Hamburg. Das ändert sich in den Bezirken. Neue Wohnungen an großen Straßen, Football-Stadion und S-Bahn-Station in Ottensen.

Ein neuer Platz für die Blue Devils, eine neue Stadtteilschule oder auch ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet neuen Typs – im Bezirk Altona starten in diesem Jahr einige wichtige Projekte, die teils schon lange in Planung sind. Und auch wichtige Weichenstellungen wie die künftige Anbindung des neuen Fernbahnhofs sollen 2018 gestellt werden.

Stadtplanung

Bereits im Januar nimmt der Bezirk Altona ein großes Zukunftsprojekt in Angriff. Es geht um das Entwicklungspotenzial an den Hauptverkehrsadern. Sprich: um die Schaffung von neuem Wohnraum durch Verdichtung. Als Auftaktveranstaltung der geplanten Magis-tralenbebauung an großen Straßen ist eine Informationsveranstaltung für den 17. Januar in der Schulaula des Marion-Dönhoff-Gymnasiums vorgesehen. Dabei wird es um den ersten Bebauungsplan gehen, der geändert werden könnte. Es handelt sich dabei um die nördliche Seite der Sülldorfer Landstraße (1) von der S-Bahn-Station bis etwa zur Bahnbrücke Höhe Iserbrook. Außer der Magistrale Wedeler Landstraße/Sülldorfer Landstraße/Osdorfer Landstraße steht zudem die Wohnungsbauentwicklung an der Luruper Hauptstraße/Luruper Chaussee im Fokus.

In diesem Jahr geht es zudem weiter mit der Bebauung des Areals nahe dem Rissener Krankenhaus an der Straße Suurheid (2) weiter. Dort sind in einem ersten Schritt 139 Wohnungen, davon 77 für Flüchtlinge, entstanden. In einem zweiten Bauabschnitt sollen in diesem Jahr noch einmal mindestens 350 Wohneinheiten durch die Saga realisiert werden. Allerdings ringen die Bürgerinitiative VIN, das Bezirksamt und das kommunale Wohnungsunternehmen noch um die Modalitäten.

Noch wird hier Bier gebraut und ist der Umzug der Holsten-Brauerei von ihrem traditionellen Gelände in Altona nach Hausbruch für 2019 geplant. In diesem Jahr aber arbeitet das Bezirksamt Altona am Bebauungsplan für das Holsten-Quartier (3), der vorgibt, wie sich dieses Areal nach dem Umzug verändern soll: 1300 bis sogar 2000 Wohnungen sollen dort von 2020 an gebaut werden, wie viele es genau werden, ist aber noch nicht endgültig entschieden.

Teil 1 der Serie: So wächst Wandsbek

Teil 2 der Serie: So wächst Eimsbüttel

Einen Schritt weiter ist der Bezirk beim ambitionierten Projekt der Kolbenhöfe (4) an der Friedensallee 128 in Ottensen. Auf dem ehemaligen Kolbenschmidt-Fabrikgelände plant die Rheinmetall Immobilien eine ziemlich außergewöhnliche Kombination aus Gewerbe- und Wohngebiet, die zum Beispiel für moderne Stadtentwicklung werden könnte. 420 Wohnungen sollen hier gebaut werden. Aber auch die kleineren Handwerksbetriebe, die die alten Hallen dort in den letzten Jahren stadtnah nutzen­ konnten, sollen hier Platz finden. Und zwar zu günstigen Mieten, damit sie nahe an ihren Kunden in der Stadt bleiben können. Vor wenigen Tagen erst hat die eigens dafür gegründete Handwerker-Genossenschaft Kolbenwerk dazu die große renovierte Halle 7 auf dem Gelände gekauft. Der Bebauungsplan für das Gesamtareal wird nun in diesem Jahr so weit sein, dass auch die weiteren Neubauten genehmigt werden können.

Das Bezirksamt Altona arbeitet derzeit
am Bebauungsplan für das Holsten-Quartier.
Hier sollen nach dem Umzug
der Brauerei 1300 bis 2000 Wohnungen
gebaut werden. Die genaue Zahl
wurde bislang noch nicht entschieden
Das Bezirksamt Altona arbeitet derzeit am Bebauungsplan für das Holsten-Quartier. Hier sollen nach dem Umzug der Brauerei 1300 bis 2000 Wohnungen gebaut werden. Die genaue Zahl wurde bislang noch nicht entschieden © Oezen-Reimer + Partner

Während die Sache mit den kleinen Handwerksbetrieben auf dem Kolbenschmidtgelände zur allgemeinen Zufriedenheit gelöst wurde, zeigt sich die Stadt nicht weit entfernt an der Leverkusenstraße/Ruhrstraße in Bahrenfeld eisenhart: Gegen den Protest der Anwohner wird dort ein weitgehend grüner Innenhof mit rund 90 Wohneinheiten bebaut. Der Bebauungsplan Bahrenfeld 68 (5) wird dazu in diesem Jahr ebenfalls „genehmigungsreif“ sein, wie es im Bezirksamt heißt. Der Senat hatte eigens eine Anweisung erteilt und damit ein Bürgerbegehren gegen das Projekt regelrecht ausgehebelt.

Nach mehr als zehn Jahren Stillstand sind auf dem früheren Spekulationsgrundstück an der Stresemann-straße/Ecke Kieler Straße unterdessen erste Bauarbeiten zu erkennen. In diesem Jahr entsteht dort mit dem „The Fizz Altona“ (6) eines der größten Apartmenthäuser des Nordens für Studenten und „junge Berufstätige“. Immerhin 770 Wohnungen auf neun Etagen sind dort geplant.

Früher machten hier Hunde ihr Geschäft – künftig Hightech-Betriebe. Der lange geplante Technologiepark Lurup (7) am Vorhornweg wird laut Bezirksamt in diesem Jahr in Bau gehen. Platz soll dort vor allem für Ausgründungen aus den nahen Desy-Laboren sein.

Verkehr

Hässlicher Beton, graue Gewerbe­bauten und ein vermüllter Teich: So präsentiert sich noch die S-Bahn-Station Diebsteich (8). Kaum vorstellbar, dass hier 2023 der neue Fernbahnhof Altona in Betrieb gehen und auch ein kleines Zentrum dort entstehen soll. Eine der wichtigsten Weichenstellungen dazu wird wohl in diesem Jahr getroffen: So soll eine Machbarkeitsstudie zur geplanten U 5 klären, ob die Altonaer Stadtteile Osdorf und Lurup über eben eine neue U 5 oder über eine neue S-BahnLinie (S 32-Süd) an den Schienennahverkehr angebunden werden. Die S-Bahn-Linie würde südlicher über Diebsteich fahren, die U-Bahn-Linie nicht. Aus Bezirkssicht aber ist eine zusätz­liche Anbindung des künftigen Bahnhofs besonders wichtig, um so etwas wie Zentralität schaffen zu können. Sonst würde dort nur die S 3 fahren.

Für die neue S-Bahn-Station Ottensen
an der Thomasstraße soll in diesem
Jahr Baubeginn sein. Geplante Kosten:
knapp 23 Millionen Euro, die Station
soll 2020 fertig sein
Für die neue S-Bahn-Station Ottensen an der Thomasstraße soll in diesem Jahr Baubeginn sein. Geplante Kosten: knapp 23 Millionen Euro, die Station soll 2020 fertig sein © BWVI

Eine erste Forderung formulierte die Bezirksversammlung bereits 1999, 2009 dann begannen die ersten Planungen, und 2017 rechtzeitig zum Einzug der ersten Bewohner in der Neuen Mitte Altona sollte die neue S-Bahn-Station Ottensen (9) an der Thomasstraße fertig sein. Doch dann passierte das, was oft bei öffentlichen Bauten passiert: Es wird später, und es wird teurer: In diesem Jahr nun soll endlich Baubeginn für die knapp 23 Millionen Euro teure Station sein. 2020 wird sie fertig sein. Vielleicht.

Auf viele Baustellen müssen sich im kommenden Jahr auch Autofahrer in Altona einstellen, 23 Sanierungs- oder Umbaumaßnahmen plant der Bezirk auf seinen Straßen. Darunter auch größere Eingriffe: So geht es 2018 mit dem Umbau des Rings 3 (10) im Bereich Osdorf weiter. Nachdem die Straße Rugenfeld umgebaut wurde, folgt nun der Rugenbarg bis Höhe Böttcherkamp. Unter anderem sind für Radler Fahrradstreifen geplant.

Auch in Ottensen und Bahrenfeld soll es neue Radfahrstreifen (11) geben: Für immerhin 2,6 Millionen Euro werden sie auf der Friedensallee zwischen Von-Sauer-Straße und Friesweg angelegt.

Und auch in Rissen wird am Rad gedreht: Die städtische P+R-Betriebsgesellschaft investiert in 330 neue Fahrrad-Abstellplätze (12) am Bahnhof.

Auch am Bahnhof Hochkamp (13) stehen 2018 Veränderungen an, allerdings für Autofahrer. Für mindestens 700.000 Euro wird der dortige Parkplatz saniert, anschließend müssen Autofahrer hier fürs Parken zahlen.

Soziales

Der Streit um die Flüchtlingsunterkunft Blankenese (14) hatte lange Symbolkraft in der Stadt, eben weil hier auch einmal ein Standort in den vermeintlich so vornehmen Elbvororten geplant wurde. Nun ist schon lange Schluss mit dem Ringen um den Bau. Er soll in diesem Jahr bezugsfertig sein und 192 Flüchtlingen Platz bieten.

Die Footballer der Blue Devils bekommen
eine neue Spielfläche am Kroonhorst.
Damit sie mehr Trainingsmöglichkeiten
haben, investiert der Bezirk
dort in einen Kunstrasenplatz sowie
eine Flutlichtanlage
Die Footballer der Blue Devils bekommen eine neue Spielfläche am Kroonhorst. Damit sie mehr Trainingsmöglichkeiten haben, investiert der Bezirk dort in einen Kunstrasenplatz sowie eine Flutlichtanlage © Witters

Und auch in Othmarschen wird weiterer Wohnraum für Flüchtlinge entstehen. Auf einem Grundstück an der Baurstraße (15) neben dem Parkhaus am Othmarscher Kino entsteht ein siebengeschossiger Neubau mit rund 160 Wohneinheiten. Mindestens 36 Wohnungen sollen an das städtische Unternehmen „Fördern & Wohnen“ vermietet werden, es sind aber auch Sozial- und Eigentumswohnungen geplant.

In Lurup soll in diesem Jahr indes endlich Baubeginn für die Stadtteilschule Lurup (16) sein, an der Luruper Hauptstraße werden die bisher drei Standorte der Schule zusammengefasst. Die Schule soll gleichzeitig auch so etwas wie eine Art Stadtteilzentrum werden.

Umwelt/Grünanlagen

Sportlich verändert sich 2018 etwas für die Blue Devils (17). Die Footballer erhalten eine neue Spielfläche – allerdings nicht am Standort Hemmingstedter Weg, sondern am Kroonhorst. Um dem erhöhten Trainings- und Spielbedarf gerecht zu werden, investiert der Bezirk dort in einen Kunstrasenplatz sowie eine Flutlichtanlage.

Und überhaupt gibt es 2018 im Bezirk Altona eine Art Grün-Offensive: Weil die Stadtreinigung die Pflege von Grünanlagen übernommen hat, könnten sich die Mitarbeiter des Bauhofs wieder mehr um eine notwendige Spielplätze-Grunderneuerung (18) kümmern: Unter anderem im Fischers Park in Ottensen oder am Hemmingstedter Weg.

Die ersten Gebäude stehen bereits, nun soll es 2018 auch mit dem Park für die Neue Mitte Altona (19) losgehen. Der neue Stadtteilpark wird sich durch das gesamte Areal des Bauabschnitts ziehen und soll neue und alte Bereiche miteinander verbinden. Sportplätze und Gartenanlangen werden teilweise von rekonstruierten Stahlgerüsten der ehemaligen Güterhalle überdacht, um an die Geschichte des Geländes zu erinnern. Kinderspielplätze, ein Wäldchen, ein Parkcafé und ein Bolzplatz sollen ebenfalls entstehen.

Feste

Es gilt als das größte Stadtteil- und Kulturfestival Norddeutschlands: Termin für die Altonale (20) ist diesmal vom 1. bis 17. Juni. Höhepunkt ist das Straßenfest mit Schwerpunkt Ottensen am letzten Festivalwochenende vom 15. bis 17. Juni.

Vor 750 Jahren wurde Osdorf (21) zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt, eine Festwoche ist nach Pfingsten vom 22.–27. Mai 2018 dazu geplant. Am 26./27. Mai wird es dazu ein großes Festzelt auf dem Sportplatz der Grundschule Goosacker geben, u. a. mit einem Musical über die Gründung und die Entwicklung von Osdorf seit 1268. Ein genaues Programm zur Festwoche wird noch erscheinen.

Lesen Sie morgen: Harburg