Eppendorf. Wenn Jenny Falckenberg einlädt, wird es immer ungewöhnlich. Erst recht beim Maskenball am Sonnabend.

Die Rolle der Dreifach-Mama, die ihre Kinder wahlweise zum Hockey, Fußball oder Pop-Konzert kutschiert, nimmt man Jenny Falckenberg (37) sofort ab: In Jeans und Turnschuhen, die langen dunkelblonden Haare zum Zopf gebunden, sitzt sie bei Latte macchiato und frisch gepresstem Orangensaft im Café Savory an der Hochallee. Die silberne Armbanduhr trägt Jenny Falckenberg rechts – vielleicht dem Prinzip des abweichenden Verhaltens folgend. Unter der Uhr blitzen kleine Tätowierungen hervor.

Ihr Vater ist Kunstsammler Harald Falckenberg

Mit ihrer tönenden Stimme und dem offenen Lachen nimmt sie den ganzen Raum ein. Das Gespräch ist locker; schnell landet man beim Du. Das pflegt sie auch mit vielen namhaften Künstlern. „Mit Markus Lüpertz saß ich sogar schon mal in der Badewanne“, erzählt sie lachend. „Das war für ein Interview mit der Zeitschrift ,GQ‘.“ Jenny Falckenberg, Tochter des renommierten Hamburger Kunstsammlers Harald Falckenberg, ist Kunstförderin. Mit ihrer Firma Unique Art Concepts präsentiert sie junge Talente an meist ungewöhnlichen Orten.

So wie 2011, als sie zusammen mit dem britischen Künstler-Duo Gilbert & George zum Galadinner in die Deichtorhallen lud. Die 300 Gäste, allesamt in eleganter Abendgarderobe, wurden gebeten, auf Schuhe zu verzichten. „So kam es, dass wir alle in roten Socken auftraten. Das war sehr witzig!“

Die Idee der Verkleidung war geboren. Und damit der Bal du Masque: Seit 2013 findet der Wohltätigkeitsball in wechselnden Museen statt. Hanseatinnen und ihre Begleiter versteckt hinter Masken – wie verrucht! „Eine Maske zu tragen ist sexy, geheimnisvoll und macht gleichzeitig Spaß“, sagt die Initiatorin mit den sommersprossigen Wangen. Man könne sich auch mal von einer anderen Seite zeigen. „Ich mag das sichtbar Unsichtbare daran.“

Drei Jahre lang, bis 2017, organisierte Jenny Falckenberg das Event zusammen mit der Hamburger Gesellschaftsexpertin Stefanie Stoltzenberg-Spies. Doch die Zusammenarbeit sei nicht immer einfach gewesen, heißt es. Zu stark seien die beiden Charaktere. Stoltzenberg-Spies hat auf jeden Fall kein Interesse mehr daran, das Event auszurichten. Zu wenig rentabel sei dieses Geschäft. Deshalb ist Jenny Falckenberg nun alleinige Initiatorin des neu benannten Bal du Masque, der am heutigen Sonnabend im Museum für Kunst und Gewerbe stattfindet.

Sich allein durchzuboxen, daran ist die Kunstagentin gewöhnt. Auch wenn der prominente Nachname sicherlich so manches Mal Türöffner in der Kunstwelt war – bei ihrem Erfolg hat ihr ausgerechnet eine Person nicht unter die Arme gegriffen: „Im Leben meines Vaters gab es, glaube ich, glücklichere Momente“, sagt sie über ihre Entscheidung, nach dem Medienkommunikationsstudium in die Kunstbranche zu gehen. „Mit vier Kindern war bei uns zu Hause immer viel los. Die Kunst war immer der Rückzugsort meines Vaters, da musste er nichts teilen.“

Dass dann ausgerechnet die lauteste Tochter in seine Fußstapfen treten wollte – schwierig. Heute können Jenny und Harald Falckenberg dafür umso besser über Kunst diskutieren. Nur beruflich gibt es bei beiden keine Überschneidungen. Dafür wird der Rest der Familie gerne bei Events eingespannt. Die drei Kinder der Patchwork-Familie Falckenberg-Blunk (12, 14 und 15 Jahre) verkaufen Tombola-Lose beim Bal du Masque; Ehemann Christian Blunck führt zusammen mit RTL-Moderatorin Susanne Böhm durch den Abend.

Die 37-Jährige ist nicht nur an vielversprechenden Kreativen interessiert, sondern als Galeristin natürlich auch an jungen Käufern. Deshalb unterstützt sie mit dem Ball die Nachwuchsförderung der Hamburger Museen: „Ich finde es wichtig, dass sich Kinder und Jugendliche mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Die spiegelt sich in der Kunst wider.“ Ihre eigenen Kinder seien gar nicht so kunstbesessen, wie man denken könnte. „Genauso wie ich wachsen sie aber ganz natürlich mit Kunst auf.“ Sie selbst könne auch nicht besonders gut malen. „Außer Pferdeköpfe – das habe ich in den vergangenen 20 Jahren perfektioniert“, erzählt die langjährige Reiterin, die auch bei Deutschen Meisterschaften teilnahm. Als sich der erhoffte Erfolg nicht einstellte, gab sie das Hobby auf. „Ich mache gern Dinge, um mich zu messen.“ Heute spielt sie begeistert Hockey. So wie ihr Mann Christian Blunck, Olympia-Sieger und Welt-Hockeyspieler. Die beiden lernten sich 2008 in der gemeinsamen Kita der Kinder kennen und heirateten drei Jahre später.

Mit Kai Pflaume moderierte sie „Wer bietet mehr?“

Dass Kunst nicht nur ein schönes Anlageobjekt, sondern auch durchaus unterhaltsam sein kann, zeigen erfolgreiche Fernsehformate wie „Bares für Rares“ mit Horst Lichter oder „Kunst + Krempel“. Auch Jenny Falckenberg mischt bei diesem Trend mit. Zusammen mit Kai Pflaume moderierte sie die NDR-Talkshow „Wer bietet mehr?“.

Am 21. Februar startet ein neues Projekt beim Metropolen-Sender „Fernsehen Hamburg“. Beim ersten Kultur-Talk, der in Til Schweigers Lokal Bare-food Deli aufgezeichnet wird, befragt die Kunstexpertin Medienunternehmer Frank Otto und die Künstlerin Billy Methe.