Hamburg . Sammelbilder wie bei „Panini“ sollen an Krawallnächte erinnern. Es gibt Tauschabende. Das Heft findet offenbar reißenden Absatz.

Die schweren Ausschreitungen beim G20-Gipfel im Juli 2017 ziehen noch immer politische Diskussionen und Schuldzuweisungen nach sich – in Teilen der linken Szene wird die Randale dagegen zu einem glorreichen Kapitel verklärt. Linksextreme Gruppen haben offenbar ein Sammelalbum im Stil der „Panini“-Stickerhefte hergestellt, um nostalgisch in den Erinnerungen der Krawallnächte zu schwelgen.

„Zelebrieren wir die Auflehnung, die Verwüstung der Stadt der Reichen, des Käfigs, in dem wir leben müssen“, heißt es auf der Internetseite einer anonymen Gruppe, die für das Stickerheft „Riotini“ verantwortlich ist. Auf der Seite wird bereits seit Anfang Dezember auch zu „Tauschabenden“ in Hamburg und Bremen eingeladen. Dabei sei auch ein „Starterpaket“ mit zehn Motiven für fünf Euro erhältlich.

Foto eines geplünderten Supermarktes

„Das Geld geht komplett an rebellische Gefangene vom G20 und anderen Kämpfen“, heißt es in dem Angebot für ein weiteres Paket mit zehn Stickern. Auf den Bildern sind demnach etwa Fotos von Protestbannern und der Fassade eines geplünderten Supermarktes im Schanzenviertel zu sehen. Wie beim Vorbild „Panini“, deren Fußball-Stickerhefte vor allem zu Welt- und Europameisterschaften großen Absatz finden, sollen Linksextreme versuchen, durch Tauschaktionen und das Kaufen weiterer Tüten alle leeren Kästchen im Heft mit Stickern zu füllen.

Wie ein Foto einer Seite aus dem Heft zeigt, ist dieses etwa nach den einzelnen Begebenheiten beim G20-Gipfel strukturiert. So heißt es etwa in einem Textkasten zu den Verwüstungen am Morgen des 7. Juli: „Noch vor Beginn des Gipfels musste die Polizei ihren Kontrollverlust verkünden“.

Sammelbuch findet offenbar reißenden Absatz

Diese Sicht stößt in der linken Szene offenbar auf große Zustimmung. „Das #Riotini Sammelalbum und die Sammelbildchen sind der Kassenschlager in linken Buch- und Infoläden. In einigen Städten schon vergriffen“, teilte das linke Portal „NoG20Hamburg“ am Wochenende bei Twitter mit. Auch die sozialistische Tageszeitung „Neues Deutschland“ sprach davon, dass das Sammelheft derzeit „der Renner“ in Hamburgs linken Kulturzentren sei.

CDU-Innenpolitiker Dennis Gladiator äußerte sich angesichts des Sammelheftes entrüstet: "Wer sich an der Verwüstung der Stadt, an Plünderungen, der enthemmten Gewalt gegen Menschen und an der Angst vieler Hamburger berauscht, zeigt seine kriminelle und antidomekratische Gesinnung", sagte der Bürgerschaftsabgeordnete dem Abendblatt.

Besonders schlimm sei es, sagte Gladiator weiter, "dass sich Olaf Scholz genau von diesen Linksextremisten weiter auf der Nase herumtanzen lässt, statt endlich konsequent gegen den Linksextremismus vorzugehen. Seine Untätigkeit schadet der Stadt."

Weiteres Vorgehen mit Roter Flora noch unklar

Bei den schweren Krawallen im Juli waren nach städtischen Angaben mehr als 700 Polizisten verletzt oder erkrankt infolge der Belastungen während des Einsatzes. Auf der Gegenseite sollen auch mehrere Hundert Demonstranten verletzt worden sein, genaue und vollständige Angaben hierzu gibt es jedoch nicht.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte nach den Ausschreitungen Konsequenzen für Linksextremisten, insbesondere für die Rote Flora im Schanzenviertel angekündigt. Der Status des besetzten Zentrums am Schulterblatt ist aber noch unverändert.