Hamburg. Das bekannte Hamburger Jugenderholungsheim auf Sylt nimmt seinen planmäßigen Betrieb wieder auf – und organisiert sich neu.

Die frohe Botschaft ging am Mittwochabend gegen 21.30 Uhr per Fax in der Justizbehörde ein: Puan Klent, das Hamburger Jugenderholungsheim auf Sylt, hat den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens formell zurückgezogen. Das bestätigte Jörg Simsky, stellvertretender Vorsitzender der betreibenden Stiftung, dem Abendblatt.

„Wir sind wieder zahlungsfähig, der Betrieb kann planmäßig mit dem vorhandenen Personal weitergehen und ist für die kommenden Jahre gesichert“, sagte Simsky. Möglich geworden sei die Rettung dank einer Zuwendung der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (Basfi) von gut 200.000 Euro. Zudem konnten private Spenden in annähernd der gleichen Höhe eingeworben werden. Damit stehen die benötigten Mittel in Hohe von 380.000 Euro bereit. Den Durchbruch hatte am Mittwochnachmittag eine gemeinsame Sitzung der Stiftung mit der Basfi und dem vorläufigen Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder gebracht.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard dankt Beteiligten

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) sprach am Donnerstag von einer "guten Nachricht". "Puan Klent bleibt uns erhalten. Alle gebuchten Reisen können stattfinden", sagte sie. "Wir haben zusammen die Grundlage geschaffen, dass der Betrieb gesichert ist und die Stiftung nun die Zukunft gestalten kann. Ich danke allen Beteiligten, insbesondere dem vorläufigen Insolvenzverwalter, für die konstruktive Zusammenarbeit und Vermittlung."

Hauptamtlicher Vorstand übernimmt Geschäftsführung

Verbunden ist die Sanierung mit einer neuen Organisationsstruktur. Die Stiftung wird weiterhin formell Betreiber der etwa 100 Jahre alten Einrichtung in den Hamburger Dünen sein. Allerdings wird, wie von der Basfi gefordert, ein hauptamtlicher Vorstand installiert, der die Geschäftsführung übernimmt. Für diesen Posten ist Horst Bötcher (65) im Gespräch. Der Bremer war lange Jahre in Hamburg tätig und ist auf die wirtschaftliche Sanierung gemeinnütziger Häuser spezialisiert.

Seine Tätigkeit für Puan Klent wird Bötcher zunächst für ein Jahr ausüben: in dieser Zeit soll er einen Nachfolger finden und einarbeiten. Ihm werden mit Jörg Simsyk und Peter Klix zwei ehrenamtliche Vorstandsmitglieder mit langjähriger Puan-Klent-Erfahrung zur Seite stehen. Zudem wird der Verwaltungsrat verkleinert.

Allerdings bleibt Puan Klent laut Simsky weiter auf private Spenden angewiesen, um langfristig die Wirtschaftlichkeit zu sichern und es auch Kindern aus weniger begüterten Familien zu ermöglichen, auf der exklusiven Insel Urlaub zu machen. Zwar sollen die Übernachtungspreise „saisonal bedingt“ in der Hauptreisezeit steigen. In den belegungsschwachen Zeiten im Oktober und zu Beginn des Frühjahrs ist aber sogar eine Preissenkung vorgesehen, um die Auslastung zu erhöhen.

Spezialisierung auf Inklusion soll neue Gäste anlocken

Letzteres soll auch durch eine neue Ausrichtung erreicht werden. Simsky: „Wir werden uns auf vollumfängliche Inklusion spezialisieren.“ Neben dem rollstuhlgerechten Ausbau soll die Anlage für alle Formen der Behinderung ausgelegt sein – eine entsprechende Einrichtung gebe es in Norddeutschland bislang nicht.

Allerdings seien auch die Hamburger Schulen gefordert, ihren Beitrag zum Erhalt der traditionsreichen Anlage zu leisten. „Die Schulen wollen ihre Klassenreisen fast alle unmittelbar vor und nach den Sommerferien sowie in der Woche vor den Herbstferien machen“, sagt Simsky, „das kann nicht funktionieren und stellt auch für die anderen Schullandheime ein Problem dar.“ Bei der Terminplanung brauche es wieder mehr Flexibilität.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion begrüßte den Erhalt Puan Klents als "gute Nachricht für Hamburgs Schüler". Nach Ansicht der schulpolitischen Sprecherin Birgit Stöver hätten die lebenserhaltenden Maßnahmen allerdings früher ergriffen werden müssen: "Die Frage, warum der Senat erst wieder auf den allerletzten Drücker rettend eingegriffen hat, bleibt wieder einmal offen."