einem umstrittenen Facebook-Beitrag eines seiner drei Vorsitzenden, Mustafa Yoldas, offenbar ein Machtkampf ausgebrochen. Nach einer Sondersitzung des Vorstandes am Montagabend entschuldigte sich Schura-Sprecher Mehdi Aroui am Dienstag für das Verhalten des Schura-Vorsitzenden Yoldas. „Es gibt eine ganz klare Entschuldigung dafür, dass unsere Dialogpartner brüskiert worden sind durch private Postings von Herrn Yoldas“, sagte Aroui der Deutschen Presseagentur und wiederholte diese Aussage auch im Gespräch mit dem Abendblatt.

Yoldas hatte in dem sozialen Netzwerk den Angriff des türkischen Militärs in Syrien mit teils religiös aufgeladenen und martialischen Worten und Bildern gelobt. „Gott möge unsere glorreiche Armee vor Schaden bewahren“, schrieb Yoldas. Denn es sei eine Zeit der „nationalen Einheit“. Die Gegner beschrieb Yoldas, der seinen Text zunächst auf Türkisch verfasst hatte, je nach Übersetzung etwa als „sabbernd und bellend“. Garniert war der Facebook-Kommentar mit der Zeichnung eines Soldaten, der eine türkische Flagge hisst, der Nennung türkischer „Märtyrer“ und dem Spruch: „Einer stirbt, Tausende werden geboren.“

Yoldas' Äußerungen führten zu massiver Kritik

Diese Äußerungen hatten zu massiver Kritik aus allen Bürgerschaftsfraktionen und auch vom Sprecher des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) geführt. Teile der Opposition hatte ein Aussetzen der 2012 von Scholz unterzeichneten Verträge mit den Islamverbänden gefordert, in denen die Schura einer der Partner der Stadt ist. Der Vertrag legt gemeinsame Werte und Regeln für einen gemeinsamen Religionsunterricht fest und sichert die rechtliche Anerkennung islamischer Feiertage.

Bereits kurz nach der Kritik an dem Yoldas-Posting verurteilte die Schura in einer offiziellen Mitteilung dessen Aussagen. Nun bat auch Mustafa Yoldas selbst um Entschuldigung. „Im Nachhinein wünschte ich mir, mein von vielen kritisiertes Facebook-Posting nicht getätigt zu haben“, schrieb er bei Facebook. „Ich habe gemerkt, dass ich mich dort sehr unglücklich und unpassend ausgedrückt habe und sich viele meiner langjährigen Freunde und Dialogpartner vor den Kopf gestoßen fühlen. Das tut mir leid und dafür entschuldige ich mich ausdrücklich. Deshalb entferne ich das Posting auch umgehend.“

Ob das reicht, damit Yoldas im Amt bleiben kann, ist unklar. „Wenn ich an Herrn Yoldas' Stelle wäre, würde ich zurücktreten, um Schaden von der Schura abzuwenden“, hatte Daniel Abdin, einer der drei Schura-Vorsitzenden, bereits kurz nach dem Posting im Gespräch mit der „Welt“ gesagt. Am Dienstagabend sollte der Schura-Vorstand erneut zu einer Sitzung zusammenkommen.