Hamburg. Alexander Levy zeigt Werke aus seiner Berliner Galerie bei Thomas Levy an der Osterfeldstraße. Dabei ist auch ein kurioses Thermometer.

Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es. Manchmal ist es aber auch eine einladende Geste, die denselben Zweck erfüllt: Thomas Levy (70), stadtbekannter Galerist und seit Jahrzehnten in Sachen Kunst unterwegs, hat seine Räume erstmals seinem Sohn Alexander (33) zur Verfügung gestellt. Der Senior, der sonst Künstler der Pop Art oder des Surrealismus zeigt, will seine Galerie dadurch beleben, „nicht immer das Gleiche zeigen, ein anderes Publikum ansprechen“.

Also präsentiert er an der Osterfeldstraße jetzt junge Künstler, die sonst in der Berliner Galerie seines Sohnes zu finden sind. Dessen Schwerpunkt liegt auf Konzeptkunst, „die unsere Wahrnehmung hinterfragt, Gesellschaftsstrukturen reflektiert und naturwissenschaftliche und politische Themen subversiv aufgreift“, so der Junior. Unter den Künstlern sind drei Schüler des Isländers Ólafur Elíasson, der sich primär mit Naturphänomenen befasst: Felix Kiessling etwa beschäftigt sich mit der Frage nach geografischen Grenzen auf dem Grat zwischen Physik und Philosophie. Dafür vergrößert er ein Sandkorn um das Tausendfache und rahmt die Aufnahme.

Galeriegeschäft von Kindesbeinen an gelernt

Seit 2009 führt Alexander Levy seine Berliner Galerie, anfangs noch mit dem Programm des Vaters und seit 2012 mit den Künstlern seiner eigenen Generation. Das Galeriegeschäft hat er von Kindesbeinen an bei seinen Eltern kennengelernt. Dazu gehört, mit Künstlern Ausstellungskonzepte zu ersinnen, das Messegeschäft aufzubauen, dafür zu sorgen, „dass die Leute kommen und über die Ausstellungen geredet wird“. Wie sein Vater hat es auch Alexander Levy geschafft, dass die Arbeiten seiner Künstler inzwischen in Kunstvereinen und anderen Ausstellungshäusern gezeigt werden: „Das ist toll für uns, das ist eine andere Liga.“

Hinter den oft fotografischen Kunstwerken in seiner Galerie stehen gelegentlich aberwitzige Aktionen, die passionierte Sammler teilfinanziert haben. Zu seinem Job gehört es auch, solche Sammler zu finden, die es bezahlen, wenn etwa der Künstler Julius von Bismarck im Dschungel Venezuelas Gewitterblitze mit Raketen beschießt, sie dadurch begradigt und diese geraden Blitze exakt dann fotografiert, wenn sie in einen Baum fahren. Ein künstlerischer Kommentar zur Zerstörung der Natur durch den Menschen.

Felsenfest überzeugt von „seinen“ Künstlern

Alexander Levy ist felsenfest überzeugt von „seinen“ Künstlern. Bei einer Konkurrenz von rund 400 anderen Berliner Galerien müsse man sich etwas einfallen lassen, Konventionelles, Arriviertes komme für ihn nicht infrage. Nach Hamburg hat er von dem Künstler Fabian Knecht auch ein Multiple (ein in Serie hergestelltes Kunstwerk) mitgebracht, das bereits für 300 Euro zu haben ist: Es handelt sich um ein Thermometer, das stets zwei Grad weniger anzeigt – wie gemacht für alle, die den Klimawandel weiter ungestört leugnen wollen.

Ohne Leidenschaft, sagen Thomas und Alexander Levy unisono, könne man kein Galerist sein. „Es ist ja ein Leben, für das man sich entscheidet, kein Job“, findet der Sohn. Reich werde man damit nicht, meint der Vater, aber es sei eben eine tolle, befriedigende Arbeit. Und auch wenn er 2020 seine Galerie in die Hände seines Sohnes legen will, wird er weiter an Museumsausstellungen mitarbeiten und in Hamburg ein Büro behalten. „Ich habe im Laufe meines Galeristenlebens Man Ray, Sonia Delaunay und Henry Moore kennengelernt“. erzählt der Vater. „Und Alexander hat jetzt auch so ein paar künftige Legenden in seiner Galerie.“ Wie der Vater, so der Sohn.

„Unboxing – Alexander Levy zu Gast bei Levy“ bis 22.12. Galerie Levy (Bus 22), Osterfeldstr. 6, Di–Fr 10.00–18.00; weitere Infos unter www.levy-galerie.de