Hamburg. Reeder braucht finanzkräftige Partner, Bad-Bank der HSH sucht Investor. Bieterverfahren für 35 Frachter des Unternehmens H. Schuldt.

Der Hamburger Reeder Bernd Kortüm muss um den Fortbestand seiner Flotte bangen. Ende vergangenen Jahres hatte die HSH Nordbank ihm bereits Schulden in Höhe von 547 Millionen Euro erlassen. Nun benötigt Kortüm frisches Geld. Am Montag wurde bekannt, dass die hsh portfoliomanagement AöR, die sogenannte Bad-Bank der HSH, die besonders „faule“ Schiffskredite aus dem ehemaligen Bestand des staatlichen Kreditinstituts verwaltet, ein Bieterverfahren für 35 Schiffe der Norddeutschen Reederei H. Schuldt sowie für deren Bereederung gestartet hat. Kortüm ist der Eigentümer.

Verkauf der Schiffe nicht geplant

Der Reeder betonte gegenüber dem Abendblatt, bei dem Bieterverfahren gehe es nicht um einen geplanten Verkauf der Schiffe. Vielmehr würden finanzstarke Investoren gesucht, die in die Reederei mit einsteigen. „Es stimmt, dass wir in Gesprächen sind. Es geht um die Konsolidierung der Flotte, und wir suchen dafür Partner“, sagte Kortüm.

Die traditionsreiche Norddeutsche Reederei H. Schuldt gehört seit 2000 zu seiner Firma Norddeutsche Vermögen und hat eigenen Angaben zufolge 51 Schiffe im Portfolio. Der Branchendienst VesselsValue spricht hingegen von 47 Schiffen. Der Marktwert der Flotte soll den Londoner Analysten zufolge rund 685 Millionen US-Dollar (570 Millionen Euro) betragen. Einerlei, welche Zahl stimmt: Klar ist, dass es bei dem Bieterverfahren um das Gros von Kortüms Flotte geht, für das die hsh portfoliomanagement nun Finanziers sucht.

Gemeinsame Entscheidung

Darüber kann die Anstalt öffentlichen Rechts, die zu 100 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört, aber nicht alleine entscheiden. Zu dem Verfahren mit Kortüm will sie sich nicht äußern. Zu konkreten Kundenbeziehungen mache man keine Angaben, sagte ein Sprecher. Zwar hat die hsh portfoliomanagement im Sommer 2016 die Kreditschulden von 253 Schiffen verschiedener Reedereien übernommen. Mit Kortüm hat die HSH Nordbank aber eine Restrukturierungsvereinbarung geschlossen, an die sich die Abwicklungsanstalt halten muss. Einen Verkauf von Schiffen kann sie demnach ohne Rücksprache mit dem Reeder nicht veranlassen.

Auf Forderungen verzichtet

Kortüm waren die 547 Millionen Euro Kreditschulden unter bestimmten Bedingungen erlassen worden. So einigte sich die HSH Nordbank mit ihm auf einen „bedingten Forderungsverzicht“. Das bedeutet: Sollten die Schiffe in den kommenden zehn Jahren deutlich an Wert gewinnen, fließt das Geld an die HSH Nordbank. Das ist angesichts der Schifffahrtskrise, die seit neun Jahren anhält, aber nicht absehbar.

Die von Überkapazitäten und einem Verfall der Fracht- und Charterraten gekennzeichnete Krise hatte Kortüms Unternehmen in Schieflage gebracht. Zwar erholen sich die Charterraten langsam, aber noch sind sie in der Regel nicht auskömmlich. Die Einnahmen reichen immer noch nicht, um den Schiffsbetrieb zu bezahlen, an eine Tilgung der Schulden ist nicht zu denken.

Es geht ums Überleben

„Es geht nur noch ums Überleben“, sagte Kortüm vor einem halben Jahr in einem Abendblatt-Interview. Wie andere Reeder auch hatte er in den Jahren vor der Krise massenhaft neue Schiffe bestellt, die bis zu 85 Prozent von der HSH Nordbank finanziert wurden.

Nach dem Zusammenbruch des Marktes verlor er nach eigenen Angaben mehr als 1000 US-Dollar pro Schiff und Tag. Im Abendblatt-Interview machte Kortüm deutlich, dass weitere Forderungsverzichte nötig würden. Den Schuldenschnitt, den ihm die HSH Nordbank gewährt hatte, verteidigte er. „Jeder andere Weg wäre mit einer höheren Wertberichtigung verbunden und damit schlechter für die HSH gewesen“, sagte er.

Zahlreiche Reedereien suchen Partner

Wie viele andere Reeder auch, benötigt Kortüm nun solvente Partner: Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass ein Großteil der insolventen Rickmers Reederei an ein Konsortium rund um die Bremer Schifffahrtsgesellschaft Zeaborn verkauft worden ist. Zuvor war die Hamburger Charterreederei Leonhardt & Blumberg mit der Reederei Buss-Shipping fusioniert. Davor hatte die Hamburger Reederei Claus-Peter Offen die Münchner Reederei Conti übernommen – alles in diesem Jahr.

Unklar ist, wie viele Anteile Kortüm jetzt abgeben will, und mit welchem Wert die H. Schuldt-Flotte derzeit taxiert wird. „Wir sind mitten im Prozess“, sagte er dem Abendblatt. Leicht dürfte dem Reeder der Schritt nicht fallen: Schließlich hatte er die Reederei H. Schuldt einst von einem kleinen Unternehmen mit acht Schiffen zu einer Großreederei mit zwischenzeitlich mehr als 100 Schiffen aufgebaut.