Hamburg. Podiumsdiskussion über Staat und Kirche im Kaisersaal des Rathauses. Die Gesprächsrunde war hochkarätig besetzt.
Die Entscheidung der Bürgerschaft über einen weiteren staatlichen Feiertag in Hamburg soll bis Mitte Dezember fallen. Das sagte der Erste Vizepräsident der Bürgerschaft und kirchenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Dietrich Wersich, auf einer Podiumsveranstaltung im Kaisersaal des Rathauses.
Die CDU-Fraktion hatte den Antrag gestellt, den Reformationstag am 31. Oktober zum ständigen Feiertag zu machen. Wie CDU-Fraktionschef André Trepoll auf der Veranstaltung sagte, gebe es Signale, dass es klappen könnte. Derzeit wird der Antrag im Verfassungsschuss der Bürgerschaft beraten.
Gesprächsrunde war hochkarätig besetzt
Zu der Podiumsdiskussion hatten der Evangelisch-Lutherische Kirchenkreis Hamburg-Ost und die CDU-Bürgerschaftsfraktion erstmals gemeinsam in den Kaisersaal eingeladen. Die Gesprächsrunde war hochkarätig besetzt mit Oberkirchenrätin Elisabeth Chowaniec, Monsignore Peter Mies, Staatsrat Christoph Krupp, Chef der Senatskanzlei, dem Historiker Helmut Stubbe da Luz, Hauptpastor und Propst Martin Vetter sowie Dietrich Wersich. Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider moderierte die Veranstaltung unter dem Motto „Hamburgs Staat und Hamburgs Kirchen – wohin geht die Reise?“
Der katholische Geistliche Monsignore Peter Mies äußerte allerdings Zweifel, ob der Reformationstag tatsächlich eine verbindende gesellschaftliche Kraft entfalten könne. „Er ist kein Symbol der Einheit“ und sei auch Nichtchristen schwer vermittelbar. Staatsrat Krupp würdigte den Beitrag der Kirchen für die „Orientierung“ der Menschen und bezeichnete das Verhältnis zwischen Staat und Kirche als von „wechselseitigem Respekt“ geprägt. Weil es inzwischen Verträge des Senats mit muslimischen Verbänden gibt, werden künftig auch muslimische Religionslehrer dazu befähigt sein, Religionsunterricht für alle zu erteilen. Staatsrat Krupp betonte, dass es sich dabei um staatlich ausgebildete „Lehrer des Hamburger Staates“ handeln werde.
Auch Schließung von Gotteshäusern ein Thema
Weiteres Thema war die Schließung von Gotteshäusern. Propst Vetter machte deutlich, dass die zahlreichen nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Kirchen teilweise eine finanzielle Belastung darstellten. „Die damalige Konzeption, innerhalb von zehn Minuten ein Gotteshaus zu erreichen, funktioniert heute nicht mehr.“ Wie sich das Spektrum der kirchlichen Arbeit erweitert hat, wurde auf dem Podium breit diskutiert. Weil in Hamburg in rund jedem zweiten Haushalt ein Single wohnt, werden allein lebende Menschen inzwischen viel stärker von den beiden Volkskirchen wahrgenommen als früher.
Oberkirchenrätin Elisabeth Chowaniec betonte, dass die Kirche dank der Kirchensteuer – beispielsweise während der Flüchtlingskrise – „zuverlässige Arbeit“ leisten könne. Ihr Auftrag sei es, der „Stadt Bestes zu suchen“, betonte Pröpstin Isa Lübbers.