Hamburg. Landesbank will noch stärker im Ausland tätig werden. Sinkende staatliche Förderung von Projekten im Inland verunsichert Kunden.
Die HSH Nordbank hat in der Finanzierung von Kunden und Projekten aus dem Sektor der erneuerbaren Energien im Jahr 2017 so viele Geschäftsabschlüsse erzielt wie nie zuvor. Nach Angaben von Lars Quandel, Leiter der Sparte Energie & Infrastruktur der Landesbank, wurden knapp 50 Transaktionen realisiert, verglichen mit annähernd 40 im Vorjahr. Ohne die Unsicherheit angesichts des Verkaufsprozesses der HSH „hätten wir 2017 wohl noch die eine oder andere Finanzierung mehr hinbekommen“, so Quandel.
Zu den bedeutendsten Abschlüssen zählten die alleinige Finanzierung eines Windparks in Frankreich im Volumen von fast 90 Millionen Euro und die Beteiligung an einem Konsortium, das Geldgeber für den größten europäischen Windpark „North Pole“ in Nordschweden ist. Diese knapp 480 Millionen Euro teure Anlage kann nach der Fertigstellung mehr als 500.000 Haushalte mit Strom versorgen.
Projektkosten im Schnitt gesunken
Trotz der höheren Zahl an Einzelabschlüssen lag das Neugeschäftsvolumen der HSH in diesem Sektor mit 1,1 Milliarden Euro ungefähr auf Vorjahresniveau. „Das liegt daran, dass die Projektkosten im Schnitt gesunken sind“, erklärt Quandel. „Für unsere Kunden ist das natürlich gut, während wir gern mehr finanzieren würden.“
Das Bestandsportfolio umfasse etwa 240 Vorhaben – ungefähr je zur Hälfte Wind- und Solar-Geschäft –, und das Gesamtvolumen sei zuletzt stetig leicht gestiegen, zuletzt auf rund 5,2 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben gehört die Landesbank in der Finanzierung von erneuerbaren Energien zu den fünf führenden Anbietern. Weitere bedeutende Finanzierer sind unter anderem die KfW IPEX-Bank, die Nord/LB sowie französische Großbanken.
Kanada und die USA im Blick
Auch für 2018 peilt Quandel ein Neugeschäft von „deutlich über einer Milliarde Euro“ an. Im Stadium der Geschäftsanbahnung befänden sich aktuell gut 60 Projekte mit zusammen mehr als zwei Milliarden Euro. Zwar ist Deutschland mit einem Neugeschäftsanteil von zuletzt 300 Millionen Euro noch immer der stärkste Einzelmarkt. Aber außerhalb Europas sei das Wachstum in manchen Ländern erheblich höher.
Sowohl bei der Onshore-Windenergie wie auch bei Fotovoltaik-Anlagen verbuchten China und die USA wesentlich größere Zubauvolumina als Europa. Das Ziel von Quandels Team ist es daher, deutsche Kunden wie Anlagenhersteller und Projektentwickler bei deren Vorhaben im Ausland zu begleiten und dort zunächst diese zu finanzieren. Dabei hat die HSH vor allem Kanada und die USA im Blick.
„Deutliche Verunsicherung“ in der Branche
Im Inland herrsche angesichts der sinkenden staatlichen Förderung von Projekten „deutliche Verunsicherung“ in der Branche, so Quandel. Nach seiner Beobachtung setzt sich die Finanzierung auf Basis von Marktpreisen für den abgesetzten Strom zunehmend durch. Die Branche werde effizienter und sei mit den Erzeugungskosten „an guten Standorten bereits voll wettbewerbsfähig“, so der HSH-Manager. Sein Team umfasst etwa 50 Personen in Hamburg, Kiel und München und trägt nicht unerheblich zu den Gewinnen im Kerngeschäft der Bank bei.