Hamburg. Viele Bahnstrecken auch am Montag gesperrt. Reisende sitzen fest. HafenCity überflutet

Schon wieder hat ein schwerer Sturm weite Teile des Bahnverkehrs in Norddeutschland lahm­gelegt. Nur gut drei Wochen nach „Xavier“­ hinterließ nun auch „Herwart“ am Wochenende schwere Schäden. Die Deutsche Bahn stellte am Sonntag ihren Fernverkehr im Norden und Osten Deutschlands vollständig ein.

Nur zwischen Hamburg und Hannover fuhren am Abend wieder vereinzelt Züge. Alle weiteren Fernverbindungen ab Hamburg bleiben aber auch am heutigen Montag noch gesperrt. Dies betrifft alle Züge von Hamburg nach Berlin, Bremen, Westerland, Kiel, Lübeck/Puttgarden und Rostock/Stralsund. Die Bahn empfahl Reisenden, ihre Zugfahrt „nach Möglichkeit zu verschieben“. Auch bei der privaten Bahngesellschaft Metronom kam es zu Zugausfällen. Auf der Strecke Hamburg–Rotenburg–Bremen fuhren zwischen Harburg und Buchholz Ersatzbusse.

Das Sturmtief „Herwart“ hatte in der Nacht zum Sonntag und am Vormittag viele Bäume entwurzelt. Viele Straßen mussten deshalb gesperrt werden. Auch mehrere Hamburger U- und S-Bahn-Linien verkehrten zeitweise nur eingeschränkt. Hunderte Reisende sitzen fest. Am Hauptbahnhof bildeten sich lange Warteschlangen vor den Informationsschaltern der Bahn.

Die Hamburger Feuerwehr rückte zu rund 1000 sturmbedingten Einsätzen aus. Die Beamten mussten umgestürzte Bäume von Straßen, Bahngleisen und Fußwegen räumen, aber auch losgerissene Baugerüste sichern und vollgelaufene Tiefgaragen und Keller auspumpen. An den Arbeiten waren rund 1000 Helfer von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) beteiligt. In der HafenCity, die nach der schweren Sturmflut ebenso wie der St. Pauli Fischmarkt teilweise überflutet wurde, kritisierten Anwohner die Arbeit der Feuerwehr. Die Beamten hätten zunächst nicht eingegriffen, als vor ihren Augen Wasser in die Keller lief. Ein Anwohner: „Ich habe das Vertrauen in die Stadt verloren.“ So hätten Beamte der Feuerwehr und Mitarbeiter des THW fast eineinhalb Stunden auf der anderen Straßenseite gestanden „und zugeschaut, wie wir unser Haus evakuiert haben“. Die Pressestelle der Feuerwehr konnte zu dem Fall wegen Überlastung nichts sagen.

Am Jadebusen im Landkreis Wesermarsch in Niedersachsen wurde ein Camper (63) von der Sturmflut überrascht. Er ertrank. Auf der ostfriesischen Insel Wangerooge wurden Massen von Sand weggespült. Auf dem Peenestrom in Mecklenburg-Vorpommern kenterte ein Motorboot mit drei Urlaubern aus Sachsen – eine Frau starb.

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