Hamburg. Die Verschmutzung der Stadt durch giftige Stickoxide hat 2017 etwas abgenommen. Entscheidung über Fahrverbot im Februar?
Die Belastung der Luft mit gesundheitsschädlichem Stickstoffdioxid (NO2) ist 2017 in Hamburg leicht zurückgegangen, liegt aber immer noch weit über den Grenzwerten. Das geht aus einer Auswertung der Daten aus den vier Hamburger Messstationen durch den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hervor, die dem Abendblatt vorliegt.
Demnach wurden an der Habichtstraße, der Kieler Straße, der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße zwar im Schnitt durchweg geringere Werte als 2016 gemessen. Die EU-Grenzwerte von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft werden aber weiter teilweise deutlich überschritten.
Weniger Verschmutzung an der Max-Brauer-Allee
So lag die Belastung an der Habichtstraße im Schnitt bei 58 Mikrogramm (2016: 62) und an der Stresemannstraße bei 48 Mikrogramm (2016: 49). Auf der Kieler Straße sank der Wert von 47 Mikrogramm im Jahr 2016 auf jetzt 44 Mikrogramm. Besonders deutlich ging die Verschmutzung der Luft mit NO2 an der Max-Brauer-Allee zurück. Lag die durchschnittliche Belastung dort im Jahr 2010 noch bei 70 und 2016 noch bei 58 Mikrogramm, so sank sie im Jahr 2017 auf nur noch 46 Mikrogramm. Der deutliche Rückgang gegenüber 2016 hängt laut BUND auch mit einer wochenlangen Teilsperrung der Straße zusammen.
Hauptquellen der Stickoxide, die zu chronischem Husten, Bronchitis, Asthma, Entzündungen und Lungenkrebs führen können, sind Kfz-Verkehr und Schiffsabgase. Besonders stark wird die Luft durch Dieselmotoren belastet.
Kein Grund zur Entwarnung
Trotz des Rückgangs sieht der BUND keinen Grund zur Entwarnung. Das zeige eine Analyse der Jahresmittelwerte an der Habichtstraße: Diese lägen gerade einmal auf dem Niveau von 2002. Die Umweltschützer fordern schärfere Maßnahmen. Die Umweltbehörde verweist dagegen auf eine langfristige Tendenz zur Abnahme der Werte.
Ob Länder und Kommunen Fahrverbote etwa für alte Dieselfahrzeuge erlassen können, entscheidet das Bundesverwaltungsgericht möglicherweise schon am 22. Februar. Sollte das Gericht dies prinzipiell genehmigen, könnte Hamburg die geplanten Durchfahrtsbeschränkungen für Diesel an der Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße sofort einführen.
Fahrverbot für Diesel würde greifen
Die Messungen zeigten auch 2017 massive Schwankungen über das Jahr. Die höchsten Belastungen wurden im März registriert. Hier lagen die Monatsmittelwerte laut BUND bei 68 Mikrogramm (Habichtstraße), 56 (Max-Brauer-Allee), 52 (Kieler Straße) und 56 Mikrogramm (Stresemannstraße). „Interessant ist, wie drastisch die Werte sinken, wenn weniger gefahren wird, wie zum Beispiel über die Weihnachtstage“, sagt BUND-Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. „Hier liegen die Tagesmittel-Werte teilweise unter 20 Mikrogramm. Ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge würde also sofort greifen.“
Der BUND übt auch weiter Kritik am neuen Luftreinhalteplan, den Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) 2017 vorgelegt hatte. Dieser sieht vor, dass erst 2025 überall in Hamburg die EU-Grenzwerte eingehalten werden sollen. „Die Rechtsprechung entwickelt sich dahin, dass 2018 die Grenzwerte einzuhalten sind und gegebenenfalls dafür auch Fahrverbote erlassen werden müssen“, so Braasch. „Sollten Wirtschafts- und Umweltbehörde nach dem Grundsatzurteil des Bundesverwaltungsgerichts, das Ende Februar 2018 erwartet wird, nicht umgehend schnell wirksamen Maßnahmen auf den Weg bringen, werden wir weitere Schritte gegen diese ignorante Politik prüfen.“
Auswertung nicht abgeschlossen
Die Umweltbehörde betonte, dass die amtliche Auswertung der Daten aus 2017 noch nicht abgeschlossen sei. Hamburg habe im neuen Luftreinhalteplan „zehn umfangreiche gesamtstädtisch wirkende Maßnahmenpakete aufgestellt, die zusammen mit den weiteren lokalwirksamen Einzelmaßnahmen dazu beitragen werden, dass der Jahresmittelgrenzwert für NO2 in Hamburg schnellstmöglich eingehalten wird“, sagte Umweltbehörden-Sprecher Björn Marzahn. „Die Reduzierung der Luftbelastung ist eine Daueraufgabe. Dass die vielen laufenden Maßnahmen positiv wirken, zeigt sich an dem kontinuierlichen Rückgang der Hamburg-weiten Belastung.“