Hamburgs Senat darf unsere Werte nicht preisgeben.

Städte gelten als Laboratorien der Zukunft. Hier leben so unterschiedliche Menschen so nah zusammen, dass sie sich nicht nur häufiger mal gegenseitig auf den Geist gehen – sondern sich auch fortwährend mit Ideen gegenseitig befruchten. Eine Voraussetzung ist, dass sich die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit mit Respekt begegnen. Das war ein Grundgedanke, der 2012 zum Abschluss der Verträge Hamburgs mit den Islamverbänden führte. Man einigte sich auf die gemeinsame Gestaltung des Religionsunterrichts, die rechtliche Anerkennung islamischer Feiertage – und eine gemeinsame Wertegrundlage.

Dass es damit nicht sehr weit her ist, hat sich zuletzt leider immer wieder gezeigt. Anfang 2017 waren aus der türkisch-islamischen Religionsanstalt Ditib, einem der Vertragspartner, Zeichnungen verbreitet worden, in denen der Märtyrertod verherrlicht oder das Weihnachtsfest verächtlich gemacht wurden. Vertreter des aus dem Iran gesteuerten Islamischen Zentrums Hamburg, Träger der Blauen Moschee an der ­Alster und ebenfalls ein Partner, haben immer wieder am israelfeindlichen Al-Quds-Tag teilgenommen. Und jetzt bejubeln Ditib-Gruppen und der Chef des am Vertrag beteiligten Rates der islamischen Gemeinschaften (Schura), Mustafa Yoldas, den türkischen Militäreinsatz gegen Kurden mit martialischen Worten und Bildern. Da werden Märtyrer gepriesen („Einer stirbt, Tausende werden geboren“), Allah angerufen und die Gegner des Militäreinsatzes als „sabbernd und bellend“ beschrieben.

All das hat mit gemeinsamen Werten nichts zu tun. Es wird Zeit, dass der Senat ein Stoppsignal gibt. Friedliches Zusammenleben organisiert man nicht, indem man sich von Extremisten und Nationalisten für dumm verkaufen lässt. Wer für Werte einstehen will, der muss sich auch mal dafür gerade machen.