Hamburg. Neujahrsempfang in Hamburg mit 800 Gästen. Stellvertretender Vorstandschef Christian Sewing sieht „zu viel Geld im System“.

Es war der weltweit größte Neujahrsempfang der Deutschen Bank: Deutlich mehr als 800 Gäste folgten der Einladung in den historischen Börsensaal der Handelskammer Hamburg. „Der Zuspruch sprengt jedes Maß“, sagte Cornel Wisskirchen, Sprecher der Geschäftsleitung für die Region Nord.

Operativ sei die Deutsche Bank im vergangenen Jahr in der Metropolregion „sehr erfolgreich“ gewesen. So habe man im Kreditgeschäft mit Firmenkunden einen Zuwachs im zweistelligen Prozentbereich erzielt. Christian Sewing, stellvertretender Vorstandschef der Deutschen Bank, zählte eine Reihe von Anzeichen und Gründen für große Zuversicht auch mit Blick auf das neue Jahr auf: „Die Deutschen planten für das jüngste Weihnachtsgeschäft rund 20 Prozent höhere Ausgaben als im Vorjahr, die Stimmung in der Wirtschaft ist so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr – und fast die Hälfte der Betriebe will weitere Mitarbeiter einstellen.“

Weltwirtschaft wie ein Seiltänzer

Nicht nur in den USA und in Europa rechne man mit robustem Wirtschaftswachstum. Auch in China sei die Entwicklung ungebrochen positiv: „Schon nahezu 180 Millionen Familien dort gelten auch nach europäischen Maßstäben als wohlhabend“ – Tendenz steigend. Indien werde voraussichtlich in diesem Jahr zur fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen.

Doch Sewing verglich die Weltwirtschaft mit einem Seiltänzer. Bisher habe dieser ein Sicherheitsnetz unter sich gehabt – die ultralockere Geldpolitik der Notenbanken. „Das gab Selbstvertrauen, aber von 2019 an wird er ohne dieses Netz auskommen müssen.“ Mit jedem Tag würden die Risiken größer. Für Sewing steht fest: „Die Schwachstelle ist die Inflation.“ Zwar sei derzeit lediglich ein schleichender Anstieg der Verbraucherpreise zu verzeichnen. Doch in Teilmärkten gebe es Anzeichnen für eine Überhitzung: „Die Immobilienpreise in den Industriestaaten sind auf einem Rekordniveau, die Anleger gehen auf der Suche nach Rendite immer höhere Risiken ein.“

Zu viel Geld im System?

Zu den Warnzeichen gehören für Sewing auch der Rekordpreis von gut 380 Millionen Euro für ein Gemälde von Leonardo da Vinci und die Ablösesumme von 222 Millionen Euro für den Fußballstar Neymar: „Da stelle ich mir schon die Frage, ob nicht einfach zu viel Geld im System ist.“ Sewings Pro­gnose: „Es dürfte 2018 kräftig am Drahtseil gerüttelt werden.“