Hamburg. Der Reformationstag soll nicht nur dieses Jahr arbeitsfrei sein. Bürgerschaft könnte übernächste Woche abstimmen.

Die Hamburger könnten bald jedes Jahr am 31. Oktober, dem Reformationstag, einen arbeitsfreien Tag haben. Die CDU-Fraktion hat nach Abendblatt-Informationen intern einem Antrag zugestimmt, der auf der Bürgerschaftssitzung am 11. Oktober eingebracht wird. Danach soll der Reformationstag in der Hansestadt dauerhaft zum Feiertag werden – und nicht nur ausnahmsweise wie zum 500. Reformationsjubiläum in diesem Jahr.

Wenn die Bürgerschaft der Initiative folgt, steigt die Zahl der jährlichen Feiertage in der Hansestadt von bislang neun auf zehn. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte sich vor dem diesjährigen Jubiläum für einen einmaligen Feiertag ausgesprochen. Reformator Martin Luther veröffentlichte am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen. Deshalb ist der 31. Oktober in diesem Jahr mit dem Segen der Bürgerschaft ausnahmsweise Feiertag.

„Kulturprägende Bedeutung“ der Reformation

Wie Dietrich Wersich, Erster Vizepräsident der Bürgerschaft und Kirchen-Sprecher der CDU, dem Abendblatt sagte, sollte der Reformationstag nun dauerhaft Feiertag werden, damit sich die Bürger „auch zukünftig mit den Impulsen der Reformation für Hamburg“ beschäftigen. Schließlich gebe es in der Hansestadt eine lange protestantische Geschichte, die bis heute fortwirke. „Bürgerliche Emanzipation, Selbstbestimmung und persönliche Freiheit mündeten später in die Aufklärung, und das Bildungswesen wurde neu gestaltet.“

In dem Antrag der CDU-Bürgerschaftsfraktion wird die „kulturprägende Bedeutung“ der Reformation herausgestellt. Das gelte gerade vor dem Hintergrund der „zunehmenden religiösen Pluralität in Hamburg.“

„Selbst denken gegenüber der Obrigkeit“

Nach Wersichs Ansicht liegt die spezifische Leistung von Luthers Reformation im „Selber denken und glauben“ gegenüber den von der Obrigkeit vorgegeben Normen. Das sollte ein solcher Feiertag bis in die Gegenwart hinein bewahren. „Denn gerade heute sind Freiheit und Verantwortung durch rechte, linke und religiöse Extremismen infrage gestellt“, sagte der frühere Sozialsenator.

Seit Langem kritisieren vor allem die Gewerkschaften ein großes Nord-Süd-Gefälle bei den gesetzlichen Feiertagen. In Bayern gibt es 13 und in Augsburg sogar 14 Feiertage. Bereits Anfang des Jahres hatte deshalb der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Nord, Uwe Polkaehn, im Abendblatt einen zusätzlichen Feiertag für den Norden vorgeschlagen, ohne sich konkret auf den 31. Oktober festzulegen.

Kritik von Wirtschaftsführern

Die Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der Hamburger CDU, Sybille Möller-Fiedler, sagte, ein weiterer christlicher Feiertag würde der Bedeutung der evangelischen Kirchen für die Gesellschaft Rechnung tragen. Unterstützung kommt auch aus der evangelischen Kirche.

Vor wenigen Tagen hatte der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) seine Bereitschaft erklärt, den Reformationstag in Niedersachsen zum Feiertag zu machen. Der schleswig-holsteinische Landtag erörtert im Innen- und Rechtsausschuss die Einführung eines weiteren Feiertages. Derzeit ist der Reformationstag nur in den ostdeutschen Bundesländern mit Ausnahme Berlins ein gesetzlicher Feiertag.

Dietrich Wersich, Erster Vizepräsident der  Bürgerschaft und Kirchen-Sprecher der CDU
Dietrich Wersich, Erster Vizepräsident der Bürgerschaft und Kirchen-Sprecher der CDU © picture alliance / dpa

Hamburger Wirtschaftsführer haben in den vergangenen Monaten allerdings immer wieder Kritik an der Einführung eines weitere Feiertages geäußert. Die tägliche Wertschöpfung in der Hansestadt betrage durchschnittlich 200 Millionen Euro. Darauf könne nicht verzichtet werden, sagt Thomas Fröhlich, Chef der Vereinigung der Unternehmensverbände Hamburg und Schleswig-Holstein.

Ein Feiertag wurde bundesweit übrigens bereits abgeschafft: der Buß- und Bettag. Der wurde zur Finanzierung der Pflegeversicherung unter Protest der Kirchen schon im Jahr 1995 gestrichen. Nur in Sachsen ist der Buß- und Bettag noch gesetzlicher Feiertag.