Hamburg. Gerechtigkeitslücke gegenüber Bayern. Infrage kommen Reformationstag, Buß- und Bettag und 9. November.
Neun gesetzliche Feiertage gibt es in Hamburg – doch bald sollen es mehr werden: Gewerkschaften, Kirchen und Parteien wollen die Einführung mindestens eines zusätzlichen Feiertages in der Hansestadt voranbringen. Der Anstoß kommt vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Nord. Vorsitzender Uwe Polkaehn sagte dem Abendblatt: „Die Gewerkschaften schlagen eine Gemeinschaftsinitiative der norddeutschen Bundesländer für einen zusätzlichen gesetzlichen Feiertag im Norden vor.“
Leitartikel: Feiertage, die Sinn stiften
Hintergrund ist ein großes Süd-Nord-Gefälle bei den gesetzlichen Feiertagen: in Bayern gibt es 13 und in Augsburg sogar 14. Der DGB sieht eine Gerechtigkeitslücke und deshalb Nachholbedarf für den Norden. Polkaehn: „Was gemeinsam erwirtschaftet wird, muss auch gerecht verteilt werden.“ Es sei höchste Zeit, die Zahl gesetzlicher Feiertage zu erhöhen. Freie Tage seien schließlich ein „Produktivitätstreiber“.
Bischöfin Kirsten Fehrs unterstützt das Vorhaben: „Ich finde den Anstoß der Gewerkschaften gut, neu über unsere Feiertagskultur zu diskutieren. Gerade hier im Norden sind wir mit Feiertagen nicht gerade verwöhnt.“ Ähnlich sieht es die Vorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der Hamburger CDU, Sybille Möller-Fiedler. Ein weiterer Feiertag würde der Bedeutung der evangelischen Kirchen für die Gesellschaft Rechnung tragen.
Wiedereinführung des Buß- und Bettages
Bereits in diesem Jahr ist der 31. Oktober aus Anlass des 500-jährigen Reformationsjubiläums ein gesetzlicher Feiertag in Hamburg – allerdings nur 2017. Neben dem Reformationstag ist auch die Wiedereinführung des Buß- und Bettages als weiterer gesetzlicher Feiertag in der Diskussion. Seine Abschaffung vor 20 Jahren zugunsten der Pflegeversicherung ist nach Ansicht von Bischöfin Fehrs „ein Fehler“ gewesen. Der DGB Nord spricht sich derweil auch für nicht-religiöse Feiertage aus, zum Beispiel den Weltfrauentag am 8. März und den 9. November als Schicksalstag der Deutschen (Mauerfall und Pogromnacht).
Dass es wichtig ist, besonderer Ereignisse in der Geschichte zu gedenken, betont auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD). Um aber die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen, gebe es Wirkungsvolleres als einen zusätzlichen freien Tag im Jahr, sagte sie: „Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zum Beispiel.“
Gesellschaftliche Debatte wird gebraucht
Das letzte Wort über die Einführung von gesetzlichen Feiertagen haben Bürgerschaft und Landesparlamente. Der Senat werde sich dann mit dem Thema beschäftigen, wenn es eine breite gesellschaftliche Debatte darüber gebe, heißt es in Senatskreisen.