Hamburg. Eine 1480 Meter lange Strecke der A26-Ost soll untertunnelt werden. So würden Anwohner geschont und Wohnungsbau ermöglicht.

Die Freie und Hansestadt Hamburg will einen weiteren Autobahnabschnitt unter die Erde legen. Die geplante Autobahn A 26-Ost, auch Hafenpassage Hamburg genannt, soll auf der Elbinsel Wilhelmsburg zwischen Finkenriek und der A 1-Autobahnanschlussstelle Stillhorn auf einer Länge von 1480 Metern in einem Tunnel entlangführen. Diesen Vorschlag hat Andreas Rieckhof (SPD), Hamburgs Staatsrat für Verkehr, am Montagabend bei einer öffentlichen Diskussion im Bürgerhaus Wilhelmsburg vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine Idee. Die notwendige Zustimmung des Senats und des Bundesverkehrsministeriums stehen noch aus.

Der Lärmschutzdeckel auf der Elbinsel Wilhelmsburg wäre der vierte, der in Hamburg gebaut würde. Bislang entstehen drei Autobahndeckel beim Ausbau der A7 in den Stadtteilen Schnelsen (560 Meter lang), Stellingen (1000 Meter lang) und in Altona (2200 Meter lang). Wenn auch der Baugrund auf der Elbinsel als schwierig gilt, halten die Projektentwicklerin Deges und Staatsrat Rieckhof den Bau des „Wilhelmsburger Deckels“ für technisch machbar.

6000 Menschen in Kirchdorf und Kirchdorf-Süd profitieren

Mehr als 6000 Menschen in den von dem Autobahnbau betroffenen Siedlungen Kirchdorf und Kirchdorf-Süd wären damit vor dem Autobahnlärm geschützt. Die Stadtentwicklung würde von der unterirdisch verlaufenen Autobahn profitieren: Über und neben der Fahrbahn entstünde in einem 16 Hektar großen Suchraum die Möglichkeit, zusätzliche Wohnungen zu bauen. Die Idee ist, mit Einnahmen aus dem Wohnungsbau den Lärmschutzdeckel teilweise zu refinanzieren. „Ohne Anlieger einer überdachten A26-Ost kann man sich das Tunnelprojekt nicht vorstellen“, sagte Andreas Rieckhof.

Zu den Kosten wollte er keine Aussage machen. Der Staatsrat geht davon aus, dass mit dem Tunnelbauwerk die Gesamtkosten für den Bau der 9,7 Kilometer langen Autobahn A26-Ost auf mehr als eine Milliarde Euro steigen werden. Ursprünglich sollte nur ein 380 Meter Tunnel bei Finkenriek betroffene Bürger vor Lärm schützen. Bürgerinitiativen und Politiker von den Elbinseln haben massiv protestiert und den Schutz der Großsiedlung Kirchdorf-Süd vor zusätzlichem Lärm gefordert.

Der geplante Bau der A26-Ost ist auf den Elbinseln umstritten

Das Bündnis Verkehrswende Hamburg, zu dem sich mehrere Bürgerinitiativen aus Moorburg und Wilhelmsburg zusammengeschlossen haben und das von dem Naturschutzverband Nabu unterstützt wird, lehnen den Autobahnbau im Süden Wilhelmsburg grundsätzlich ab. Die Bewohner seien bereits übermäßig von Verkehr belastet. Wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen ginge verloren.

Um frühzeitig Akzeptanz für den Autobahnbau im Süden des Stadtteils Wilhelmsburg zu schaffen, hat sich die Hamburger Verkehrsbehörde für eine zusätzliche, freiwillige Bürgerbeteiligung entschieden. Sie hat das Beteiligungsprojekt „Perspektiven!“ der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg damit beauftragt. Nach mehreren Arbeitstreffen und Gesprächen mit den Autobahnplanern haben die Teilnehmer im Oktober in einem Bürgergutachten Forderungen formuliert. Ganz oben auf der Liste: ein Autobahntunnel entlang aller betroffenen Siedlungen.

Verkehrsbehörde und Deges halten an Anschlussstelle fest

Die Planung zur A26-Ost im Süden der Elbinsel bleibt dennoch umstritten. Das Bürgergutachten lehnt eine zusätzliche Anschlussstelle an der Otto-Brenner-Straße ab. In der Nähe befinden sich eine Schule und ein Kinderbauernhof. Stattdessen schlägt es eine Auf- und Abfahrt westlich am Pollhornweg vor. Die Planungsgesellschaft Deges und die Verkehrsbehörde halten die Lösung für zu gefährlich, weil Lkw steile Steigungen von mehr als fünf Prozent bewältigen müssten. Mit etwa 100 Millionen Euro Baukosten gilt sie als sehr teuer.

Die Verkehrsbehörde und die Deges halten deshalb an der Anschlussstelle am Otto-Brenner-Weg fest. Sie soll jetzt aber schlanker als ursprünglich geplant gebaut werden und zwei Hektar Fläche weniger verbrauchen. Zusätzlicher Lärmschutz an der A 1 soll die Lebensqualität in Kirchdorf-Süd erhöhen.

Baubeginn frühestens 2023

Die 9,7 Kilometer lange Autobahn A26-Ost verbindet die A 7 mit der A 1 und erstreckt sich von Moorburg über Bostelbek, Kirchdorf bis Stillhorn. Städtische Quartiere, vor allem Harburg, würden entlastet und die dringend benötigte Alternative zur Haupthafenroute geschaffen. Baubeginn: frühestens 2023.