Rantum. Zu den Gründen sollen die hohen Personalkosten gehören. Hamburger Sozialbehörde verweigert weitere Zuwendungen.

Noch im September sah es so aus, als sei die Legende der Hamburger Schullandheime gerettet. Die Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) hatten der fast 100 Jahre alten Stiftung 15 Millionen Euro aus Bundesmitteln für Umbau und Grundsanierung in Aussicht gestellt. Im kommenden Jahr wollte die Betreiberin, die Stiftung Puan Klent, die 396-Bettenanlage in den Rantumer Dünen endlich sanieren und umbauen. Daraus wird nun wohl nichts: Am Dienstag meldete sie Insolvenz an.

Als einen Grund gibt der Stiftungsvorstand erheblich gestiegene Kosten im Personalbereich an und die teuren Vorbereitungen der Umgestaltung. „Die Personalkosten sind ein bekanntes Sylter Phänomen“, sagt Jörg Simsky, stellvertretender Stiftungsvorstand. Anders als auf dem Festland müsse das Schullandheim bei den Löhnen und Gehältern mit den Vier-Sterne-Hotels mithalten, was in grobem Missverhältnis zu den Einnahmen einer sozialen Stiftung wie Puan Klent stehe. Darüber hinaus habe man einen renommierten Unternehmensberater mit der Anfertigung eines Geschäftsentwicklungsplan beauftragt und bezahlt. „Beides hat uns letztendlich das Genick gebrochen.“

Sozialbehörde wollte nicht mehr mitziehen

Um den Geschäftsbetrieb finanzieren zu können, habe man versucht, von der Stadt Hamburg eine Zuwendung zu erhalten. Die wurde der Stiftung am Dienstag von der Sozialbehörde als zuständiger Fachbehörde verwehrt. „Kurz zuvor wurde noch verhandelt und wir waren recht zuversichtlich“, so Simsky. Doch auch das großzügige Angebot eines Elmshorner Mäzens, 100.000 Euro zu spenden, habe keine Wendung mehr herbeiführen können: Die Sozialbehörde habe zum Schluss nicht mehr mitziehen wollen. „Die Senatorin riet uns, eine selbst verwaltete Insolvenz anzumelden. Das ist aus Haftungsgründen bei einem ehrenamtlichen Vorstand nur schwer möglich“, so Simsky.

Jetzt also wird ein Insolvenzverwalter über die Zukunft des Schullandheims entscheiden. „Wir wünschen uns eine Fortführung des Betriebes im Sinne der Mitarbeiter und der Tausenden Hamburger Kinder und Jugendlichen.“ Generell sei man sehr enttäuscht, dass es der Stiftung trotz ihrer intensiven Bemühungen und dem Einwerben eines Mäzens zur Insolvenz gekommen sei. „Jetzt erfahren die Mitarbeiter des Schullandheims vier Tage vor Weihnachten, dass die Zukunft ihres Arbeitsplatzes sehr ungewiss ist.“

Schlechte Bausub­stanz

Nach Abendblatt-Informationen fürchten Insider, dass das Landschulheim im nächsten Frühjahr den Betrieb nicht wieder aufnimmt. Die Bausub­stanz der Anlage sei schlecht, die Außenmauern von der salzhaltigen Luft angegriffen, das Gebälk morsch. Dass die Stiftung auch hoch verschuldet sei, weist Simsky hingegen von sich. „Wir sind einfach nicht liquide.“ Der überwiegende Teil des Grundstücks sei schuldenfrei. Es liege aber mitten in einem Naturschutzgebiet, sei für Wohnungsbau nicht geeignet und damit weniger wertvoll als andere Grundstücke.

Zu den Darlehensgebern gehört neben der Hamburger Sparkasse auch die Sozialbehörde. „Wir haben für Puan Klent seit 1993 insgesamt 1,4 Millionen Euro zugeschossen“, so Sprecher Marcel Schweitzer. Auch die Zuwendung, um die die Stiftung gebeten hatte, sei vor der Ablehnung gründlich geprüft worden. Doch der ursprüngliche Betrag von 150.000 Euro sei immer wieder erhöht worden, zum Schluss lag er laut Stiftung bei 350.000 Euro.

Johannes Kahrs: „Die Einrichtung ist einmalig“

„Wir haben innerhalb kürzester Zeit alles getan, um uns einen Überblick über die Gesamtlage zu verschaffen“, so Schweitzer. „Anschließend haben wir geprüft, unter welchen Bedingungen eine Zuwendung helfen kann. Die Stadt darf aus Rechtsgründen nur fördern, wenn die Gewähr für ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept vorliegt. Dies war hier nicht der Fall.“ Angesichts der wirtschaftlichen Lage der Stiftung könne man also nicht mehr helfen.

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs hofft, dass die Sozialbehörde das Landschulheim nicht aufgibt. „Die Einrichtung ist einmalig“, sagt er. „Die Insolvenz sollte ein Auftrag für die Sozialbehörde sein, Puan Klent zu erhalten und im Sinne der Hamburger neu aufzustellen.“ Wie berichtet, wollte der Stiftungsvorstand sich neben den herkömmlichen Zielgruppen besonders um Inklusionsklassen bemühen.