Was soll das denn? Trotz Protesten nennt ausgerechnet die Hamburger Biermarke ihr Bier-Zitrone-Gemisch künftig Radler.
Es ist ein ewiger Streit: Alsterwasser oder Radler? Seit Jahrzehnten kämpfen beide Begriffe in Deutschland um Alleingültigkeit. In Hamburg schien man sich lange Zeit weitgehend einig: Wer in Kneipen auf dem Kiez ein Radler bestellte, erntete verächtliche Blicke oder Belehrungen. „Alsterwasser“ oder kurz „Alster“ war für viele die einzig gängige Bezeichnung im Norden.
Doch nun droht Hamburg sein Alsterwasser zu verlieren. Ausgerechnet die Hamburger Biermarke Astra, die mit dem Slogan „Mit Liebe gebraut im Herzen Hamburgs“ besonders großen Wert auf ihre Herkunft legt, schafft die Bezeichnung ab. Der Brauereikonzern Carlsberg, zu dem die Biermarke gehört, hat verkündet, dass das Alsterwasser durch die sogenannte Kiezmische ersetzt werden soll. Mit dem Zusatz: „fruchtiges, trübes Radler“.
Muss denn gleich auch der Name verschwinden?
„Wir haben das bisherige Alsterwasser, das mit dem Süßstoff Sucralose hergestellt wurde, und ein trübes Radler mit natürlicher Zuckersüße in einem repräsentativen Geschmackstest überprüft“, sagt Carlsberg-Sprecher Christoph Boneberg. „Die deutliche Mehrheit der Befragten bevorzugte die zitronig-fruchtige, trübe Kiezmische mit Fruchtgehalt und natürlicher Zuckersüße.“ Daher habe man sich entschieden, das bisherige Produkt durch das neue zu ersetzen. Aber muss man deswegen gleich einen Namen verschwinden lassen, der wie wenige andere typisch für Hamburg und den Norden ist?
Dass Astra nach Jahren ein neues Biermischgetränk auf den Markt bringt, stößt bei den Konsumenten zwar weitgehend auf Zustimmung. Doch eine Hamburger Biermarke, die aus einem Alsterwasser ein Radler macht? Geht gar nicht, so der Tenor in den sozialen Netzwerken. Auf der Facebook-Seite von Astra hagelt es Kritik: „Wenn ihr das wirklich durchzieht und auf die Flasche Radler schreibt, seid ihr ab sofort Süddeutsche, und euer komplettes Image ist dahin. Überlegt euch das bitte gut“, schreibt ein User. „Wird Hamburg süddeutsch?“, fragt ein anderer Nutzer, während eine weitere Frau klarstellt: „Besser wäre Alster statt Radler. Wir sind hier in Hamburch.“
Ändern wird sich am Alsterwasser nichts
Auf Facebook hat Astra inzwischen reagiert und postete dort zuletzt ein Foto des neuen Etiketts, auf dem das Wort „Radler“ mit einem Filzstift durchgestrichen und durch das Wort „Alster“ ersetzt wurde „So besser?“, fragten die Verantwortlichen. Eindeutig ja, sagt die Netzgemeinde.
Doch ändern wird sich deshalb am Ende des Alsterwassers nichts. Carlsberg setzt auf sein Radler. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und abgewogen, weil Hamburg nach wie vor unsere Heimat ist“, sagt Christoph Boneberg. Man wolle die Kunden jedoch nicht in die Irre führen, da Alsterwasser für das bisherige Produkt mit Süßstoff stehe. Der wahre Grund ist natürlich ein anderer: „Der Begriff ,Alsterwasser‘ hat in verschiedenen Regionen Deutschlands auch unterschiedliche Bedeutungen, während der Begriff Radler deutschlandweit bekannt ist und der Verbraucher weiß, was ihn erwartet. Da Astra deutschlandweit expandiert, haben wir uns daher für eine Umbenennung entschieden“, so Carlsberg-Sprecher Boneberg. Und: „Wir können jeden verstehen, der an dem Begriff ,Alsterwasser‘ hängt.“
Kiezwirt glaubt, dass sich der Begriff ,Radler‘ durchsetzt
Dazu gehören auch viele Hamburger Wirte. „Die meisten sagen immer noch Alster, nur die Touristen fragen nach Radler“, heißt es aus der Holstenschwemme auf St. Pauli. Ähnlich ist es auch in Oma’s Apotheke im Schanzenviertel, wo nach wie vor das Alster auf der Karte steht. Im Anker direkt neben der Herbertstraße auf dem Kiez sagt man hingegen nur noch Radler. Glaubt man Dominik Großefeld, Wirt im nahe gelegenen Silbersack, wird sich der Begriff langfristig gegen Alsterwasser durchsetzen. „Alsterwasser ist in vielen Regionen Deutschlands eine Mischung aus Bier und Orangenlimonade, während es bei uns nur die Mischung mit Zitronenlimonade gibt. Das sorgt häufig für Verwirrung.“
War es das damit also für das Alsterwasser? Im Norden gibt es mit Herrenhäuser nach dem Rückzug von Astra nur noch eine Brauerei, die offensiv mit dieser Bezeichnung wirbt – und die steht ausgerechnet in Hannover. „Hier in der Region ist ,Alster‘ der am häufigsten von den Menschen genutzte Name für ein Biermischgetränk mit Zitronenbrause“, sagt Marketingdirektor René Hagemann. „Und wenn das in den Köpfen der Menschen der Begriff ist, muss es für uns als lokaler Hersteller auch die Maßgabe sein, unsere Produkte entsprechend zu benennen.“
In Hamburg sieht man das inzwischen offenbar anders.