Hamburg. Am Sandtorkai liefen am Sonntag Keller voll, Bewohner fühlten sich im Stich gelassen. Wie sicher ist die HafenCity bei Hochwasser?

Das Wasser ist weg, aber der Ärger bei den Bewohnern in der HafenCity bleibt. Das Sturmtief "Herwart" hatte am Sonntag Teile der HafenCity überflutet. Betroffen war wieder einmal die Straße Am Sandtorkai, und das bei Spitzenböen von 111 Stundenkilometern. "Die Aufräumarbeiten in den betroffenen Häusern werden noch Tage dauern, der Schaden geht in die Millionen", schreibt Michael Baden von der HafenCity-Zeitung nach der erneuten Herbstflut.

Grund für die nach Ansicht von Bewohnern "lebensgefährlichen Sturzfluten", die weite Areale überschwemmten, Keller und Tiefgaragen unter Wasser setzten: Einige Flutschutztore wurden nicht rechtzeitig geschlossen. Verantwortlich für das Versäumnis soll eine private Sicherheitsfirma sein. Nach diesem Versagen stellen sich viele Hamburger die Frage: Wie sicher ist die HafenCity eigentlich vor Sturmfluten?

Der Fischmarkt steht regelmäßig unter Wasser
Der Fischmarkt steht regelmäßig unter Wasser © dpa | Bodo Marks

Wie auf den Halligen

Natürlich heißt es: Auch die HafenCity ist geschützt. Im Unterschied zu anderen Regionen wurde in dem 127 Hektar großen Vorzeigestadtteil auf den Bau von Deichen verzichtet. Während bei einigen Straßen wie Am Sandtorkai, der Versmannstraße und der Chicagostraße bewusst Überflutungen in Kauf genommen werden, stehen Gebäude und Straßen wie bei den Halligen in der Nordsee auf Warften. "Diese Sockel bilden ein neues Höhenniveau von acht bis neun Metern über Normal Null und schützen so vor Überflutung", heißt es bei der HafenCity Hamburg GmbH. Zudem bieten die künstlich angelegten Warften Raum für hochwassergeschützte Tiefgaragen.

Zufahrt zur Elbphilharmonie

Auch die Ebenen der Elbphilharmonie thronen offenbar hochwassersicher über dem Strom. "Das Gebäude liegt auf 8,50 Meter über Normal Null und ist somit flutschutzsicher, ebenfalls die Zufahrt über Kaiserkai und Überseeallee", sagte Elena Wätjen vom PR-Team der Elbphilharmonie dem Abendblatt am Montag auf Anfrage. Es gibt aber offenbar eine Einschränkung: Die Zuwegung vom Baumwall über Am Sandtorkai sei von Sturmfluten betroffen, so Wätjen.

In einigen Bereichen der HafenCity und Speicherstadt wurde mit der Überflutung von bestimmten Straßen wie Am Sandtorkai gezielt geplant. Denn bei den historischen Speichern und den direkt angrenzenden Straßenzügen hätte eine nachträgliche Aufhöhung der Straßen die Identität des ganzen Ensembles zerstört, hieß es. Diese Straßen gehören bei einem Hochwasser ab fünf Meter über Normalnull zu den "überflutungsgefährdeten" Arealen in Speicherstadt und Hafencity.

Ein Teil der HafenCity, der an die Speicherstadt grenzt, muss daher mit den Sturmfluten leben. Die Tiefgarageneinfahrten an den Straßen Am Sandtorkai und Brooktorkai müssen bei Hochwassergefahr stets durch Flutschutztore gesichert und rechtzeitig geschlossen werden. Dafür sind private Sicherheitsfirmen zuständig. Besonders ärgerlich bei der Flut am Wochenende: "Ein gerade vor einem Monat neu eingesetzter Dienstleister erschien nicht vor Ort. Der alte Dienstleister, gerade im Nebengebäude tätig, stand tatenlos daneben und sah mit zahlreichen Schaulustigen dem Drama zu", schreibt die HafenCity-Zeitung. "Die HafenCity und die Speicherstadt", heißt es in der Innenbehörde, "liegen vor der Hochwasserschutzanlage (Hauptdeichlinie) und damit im Überflutungsbereich der Elbe."

Jan Dube, Sprecher der Umweltbehörde, sagte dem Abendblatt auf Anfrage, dass dieser Bereich der Flutschutztore nicht in städtischer, sondern in privater Verantwortung liege. Versäumnisse müssten daher zwischen den Grundeigentümern und den privaten Sicherheitsfirmen erörtert werden. Spezielle Flutschutzbeauftragte seien für die Umsetzung der Flutschutzverordnung vor Ort zuständig. Eine Änderung des Sicherheitskonzepts werde als nicht notwendig erachtet, so Dube.

Gefahr "gering"

Die Behörden in Hamburg halten die tatsächlichen Gefahren von Sturmfluten für die Stadt und ihre Menschen grundsätzlich für "gering". Die Hochwasseranlagen schützen die Bevölkerung bis zu einem Wasserstand von 7,30 Meter über Normalhöhennull. "Ein solcher Wasserstand ist bisher noch nie eingetreten", heißt es im Merkblatt "Sturmflut", das die Innenbehörde veröffentlicht hat. Und weiter: Die Bürger würden bei einer sehr schweren Sturmflut (mehr als 7,30 Meter über Normalhöhennull) unter anderem mit Böllerschüssen im Hafengebiet gewarnt.