Harburg . Harburgs Kulturszene präsentiert sich am Sonnabend mit Ausstellungen, Führungen, Workshops, Konzerten und einem Integrationsprojekt.
Wenn man Ulrike Hinrichs nach ihrem Lieblingsplatz fragt, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Die Außenmühle und die Harburger Berge“, sagt die in Harburg lebende Künstlerin, Mediatorin und Rechtsanwältin. „Ich liebe das unendliche Waldgebiet hier. Im Rahmen des Projekts ‚Wir sind Harburg’ habe ich deshalb einen Farn gezeichnet.“
Mehr als 30 Harburger haben für das von Hinrichs initiierte künstlerisch-kulturelle Integrationsprojekt mit Pinsel, Stift oder Kamera ihre persönlichen Lieblingsorte festgehalten. Im Harburger Rathaus sind die Ergebnisse nun erstmals zu sehen. Die Ausstellung, die heute Abend zwischen 18 und 20 Uhr Eröffnung feiert und noch bis zum 23. November läuft, ist sowohl Teil der Harburger Gedenktage als auch des Harburger Kulturtags.
Letzterer ist in der Harburger Kulturszene längst eine feste Institution. Am 4. November findet der Kulturtag zum nunmehr 14. Mal statt. 25 Einrichtungen öffnen zwischen 12 und 20 Uhr ihre Pforten und bilden damit die Vielfalt von Hamburgs kulturellem Süden ab.
„Der Harburger Kulturtag ist eine Erfolgsstory: Das spartenübergreifende Profil der Veranstaltung macht es möglich, dass jedes Jahr wieder eine gelungene Mischung entsteht“, sagt Prof. Rainer-Maria Weiss vom Archäologischen Museum, das den Kulturtag alljährlich ausrichtet. „Für jeden Kulturgeschmack ist etwas dabei, und die teilnehmenden Institutionen verstehen es, die Besucher jedes Mal aufs Neue zu begeistern.“
Tatsächlich ist das Angebot breit gefächert und reicht von Theater über Ausstellungen, Führungen, Workshops und Vorträge bis zu Konzerten. Besucher können selbst aktiv werden – zum Beispiel bei den vom Archäologischen Museum angebotenen Rätseln und Workshops zur aktuellen Ausstellung „Duckomenta“ – oder auf sich bei spannenden Führungen und Vorträgen in die Geschichte Harburgs mitnehmen lassen: Ein Rundgang über den alten Friedhof (14 Uhr) und zu den Gedenkorten mit Stolpersteinen für Harburger Opfer des Nationalsozialismus (15 Uhr) stehen ebenso auf dem Programm wie Kurzvorträge und Filme der GeschichtsWerkstatt Harburg e.V.
Im Electrum werden zu jeder vollen Stunden kuriose Elektrogeräte präsentiert und die spannenden Führungen durch die TU Harburg um 12 und 14 Uhr widmen sich den Kunstwerken, die im Besitz der Hochschule sind. Kunstliebhaber können zudem die Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen Hamburg und den Kunstverein Harburger Bahnhof ansteuern – oder einfach bei einem Spaziergang die zahlreichen Harburger Galerien und Ateliers erkunden.
Im Atelier Malrausch, bei Kobalt-Kunst international e.V., Alles wird schön, wattenbergART, im Atelier von Alexandra Seils, im Atelier Phönix, der Fischhalle Harburg und der Galerie Lehmann sind die unterschiedlichsten Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Ein Wiedersehen mit Kunstmaler Heinz-Jürgen Wilde gibt es in der Helms-Lounge und im Atelier im Mayr’schen Haus stellt sich die Stipendiatin Yvette Kießling vor.
Auf dem Programm stehen auch Musik und Theater
Daneben stehen auch Musik und Theater auf dem Programm: Das Harburger Theater informiert im Foyer über die neue Spielzeit, die KulturWerkstatt Harburg präsentiert unter anderem keltische Klänge des „Avalon Chors“ (14 Uhr), das Kulturcafé Komm du lädt zu Comedy, Musik und Improtheater mit Charlotte & Ralf (20 Uhr) und in der St.-Trinitatis-Kirche können Besucher einem umfangreichen Musikprogramm der Harburger Kantorei, der Musikgemeinde Harburg und der St. Trinitatisgemeinde lauschen.
Doch zurück zu Ulrike Hinrichs und ihrem Projekt „Wir sind Harburg“. An drei Terminen haben die Teilnehmer sich getroffen, Harburg erkundet und gemeinsam gemalt. Professionelle Harburger Künstlerinnen wie Yvonne Lautenschläger, Alexandra Seils, Rita Peters und Antje Gerdts trafen dabei auf Kinder und Hobbymaler, alteingesessene Harburger auf Flüchtlinge, die erst seit Kurzem hier leben, darunter zum Beispiel Emad Hashem, der an der Universität in Damaskus eine Kunstprofessur innehatte, oder Zeinab Alipour, die aus Afghanistan nach Harburg kam und inzwischen Biologie studiert.
Es sei bei dem Projekt vor allem um das gemeinsam schöpferische gegangen, und um eine Anknüpfung an das Harburger Leitbild „Zusammenleben in Vielfalt“. „Integration heißt ja eigentlich einbeziehen, aus meiner Sicht ist das aber etwas, das in beide Richtungen funktionieren sollte.
Deshalb ist es mir wichtig, neu Hinzugezogene oder Geflüchtete mit Altbürgern zusammen zubringen“, erklärt Hinrichs, die seit zweieinhalb Jahren eine Künstlergruppe für Flüchtlinge leitet und letztes Jahr mit dem Kochbuch „Kleine Weltküche“ bereits ein ähnliches Projekt zur Integration umgesetzt hat.
„Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Kunst Begegnungen ermöglicht und zwar jenseits aller Sprachbarrieren. Berührungsängste sind niedriger. Wenn man eine Ausstellung macht, kommen die Leute ganz einfach ins Gespräch.“ Hoffentlich auch beim Harburger Kulturtag.
Die Kulturtags-Pins, die zum Besuch aller Veranstaltungen berechtigen, sind für 3 Euro ist in den Ausstellungen, bei allen Haspa-Filialen im Hamburger Süden und am Hamburger Abendblatt Ticketshop im Phoenix-Center erhältlich. Teilnehmer
Malrausch, Friedrich-Naumann-Str. 32
Alles wird schön, Friedrich-Naumann-Str. 27
Atelier Phönix, Hinzeweg 1
Kobalt-Kunst international e.V., Dempwolffstr. 24
TUHH, Eißendorfer Str. 42
wattenbergART ReBBZ
(Schule), Schwarzenbergstr. 72
Komm du, Buxtehuder Str. 13
Fischhalle Harburg & Geschichtswerkst., Kanalplatz 16
KulturWerkstatt Harburg e.V. ,Kanalplatz 6
electrum, Harburger Schloßstr. 1
Atelier im Mayr’schen Haus, Lämmertwiete 14
Initiative Gedenken in Harburg
Archäologisches Museum Hamburg & Harburger Theater, Helms Lounge, Museumsplatz 2
Gal. Lehmann, Deichhausw. 11
Rathaus , Harb. Rathausplatz 1
Alter Friedhof, Bremer Str.
St. Trinitatis, Bremer Str. 9
Falckenberg, Wilstorfer Str. 71
Kunstverein Harburger Bahnhof, Hannoversche Str. 85
Alexandra Seils, Reeseberg 3