Hamburg. Laut neuem Mietenspiegel liegt die Durchschnittskaltmiete bei 8,44 Euro. Im Vergleich zu München ist das noch wenig.

Der Anstieg der Hamburger Mieten hat sich in den vergangenen Jahren leicht verlangsamt. Die durchschnittliche Nettokaltmiete ist zwischen 2015 und 2017 von 8,02 Euro auf jetzt 8,44 Euro gestiegen – was einem Plus von 5,2 Prozent entspricht. Das ergibt sich aus dem am Dienstag von Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) vorgestellten neuen Mietenspiegel.

Zwischen 2013 und 2015 lag der Anstieg noch bei 6,1 Prozent, zwischen 2011 und 2013 bei 5,7 Prozent. Gleichwohl sind die Mieten auch jetzt wieder stärker gestiegen als die durchschnittlichen Lebenshaltungskosten. Diese stiegen im selben Zeitraum laut Senat um 1,7 Prozent.

Stapelfeldt kritisiert indirekt Initiative zum Grünschutz

„Die Entwicklung des Mietenspiegels deutet auf eine anhaltend hohe Nachfrage und einen weiterhin dynamischen Wohnungsmarkt hin“, sagte Stapelfeldt. „Es wird auch zukünftig unsere Aufgabe sein, für mehr bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Mit insgesamt mehr als 16.000 fertiggestellten Wohnungen in den Jahren 2015 und 2016 sind wir beim Wohnungsneubau auf einem guten Weg.“ Der Senat werde seine Anstrengungen fortsetzen, „um jährlich mindestens 10.000 Wohnungen auf den Weg zu bringen“.

Stapelfeldt kritisierte in diesem Zusammenhang indirekt die Volksinitiative des Naturschutzbunds Nabu zum Grünschutz, die laut Kritikern den Wohnungsbau einschränken könnte. Die Senatorin betonte, dass 85 Prozent der Wohnungen durch „Innenstadtentwicklung“ entstünden. Auch baue man höher.

Stillstand beim Wohnungsbau wäre schädlich für die Stadt, so Stapelfeldt. Es sei Aufgabe des Senats, auch das „elementare Bedürfnis“ nach bezahlbarem Wohnraum zu befriedigen. Die Forcierung des Wohnungsbaus zeige ja nun bereits Wirkung, sagte die Senatorin. „Ich bin erleichtert, dass der Anstieg der Mieten geringer ausgefallen ist als in den Vorjahren.“

Insgesamt liegen laut Senat rund 53 Prozent aller Mieten immer noch unterhalb einer Schwelle von 7,50 Euro pro Quadratmeter. Die Wohnungen werden im alle zwei Jahre erscheinenden Mietenspiegel nach Größen, Baujahr und Ausstattung sowie Wohnlage gegliedert. Relevant für den Mietenspiegel 2017 sind laut Senat rund 539.000 Wohnungen. Erhoben werden nur die Mieten, die innerhalb der letzten vier Jahre erhöht oder neu vereinbart worden sind.

Mieterverein fordert Erhalt von Sozialwohnungen

43 Prozent der erhobenen Mieten waren Neuvertragsmieten. Diese relativ hohe Neuvertragsquote zeige, dass der Wohnungsmarkt in Bewegung und Hamburg weiterhin attraktiv bei Zuwanderern aus dem In- und Ausland sei, so der Senat. Im Zuge der Erstellung des Mietenspiegels sei das Wohnlagenverzeichnis umfassend aktualisiert worden. Dabei seien auch neue Datenquellen, etwa zum Lärm, erfasst worden.

Im Städtevergleich mit anderen Metropolen nimmt Hamburg weiterhin eine Position im Mittelfeld ein. In München liegen die Durchschnittsmieten 2017 mit 11,23 Euro pro Qua­dratmeter sehr hoch, in Berlin dagegen bei nur 6,39 Euro, in Stuttgart bei 8,95 (Stand: 2016) und in Frankfurt bei 8,82 Euro pro Quadratmeter (Stand: 2015).

„Die hohen Mieten machen es nicht nur Geringverdienern, sondern auch Mieterhaushalten mit durchschnittlichem Einkommen besonders schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden“, sagte Mietervereinschef Siegmund Chychla am Dienstag. „Leider hat die Wohnungsbauoffensive mit rund 16.000 Einheiten im Erhebungszeitraum aufgrund des starken Bevölkerungswachstums von knapp 40.000 Personen nicht zur Entspannung des Wohnungsmarkts geführt.“

Der Senat müsse seine Anstrengungen im Wohnungsbau verstärken, so Chychla. Außerdem müssten der Rückgang des Bestands an Sozialwohnungen gestoppt und weitere soziale Erhaltungsverordnungen erlassen werden, um die Verdrängung weniger zahlungskräftiger Mieter zu verhindern.

Opposition: Senat hat eigene Ziele verfehlt

Laut CDU-Fachpolitiker Jörg Hamann zeigt der Mietenspiegel, „dass der Senat seine eigenen Versprechen meilenweit verfehlt“. Der Anteil an Wohnraum für weniger als 6,50 Euro pro Quadratmeter sei seit 2015 um gut zehn Prozent gesunken. „Die vom Senat initiierten Stadtentwicklungsprojekte beziehen sich vorwiegend auf begehrte Lagen im innerstädtischen Bereich. Das verteuert die Wohnungen erheblich.

Die Randgebiete und die Metropolregion müssen, wie von uns beantragt, mit einbezogen werden“, so Hamann. Linken-Wohnungsbaupolitikerin Heike Sudmann sagte: „In den sechs Jahren SPD-Regierung sind die Mieten in Hamburg um 17 Prozent gestiegen. Die Aussage, der Neubau und nur er allein würde die Mieten dämpfen, wird Lügen gestraft.“ Laut SPD-Stadtentwicklungspolitiker Dirk Kienscherf zeigt der Anstieg, wie wichtig das Wohnungsbauprogramm sei.

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen forderte mit Blick auf die deutlichen Mietensteigerungen bei neu gebauten Wohnungen, Genossenschaften und die städtische Wohnungsgesellschaft Saga bei der Vergabe städtischer Grundstücke stärker zu berücksichtigen. Die Grundstücksvergabe müsse stärker auf den Bau bezahlbarer Wohnungen ausgerichtet werden.

Im Internet lassen sich alle relevanten Daten zum Mietenspiegel auf der Seite www.hamburg.de/mietenspiegel einsehen.