Hamburg . Weniger Inhalt, extra Zucker, gleicher Preis: 43.000 Verbraucher haben die Mogelpackung 2017 gekürt. Auch ein Kaugummi ist dabei.

Müsli zum Frühstück: Das ist für viele Menschen das Sinnbild für eine gesunde Mahlzeit. Doch nicht jede Körnermischung hält, was sie verspricht. Und nur weil Müsli auf der Verpackung steht, sind die Zutaten nicht automatisch gesund. Das gilt auch für Vitalis Früchtemüsli von Dr. Oetker.

Bei den Verbrauchern hat das Müsli im vergangenen Jahr den größten Ärger auf sich gezogen. Das ergab eine Online-Abstimmung, bei der das Dr.-Oetker-Produkt zur “Mogelpackung des Jahres 2017“ gekürt worden ist. Das teilte die Verbraucherzentrale Hamburg am Dienstag mit.

„Reduzierung der Füllmenge raffiniert verborgen“

15.642 Verbraucher, was 36,5 Prozent der Teilnehmer entspricht, sprachen sich dafür aus, dass das Früchtemüsli den Negativpreis gewinnt. „Das Vitalis Früchtemüsli hat verdient gewonnen, denn Dr. Oetker hat nicht nur die Reduzierung der Füllmenge raffiniert verborgen, sondern Verbrauchern auch noch einen höheren Zuckeranteil und weniger Vollkorn als verbesserte Rezeptur verkauft“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

So habe der Hersteller nur die Tiefe des Müsli-Kartons angepasst, die im Regal sichtbare Fläche der Vorderseite jedoch nicht verkleinert und auch das Design nur unmerklich überarbeitet. Die meisten Verbraucher hätten den Mengenunterschied und den damit verbundenen Preisanstieg von 20 Prozent daher nicht bemerkt.

Platz zwei für ein Kaugummi

Nach Angaben der Verbraucherschützer habe die Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG im Februar 2017 erklärt, dass man das Produkt nicht mehr mit der ursprünglichen Füllmenge anbieten könne, da sich eine „deutlich bessere Produktqualität“ in höheren Rohstoffkosten niederschlage. Armin Valet sieht das anders. „Wir können keine wirkliche Verbesserung der Rezeptur erkennen“, sagt er. Dr. Oetker setze jetzt extra Zucker und andere gezuckerte exotische Früchte zu, spare aber am Vollkorn.

Auf dem zweiten Platz landete das Kaugummi Mentos Pure White von Perfetti Van Melle – 27,9 Prozent der Verbraucher stimmten für dieses Produkt. Platz drei gab es für den Nussini Riegel von Mondelez (17,6 Prozent), der weniger nusshaltig ist, als die Abbildung auf der Verpackung suggeriert.

43.000 Verbraucher kürten Mogelpackung

Mit großem Abstand folgten auf den Rängen vier und fünf die Mars Minis des Herstellers Mars (9,3 Prozent) und die Erdnuß Locken von The Lorenz Snack-World (8,6 Prozent).

Fast 43.000 Verbraucher hatten sich an der Wahl der „Mogelpackung des Jahres“ beteiligt. Damit habe sich die Teilnehmerzahl im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt, teilte die Verbraucherzentrale Hamburg mit. „Die große Resonanz zeigt einmal mehr, dass versteckte Preiserhöhungen und Verpackungen, die mehr Inhalt vortäuschen, ein Riesenärgernis für Verbraucher sind“, sagt Armin Valet.

Appell an die Politik

Er und seine Kollegen erhalten jedes Jahr mehr als 1000 Beschwerden zu diesem Thema. „Leider tut sich wenig, um die Situation für Verbraucher zu verbessern“, sagt Valet. Die Politik müsse endlich handeln, um den Herstellern mit ihren stetig schrumpfenden Packungen Einhalt zu gebieten. Valet: Wir fordern eine Transparenzplattform, auf der Unternehmen die Änderung von Füllmengen vorab veröffentlichen müssen.“