Hamburg . Prozess um Attentat im Supermarkt: Der 26-Jährige hatte offensichtlich auch geplant, einen Lkw für seine Tat zu organisieren.

Gut fünf Monate nach dem Messerattentat in einem Hamburger Supermarkt mit einem Toten und sechs Verletzten hat der angeklagte Palästinenser die Bluttaten gestanden. Zudem beantwortete er Fragen zu seinem Leben in Deutschland.

Der Anwalt des abgelehnten Asylbewerbers verlas am Freitag zu Prozessbeginn vor dem Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts ein Geständnis. „Er bekennt sich in allen Anklagepunkten ausdrücklich schuldig“, erklärte er. „Die Taten hatten aus seiner Sicht einen religiösen Hintergrund.“

Ein Kriminalbeamter, der den Angeklagten am 30. Juli vernommen hatte, gab im Gerichtssaal am Nachmittag zudem weitere Aussagen des Palästinensers wieder. Demnach habe der Täter vorgehabt, sich einen Lkw zu organisieren, dieses Vorhaben aber dann verworfen. In der Vernehmung hatte er nach Angaben des Beamten weiter berichtet, er hätte bei dem Attentat gerne mehr Menschen getötet. Es sei zudem sein Wunsch gewesen, bei der Tat selber zu sterben – als Märtyrer.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen

Der Prozess begann um 9 Uhr unter hohen Sicherheitsvorkehrungen. Laut Bundesanwaltschaft handelte der Täter aus einer islamistischen Gesinnung heraus. Ihm sei es darum gegangen, so viele deutsche Staatsangehörige christlichen Glaubens wie möglich zu ermorden. Die Vertreterin der Bundesanwaltschaft sagte bei der Verlesung der Anklage: „Er fällte diesen Entschluss als Beitrag für den weltweiten Dschihad.“ Darunter verstehen radikale Muslime den Kampf zur Verteidigung und Verbreitung des Islams beziehungsweise den „Heiligen Krieg“ gegen Ungläubige.

Die Anklage wirft Ahmad A. Mord sowie versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung in sechs Fällen vor. Ihm droht im Fall einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe.

Sein Anwalt sagte, der Angeklagte habe unter einer sehr großen Anspannung gestanden, aus der heraus er die Taten begangen habe. Ahmad A. ließ weiter erklären, dass er Fragen zu den Details der Taten nicht beantworten werde.

Studium begonnen

Dafür beantwortete er Fragen zu seinem Lebenslauf. Demnach hatte er angefangen, Zahnmedizin zu studieren, aber dann abgebrochen. Seine Mutter sei Lehrerin. Nach Deutschland kam er demnach, um zu arbeiten und auf eigenen Beinen stehen zu können. Auch die westliche Lebensweise sei anfangs ein Grund gewesen. Doch dann sei er damit nicht zurecht gekommen. „Ich hatte den Eindruck, dass ich nicht willkommen bin“, erklärte er laut Dolmetscher, der aus dem Arabischen übersetzte.

Fragen zu einem Konsum von Alkohol oder Drogen wollte er ebenso wenig beantworten wie Fragen zu einer Hinwendung zur Religion oder zu der Terrormiliz Islamischer Staat. Auch zu seinen Aussagen in den ersten Vernehmungen wollte er nichts sagen. „In den ersten drei Tagen war ich verletzt und konnte mich nicht konzentrieren.“

Volle Schuldfähigkeit

Der abgelehnte Asylbewerber hatte in einer Edeka-Filiale einen 50-Jährigen erstochen und anschließend sechs weitere Menschen verletzt. In seiner Flüchtlingsunterkunft wurde eine kleine, selbstgebastelte Fahne des Islamischen Staats (IS) gefunden. Doch die Terrormiliz hat sich nicht zu der Messerattacke bekannt.

Verhandelt wird vor dem Staatsschutzsenat. Die Anklage betrachtet den Palästinenser aufgrund eines vorläufigen psychiatrischen Gutachtens als voll schuldfähig.

Für hitzige Diskussionen hatte der Fall im Sommer auch gesorgt, weil der Mann eigentlich nach Norwegen hätte abgeschoben werden können. Dort hatte er zu einem früheren Zeitpunkt gelebt.

Frist versäumt

Doch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge versäumte eine Frist. Ende 2016 wurde der Asylantrag in Deutschland dann abgelehnt. A. wollte wohl auch ausreisen, doch das scheiterte an fehlenden Papieren. Es gab zudem vor der Tat Hinweise auf die Radikalisierung und psychische Labilität des Mannes. Die Behörden mussten einräumen, diesen Aussagen nicht schnell und gründlich genug nachgegangen zu sein. Bis zum 2. März sind neun Verhandlungstage angesetzt.