Hamburg. Astra eröffnet im Frühjahr 2018 neuartige Erlebnisgastronomie mit eigener Bierherstellung, 200 Plätzen und Kulturangebot.

Es ist für Freunde der Hamburger Bierkultur eine kleine Sensation: Astra zieht zurück auf den Kiez. Das Kultbier wurde bis vor rund 15 Jahren auf dem Gelände der Bavaria-St. Pauli-Brauerei an der Bernhard-Nocht-Straße gebraut. Dann wurde die Produktion dort eingestellt und das Gelände neu bebaut. Astra wird seitdem bei Holsten in Altona gebraut.

Jetzt eröffnet Astra nach Informationen des Abendblatts eine kleine „Hausbrauerei“ mit Gastronomie an der Reeperbahn, in Nachbarschaft zu seinem früheren Standort: „Astra kann Bier auch anders. Was das heißt, werden wir unseren Nachbarn und Gästen hier mitten auf dem Kiez präsentieren“, kündigt Christoph Boneberg, Sprecher von Carlsberg Deutschland, zu der Astra gehört, an.

Auch Pale Ale und Kellerbier

Der Plan: „Wir wollen in Zukunft nicht nur das klassische Urtyp auftischen. Es werden gängige Bier-Stile wie Pale Ale oder Kellerbier, aber auch leicht verrückte und ungewöhnliche Sorten gebraut werden, ganz Astra eben“, sagte Boneberg.

Bis zu 1400 Hektoliter sollen in der Brauereikneipe jährlich hergestellt werden. Im Mittelpunkt wird dabei die kleine Brauerei mit ihren zehn Lagertanks stehen. 200 Sitzplätze soll das Lokal haben und auf der Speisekarte norddeutsche Hausmannskost stehen. Die Brauerei entwickelt das Konzept auf der Amüsiermeile gemeinsam mit Partnern, die bereits Gastronomie auf der Reeperbahn anbieten.

Der neue Standort ist Kult

Das klassische Astra-Sortiment wird aber weiterhin in der Holsten-Brauerei gebraut, die im Jahr 2019 von Altona in das Gewerbegebiet Heykenaukamp in Hausbruch ziehen soll. Auf der Reeperbahn arbeiten in der künftigen Brauereikneipe derzeit noch Handwerker. Die Eröffnung ist für das Frühjahr 2018 geplant. An den letzten Details für das kiezaffine Design werde noch gefeilt, sagte Boneberg.

Kult ist auch der neue Standort, denn Astra zieht mit der Erlebnisbrauerei in das Erdgeschoss von Möbel Brandes ein. Einst kauften hier Generationen von Hamburgern Polstermöbel und Schrankwände, nun soll dort Bier gebraut werden. Aber nicht nur das: „Wir wollen hier nicht nur ein ungewöhnliches, norddeutsches Brauhaus realisieren, sondern auch einen Ort mit starkem Bezug zur Nachbarschaft“, sagte Boneberg. So ist geplant, dass dort Künstler aus dem Stadtteil auftreten oder ihre Kunst zum Verkauf anbieten: „Wir wollen nicht nur wieder ein Teil der Nachbarschaft sein, sondern auch einen Beitrag zu einem besseren Kiez leisten und Kiezkultur leben“, sagt Boneberg.

Holsten-Brauerei hat Astra 1999 übernommen

In Hamburg genießt Astra Kultstatus. Das Bier wurde bereits 1647 zum ersten Mal gebraut, damals unter dem Namen Bavarian Beer. Im Jahre 1909 wurde es offiziell in Astra Urtyp umbenannt. In den 90er-Jahren geriet die Marke unter Druck, die Nachfrage ging zurück, und es gab immer mehr Wettbewerb auf dem Biermarkt.

Zudem galt das Image als angestaubt. 1999 wurde Astra von der Holsten-Gruppe übernommen, und im Jahr 2000 wurde der Herzanker als Markenzeichen entwickelt. In den vergangenen Jahren kamen dann unter anderem die Sorten Astra Rotlicht und Astra Rakete auf den Markt. Auf dem Kiez ist die Biermarke eigentlich an jeder Ecke zu finden. Aber es gibt auch viel Konkurrenz – wohl ein Grund dafür, dass Astra jetzt gemeinsam mit seinen Partnern eine eigene Erlebnisgastronomie samt Hausbrauerei auf St. Pauli etablieren will.

In der Bavaria-St.
Pauli-Brauerei
wurde
Astra einst abgefüllt
In der Bavaria-St. Pauli-Brauerei wurde Astra einst abgefüllt © picture-alliance / dpa

„Zum einen ist es für uns eine schöne Möglichkeit, neue Biere aus unserer unmittelbaren Nachbarschaft heraus zu kreieren und uns direkt das Feedback unserer Konsumenten, Freunde und Fans einzuholen. Außerdem möchten wir wieder näher am Kiez sein, denn wir werden immer ein Teil von St. Pauli sein“, sagt Boneberg.

Dass sich Bier und Erlebnisgastronomie gut miteinander verbinden lassen, zeigt bereits das Braugasthaus Altes Mädchen in den Schanzenhöfen. Dort werden in rustikaler Atmosphäre vor allem Produkte der Ratsherrn-Brauerei, zu der das Lokal gehört, angeboten. Das Konzept wurde unter anderem mit dem Deutschen Gastronomiepreis ausgezeichnet.

Pioniere der Hamburger Craft-Beer-Szene

Nur wenige Hundert Meter entfernt von der künftigen Astra-Hausbrauerei wurde im Juni in den früheren Riverkasematten am St. Pauli Fischmarkt das ÜberQuell eröffnet. Dort setzen Patrick Rüther und Axel Ohm, die zuvor am Alten Mädchen beteiligt waren, ihr Konzept aus Brauerei mit Pub und Pizzeria um. Die beiden gelten als Pioniere der Hamburger Craft-Beer-Szene – Craft Beer steht für handwerklich gebraute, vielfältige Biersorten. Mit der Resonanz ist Patrick Rü­ther „sehr zufrieden: „Das Konzept wird gut angenommen, und wir entwickeln jeden Monat ein wechselndes Spezialbier für unsere Gäste.“