Hamburg. Windkraftanlagenhersteller reagiert mit Sparprogramm auf Auftragsflaute. Mehr als 800 Mitarbeiter in der Hansestadt in Sorge.
Es ist die nächste Hiobsbotschaft für die Beschäftigten in der Windkraftbranche, und erneut könnte der Standort Hamburg betroffen sein. Nach den mittelgroßen Windrad-Herstellern Senvion und Nordex hat nun Siemens Gamesa einen Stellenabbau angekündigt. Der Grund: die Auftragsflaute bei Windrädern und der Preiskampf der Hersteller im derzeit schrumpfenden Markt. Ein gutes halbes Jahr nach dem Zusammenschluss der Siemens-Windkraftsparte mit dem spanischen Mitbewerber Gamesa will das neue Unternehmen seinen Sparkurs verschärfen.
Bis zu 6000 der weltweit etwa 26.000 Arbeitsplätze sollen binnen drei Jahren wegfallen. „Unser Geschäftsergebnis ist noch nicht auf dem Niveau, das wir anstreben“, sagte Vorstandschef Markus Tacke zur Begründung. Der Manager hatte zuvor die Siemens-Windenergiesparte mit Hauptsitz in Hamburg geleitet. Jetzt ist die Hansestadt – gemeinsam mit dem dänischen Velje – unter anderem Sitz der Offshore-Sparte von Siemens Gamesa. Mehr als 800 der etwa 2000 Mitarbeiter in Deutschland haben ihren Arbeitsplatz in Hamburg. Müssen auch sie jetzt um ihren Job bangen?
Personalabbau in 24 Ländern
Der am Standort für den Windkraftbereich zuständige Betriebsrat Thomas Ahme hält das für möglich. „Es gibt natürlich die Befürchtung, dass auch hier Kolleginnen und Kollegen betroffen sein könnten“, sagte er dem Abendblatt. Informationen vom Arbeitgeber gebe es dazu aber bislang nicht. Ahme: „Wir werden um jeden einzelnen Arbeitsplatz kämpfen.“ Siemens Gamesa hatte mitgeteilt, der Personalabbau werde in 24 Ländern stattfinden, die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern darüber sollten umgehend beginnen, hieß es.
Bernd Eilitz, der Sprecher des Unternehmens in Hamburg, sagte dem Abendblatt: „Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern wird es an allen Standorten geben. Das Ausmaß eines möglichen Arbeitsplatzabbaus hängt natürlich auch von der künftigen Entwicklung der Auftragslage ab.“
Donnerstag wichtiger Termin
Und die wird in naher Zukunft schlechter sein, erwartet das Unternehmen, das nach der Fusion zu 59 Prozent im Besitz von Siemens ist und seinen Hauptsitz in Bilbao (Spanien) hat. Für das Geschäftsjahr 2017/18 rechnet es nun mit bis zu 9,6 Milliarden Euro Umsatz. Im Geschäftsjahr 2016/ 17 waren es noch knapp elf Milliarden Euro. Schon Mitte Oktober hatte das Unternehmen eine Gewinnwarnung – die zweite binnen drei Monaten – herausgegeben und hochrangige Manager ausgetauscht. Neuer Offshore-Chef in Hamburg und Velje ist nun ein alter Bekannter: Andreas Nauen, der einst bei Siemens Windpower arbeitete und von 2010 bis 2015 Vorstandschef von Senvion (früher Repower) war.
Wie stark die Windkraftkrise sich auf den Mutterkonzern auswirkt, wird sich am Donnerstag zeigen. Dann präsentiert Siemens Quartalszahlen – und wird absehbar ebenfalls einen Jobabbau und womöglich sogar Kündigungen bekannt geben. Davor immerhin sind die Siemens Gamesa-Beschäftigten gefeit. Nach dem Betriebsübergang sind betriebsbedingte Kündigungen in den nächsten zwei Jahren ausgeschlossen.