Hamburg. Nach massiven Beschwerden von Unternehmen will die Deutsche Telekom 200 Kilometer Glasfaserkabel verlegen.
Für Tausende von Unternehmen muss dieser Satz wie die Erfüllung eines dringenden Wunsches klingen: „Das Hafengebiet der Freien und Hansestadt Hamburg erhält von der Telekom ab 2018 Glasfaser mit Höchstgeschwindigkeiten.“ Mit diesen Worten beginnt eine Pressemitteilung der Telekom vom Montag. Weiter heißt es da, fast 4500 Betriebe könnten Glasfaseranschlüsse mit Geschwindigkeiten bis zu einem Gigabit pro Sekunde nutzen.
Sogar Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wird in der Mitteilung zitiert. Nachdem die Hansestadt im Hinblick auf die Ausstattung mit hochleistungsfähigen Internetzugängen insgesamt „bereits gut aufgestellt“ sei, gehe es nun darum, „die infrastrukturellen Voraussetzungen zur langfristigen Sicherung der Zukunftsfähigkeit unserer Unternehmen zu schaffen“, so Scholz. „Deshalb freuen wir uns über die Entscheidung der Telekom, Hamburger Gewerbegebiete mit reinen Glasfaseranschlüssen auszubauen.“
Sache hat einen Haken
Allerdings hat die Sache einen Haken, von dem nichts in der Pressemitteilung steht: Nur wenn 30 Prozent der Firmen, denen man einen Anschluss anbietet, einen entsprechenden Vertrag unterschreiben, wird gebaut. Michael Bruhns, Geschäftsführer der Lagereigesellschaft Werner Bruhns und Vorsitzender des Vereins der Hamburgischen Quartiersleute, hat schon unterzeichnet. Im vorigen Jahr hatte Bruhns wegen des schlechten Zustands des Telefon- und Datennetzes im Hafen Alarm geschlagen. Für viele kleinere Firmen werde die mangelhafte Anbindung zu einer „existenzgefährdenden Bedrohung“. In weiten Teilen des Hafens reichten die verfügbaren Bandbreiten längst nicht aus, um den Anforderungen der digitalen Welt gerecht zu werden.
Die Telekom habe in einer „sehr offensiven Marketingaktion“ um Unternehmenskunden im Hafengebiet geworben, sagt Bruhns jetzt. Er werde jedoch erst Anfang des kommenden Jahres erfahren, ob der Konzern den Vertrag überhaupt annimmt. Für die nächsten Tage sind „Infoveranstaltungen“ der Telekom für Betriebe aus den Gewerbegebieten Wilhelmsburg, Stenzelring I und II, Veddel, Kleiner Grasbrook, Altona Altstadt und Billbrook angesetzt. Tatsächlich sei die Quote von 30 Prozent noch nicht erfüllt, erklärt ein Telekom-Sprecher dazu. „Wir gehen aber davon aus, dass wir sie bis zum 31. Januar zusammenbekommen werden.“
Eigentümerzusagen müssen vorliegen
Bruhns aber ist „sehr skeptisch“, was solche Ankündigungen angeht – und das nicht ohne Grund: Im Januar hatte der Telekom-Konkurrent 1&1 Versatel mitgeteilt, er werde 25 Kilometer Glasfaserkabel im Hafengebiet verlegen und bereits in der ersten Jahreshälfte 2017 „weite Teile des Hamburger Hafens“ an ein hochmodernes Netz anbinden. Bruhns hat damals auch mit 1&1 Versatel einen Vertrag unterschrieben, aber: „Bisher ist nichts passiert.“
Eine Sprecherin des Düsseldorfer Unternehmens liefert auf Anfrage eine Erklärung, warum das so ist. Der Tiefbau könne erst beginnen, wenn alle Eigentümerzusagen vorliegen. Dies habe im Hamburger Hafen mehr Zeit in Anspruch genommen als geplant, unter anderem weil „verschiedene kommunale Eigentümer für Teile des Hafengebiets Ansprechpartner sind“. Inzwischen sei man „in finaler Klärung mit den zuständigen Behörden“, um mit dem Ausbau beginnen zu können.
Datenraten von bis zu 100 Gigabit pro Sekunde
Edin Soso, Geschäftsführer der als Vertriebspartner von 1&1 Versatel fungierenden Firma Radialimpuls, geht noch weiter. Nachdem sich bisher rund 150 Unternehmen für das Angebot von 1&1 Versatel entschieden hätten, sollen noch in diesem Jahr die ersten Kunden im Hafen Zugriff auf das Netz mit Datenraten von bis zu 100 Gigabit pro Sekunde erhalten.