Hamburg. Von Februar 2018 an wird Easyjet unter anderem die Lieblingsinsel der Deutschen nicht mehr anfliegen. Welche Ziele noch betroffen sind.
Als der Radio- und Fernsehmoderator Thorsten Schaubrenner vor wenigen Tagen eine E-Mail von Easyjeterhielt, war er verärgert. Die britische Billigfluglinie hatte seine für Anfang Februar gebuchte Verbindung von Hamburg nach Mallorca gestrichen. Das Angebot, kostenlos umzubuchen, lief ins Leere. Denn Easyjet fliegt die Lieblingsinsel der Deutschen bald nicht mehr an – und streicht im ersten Schritt noch zwei weitere Ziele vom Helmut-Schmidt-Flughafen, teilte die Firma auf Abendblatt-Anfrage mit.
Von Februar 2018 an wird Easyjet neben der Strecke nach Palma die Hamburger Verbindungen nach Rom-Fiumicino und Athen nicht mehr bedienen. Zudem werden die Frequenzen nach Krakau und Salzburg bis zum Ende des Winterflugplans stark reduziert. „Wir entschuldigen uns für die entstandenen Unannehmlichkeiten und bieten betroffenen Passagieren eine vollständige Rückerstattung an“, sagte ein Firmensprecher. Mit dem Wechsel zum Sommerflugplan am 25. März fallen Salzburg und Krakau komplett weg. Auch Zürich, London Luton sowie Fuerteventura und Lanzarote fliegt Easyjet nicht mehr direkt von Fuhlsbüttel aus an. Damit folgt Ende März das Aus für sechs weitere Strecken.
Auf Kernstrecken fokussieren
„Im Sommer 2018 wird sich Easyjet auf neun Kernstrecken fokussieren“, so der Sprecher. Basel, Genf, London Gatwick, Bordeaux, Edinburgh, Manchester und Venedig gehören ebenso dazu wie Neapel und Nizza – die letzten beiden Städte werden allerdings laut Homepage erst ab Ende Juni/Anfang Juli angeflogen. Diese Verbindungen hätten sich bei Passagieren als sehr beliebt erwiesen und würden vor allem den Bedürfnissen der Geschäftsreisenden entsprechen, hieß es.
100.000 Passagiere starten rund um Weihnachten
Die Ausdünnung der Flugziele hängt eng mit einem Beschluss aus dem Sommer zusammen. Anfang Juni gab Easyjet bekannt, die Basis in Hamburg Ende März 2018 zu schließen. Bisher sind drei Flugzeuge in der Hansestadt stationiert, „übernachten“ also in Fuhlsbüttel. „In Hamburg sind wir leider nur die Nummer vier“, hatte Easyjet-Deutschlandchef Thomas Haagensen dem Abendblatt einst gesagt. Knapp zehn Prozent Marktanteil hatten die Briten im Jahr 2016, die Lufthansa-Gruppe (inklusive ihres Billigablegers German-/Eurowings) und die mittlerweile insolvente Air Berlin rangierten vor ihnen. Künftig konzentriere man sich auf Flughäfen, an denen man eine führende Position einnehme.
Angebot drastisch kürzen
Dazu soll Berlin-Tegel gehören. Aus der Insolvenzmasse von Air Berlin kauften die Briten inklusive der Start- und Landerechte 25 Maschinen, die an dem Hauptstadt-Flughafen stationiert und im Laufe des nächsten Sommers eingesetzt werden sollen. Bereits ab Januar werden von Tegel 19 Ziele angeboten. Eine der drei Hamburger Maschinen werde daher im Februar abgezogen und zur Unterstützung nach Tegel verlegt, teilte Easyjet dem Abendblatt mit. Die anderen beiden Jets bleiben bis Ende März in der Hansestadt.
„Die Stadt Hamburg ist aufgrund ihrer Beliebtheit als europäische Destination weiterhin ein zentraler Anlaufpunkt in unserem Netzwerk“, sagte der Sprecher. Allerdings ist das Angebot drastisch gekürzt worden. Im Sommer 2016 standen noch rund 30 Easyjet-Ziele im Hamburger Flugplan. Unklar ist auch, was mit den gut 100 Arbeitsplätzen wird, die an der Basis in Fuhlsbüttel hängen. Die Mitarbeiter sollen an anderen Basen weiterbeschäftigt werden, hieß es.
Passagierzahlen werden zurückgehen
Klar ist hingegen, dass die Passagierzahlen von Easyjet deutlich zurückgehen werden. Statt 1,5 Millionen in diesem Jahr sollen 2018 nur noch rund 500.000 Menschen mit den Briten in Hamburg abheben. Der Wachstumskurs des Airports könnte damit nach vier Rekordjahren in Folge gestoppt werden. Dieses Jahr werden es mehr als 17 Millionen Passagiere sein. Dazu trugen aber auch noch die mittlerweile insolventen Fluggesellschaften Air Berlin und deren Tochter Niki bei. Flughafenchef Michael Eggenschwiler rechnet damit, das Niveau des Jahres 2017 halten zu können. „Wir spüren das Interesse von anderen Airlines, die Lücken zu füllen, und erwarten daher, dass wir auch die Anzahl der Strecken halten können“, sagte er vor Kurzem. Derzeit werden von Hamburg aus rund 130 Ziele direkt angeflogen.
Moderator Schaubrenner hat für seinen im Februar geplanten Flug nach Mallorca nun noch die Auswahl zwischen Eurowings und Ryanair. Während die Easyjet-Maschine nachmittags starten sollte, fliegt die Konkurrenz aber schon morgens kurz nach 6 Uhr. „Das ist gegen meinen Biorhythmus“, sagt Schaubrenner. Er überlegt, stattdessen via Barcelona zu fliegen – auch wenn es deutlich länger dauert.