Hamburg. Forderungen nach einer neuen Sicherheitsrichtline für Traditionsschiffe haben in Szene lange für Schrecken gesorgt.
Strenge Tauglichkeitstests für ehrenamtliche Crews, umfangreiche Umbauten oder teurer Brandschutz – die geplanten Forderungen nach einer neuen Sicherheitsrichtline für deutsche Traditionsschiffe haben in der Szene lange für Schrecken gesorgt. Mancher Windjammer- oder Dampfschiffverein warnte sogar vor einem kompletten Ende der vor allem in Norddeutschland beheimateten Flotte. Doch nachdem das Bundesverkehrsministerium weitere Gespräche zugesagt hatte, ist nun offenbar bei einer letzten Gesprächsrunde am Donnerstag in Berlin ein Durchbruch erzielt worden.
„Neue Sicherheitsrichtline für Traditionsschiffe hat ihren Schrecken verloren“, titeln zumindest die Stiftung Hamburg Maritim und der Museumshafen Oevelgönne eine gemeinsame Erklärung zu einem neuen und überarbeiteten Entwurf der Richtlinie. Die beiden Hamburger Institutionen dürften gemeinsam die größte Flotte historischer Schiffe in Deutschland betreiben. „Wird dieser Entwurf so verabschiedet wie zwischen den Teilnehmern verabredet, dann hat die Traditionsschifffahrt in Deutschland wieder eine sichere Zukunft“, sagt Stiftungsvorstand Joachim Kaiser.
Gäste schützen
Mit der Sicherheitsrichtline sollen vor allem Gäste auf Traditionsschiffen geschützt werden. In ersten Entwürfen glichen viele Forderungen aber auch Ansprüchen, die moderne Passagierschiffe zu erfüllen haben. Das hätte vielfach große Umbauten erfordert, weil historische Schiffe eben anders gebaut sind als moderne. Zudem hätte manche Richtlinie die finanzielle Kraft der meist ehrenamtlichen Vereine überfordert. Andererseits können etliche Traditionsschiffe eben nur mit bezahlten Gästefahrten finanziell über Wasser gehalten werden.
Man habe nun viele Missverständnisse klären, sich über mehr Flexibilität einigen und auch Übergangsfristen und einen Bestandsschutz erreichen können, heißt es in der Hamburger Erklärung. Zusammen mit in Aussicht gestellten „Anpassungshilfen“ des Bundes werde die ganze Flotte daher in absehbarer Zeit auf ein besseres technisches Niveau gehievt und die Traditionsschiffer besser qualifiziert, heißt es weiter in der Erklärung. Tatsächlich konnten die Traditionsschiffer offensichtlich einige Änderungen erreichen oder konkretisieren.
Feuerfeste Stahltreppen in Holzschiffen
Zum Beispiel bei der Forderung, dass die ehrenamtlichen Crews für den Dienst auf See genauso fit sein müssen wie Berufsseeleute. Das hatte zu viel Aufregung geführt, weil viele Mannschaften der historischen Schiffe nicht selten zum Großteil im Rentenalter sind. Nun gilt die medizinische Anforderung nur für eine „sichere Mindestbesatzung“; bei kleineren Schiffen also nur für Kapitän und Steuermann.
Auch die Forderungen nach teuren Umbauten wie etwa feuerfesten Stahltreppen in Holzschiffen erweisen sich inzwischen nicht mehr als so streng. Bei Nach- oder Umbauten müssen sie wohl erfüllt werden, nicht aber bei wirklich historischen Schiffen. Zugelassene Traditionsschiffe würden zudem einen Bestandsschutz genießen, hieß es. Was aber ein Traditionsschiff ist und was nicht – das soll zukünftig nicht mehr allein durch die Berufsgenossenschaft, sondern auch durch andere „sachverständige Personen“ eingestuft werden.
„Überfällige Verschärfung“
Von einer „überfälligen Verschärfung“ sprechen die Vertreter von Stiftung und Museumshafen indes beim nach wie vor geforderten Stabilitätsnachweis. Auch für Traditionsschiffe müsse jetzt die Kentersicherheit nachgewiesen werden – so wie es für Passagierschiffe schon seit Langem selbstverständlich ist.