Hamburg. Das Haus am Hauptbahnhof präsentiert ein ebenso kreatives wie spannendes Programm für 2018 – und bleibt seinem Ansatz treu.

Rund 190.000 Besucher hatte das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) in einem wirtschaftlich schwierigen Jahr, das es nur dank Rücklagen mit einem ausgeglichenen Haushalt abschließen kann. Geschäftsführer Udo Goerke erklärte ungewohnt deutlich, dass wegen Preissteigerungen, Tariferhöhungen und anderem „alle Museumsstiftungen ähnliche Probleme“ hätten: „Ich wünsche mir eine baldige Neuberechnung der Zuwendungen, um mittelfristig die Existenz der Häuser zu sichern.“

Direktorin Sabine Schulze will derweil die Sammlung weiter genreübergreifend interpretieren. Durch die innovativen Ausstellungen mit den Titeln: „Fast Fashion“, „Food Revolution 2.0“ oder „Pure Gold“ sei der konsumkritische Ansatz ihres Hauses „zu einer Art Markenzeichen“ geworden. Schulze hofft weiterhin auf „gute Stimmung im Haus trotz finanzieller Schwierigkeiten“. Auch in Sachen digitaler Vermittlung hat das Museum zugelegt. Zu den 100 historischen Instrumenten sind 50 Filmclips gedreht worden. Über eine App sind sie herunterladbar. Dank Kooperation mit der Musikhochschule ist es möglich, sich in diesen Minifilmen anzuhören, wie die alten Instrumente klingen, wenn Musiker darauf spielen.

Die kommende umfassende Retro­spektive der Fotografin Madame d’Ora wird am 21. Dezember eröffnet. Wer der Wiener, später Pariser Glamour- und Modefotografin Modell saß, der wollte „ein künstlerisches Porträt mit französischem Flair“, so Kuratorin Esther Ruelfs. In internationaler Kooperation holt sie ab 16. März das „Polaroid-Projekt“ nach Hamburg. Auf Angebot der Firma Polaroid haben einst bekannte Künstler wie Andy Warhol oder Anselm Adams mittels der Möglichkeiten der Sofortbildkamera ihre künstlerischen Ausdrucksmittel erweitert.

Ausstellung über 1968

Ein neues Kapitel seiner permanenten Raubkunst-Ausstellung wird das Museum am 15. Februar mit seinen drei echten, 1897 von britischen Militärs aus Benin geraubten „Benin-Bronzen“ eröffnen.

Der Ausstellungsmacher Roger ­Buergel will im nächsten Teil seiner Reihe „Mobile Welten“ die „Wahrnehmungsformen von Jugendlichen mit der Ordnung des Museums konfrontieren“ und davon „eine künftige Museologie“ ableiten (12. April). Von der Zukunft in die Vergangenheit: Die 1920er-Jahre in Paris waren vom eleganten Art déco geprägt. Ab 4. Mai zeigt das MKG 150 hochwertige Lithografien, Pochoirdrucke oder anspruchsvoll gestaltete Plakate.

Hausherrin Sabine Schulze kuratiert die Ausstellung „1968. Protest und Phantasie“ ab 18. Mai, findungsreich kombiniert aus Filmen, historischen Dokumenten, Mode und Designobjekten. Im Rahmen der Triennale der Photographie widmet sich ab 8. Juni die Ausstellung „Delete“ dem Bildjournalismus und untersucht die Auswahlprozesse, die ein Foto durchläuft, bis es den Weg in ein gedrucktes Medium findet.