Hamburg. Am Sandtorkai liefen Keller voll, Strom fiel aus. Anwohner Frank Jacob kritisiert Feuerwehr und THW. Sie hätten nicht eingegriffen.
Seine Fassungslosigkeit ist Frank Jacob auch am Nachmittag noch anzuhören. Kein Wunder. Der Jurist hat aufregende Stunden hinter sich und zermürbende Zeiten vor sich. Und das Schlimmste: „Ich habe das Vertrauen in die Stadt verloren, dass es für uns HafenCity-Bewohner einen wirklichen Schutz vor der Überschwemmung unserer Häuser gibt. Und das Vertrauen in die Feuerwehr, dass sie so schnell wie möglich hilft.“
Frank Jacob und viele andere Anwohner der Straße Am Sandtorkai mussten am Sonntagmorgen miterleben, wie ihre Häuser überflutet wurden. Eine dafür verantwortliche private Sicherheitsfirma hatte vergessen, die Fluttore zu schließen. Was Jacob, der als erster Bewohner der HafenCity bekannt geworden ist, aber noch viel skandalöser findet: Beamte der Feuerwehr und Mitarbeiter des THW hätten nicht eingegriffen: „Sie standen fast eineinhalb Stunden auf der anderen Straßenseite und haben zugeschaut, wie wir unser Haus evakuiert haben.“
Feuerwehr hatte keinen Einsatzbefehl
Da nicht nur die Tiefgarage, sondern auch die Technikräume des Hauses Am Sandtorkai 62 komplett unter Wasser standen, war der Strom ausgefallen. Als die Bewohner meinten, auch Gasgeruch wahrzunehmen, beschlossen sie, die Häuser zu verlassen. „Wir haben alte Menschen die Treppen heruntergetragen, weil der Fahrstuhl nicht mehr benutzt werden konnte“, sagt Jacob. Auf sein Rufen, warum ihnen keine Beamten zu Hilfe kämen, hätten diese geantwortet, es liege kein Einsatzbefehl vor. Mitarbeiter der verantwortlichen Sicherheitsfirma ASS-Security hätten sich erst gegen 9 Uhr gezeigt.
Angefangen hatte der Morgen damit, dass ihn sein Nachbar aus dem Bett geklingelt habe mit dem Hinweis, die Flutschutztore seien nicht geschlossen. „Bereits ab 7.30 Uhr begann das Wasser in die Hausflure zu laufen“, hat es Jacob dokumentiert. Ab 7.45 Uhr seien das THW und die Feuerwehr vor Ort gewesen. Die Bitte der Bewohner um Sandsäcke wiegelte das THW mit der Auskunft ab, Sandsäcke ständen nicht zur Verfügung. Um 9.30 Uhr informierten die Bewohner die Feuerwehr über Gasgeruch. „Erst um 9.45 Uhr haben dann Feuerwehr- und THW-Helfer unser Haus betreten. Da war der Höchststand der Sturmflut schon knapp 15 Minuten vorbei, das Wasser begann abzulaufen.“ So waren die Sandsäcke, die den Bewohnern um 9.58 Uhr vor die Türen gelegt wurden, auch eher kontraproduktiv.
Selfies mit Touristen?
Zu Angst und Chaos kam dann auch noch der Ärger über Gaffer. Weil immer wieder Unbefugte ins Haus vordringen wollten, sperrte die Polizei den Bereich später ab. Laut Jacob hätten Feuerwehrleute mit Touristen Selfies gemacht, während die Bewohner noch knietief im Wasser gestanden hätten.
Erst um 12.15 Uhr beginnt das Abpumpen des Wassers aus den zwei überfluteten Etagen im Haus. Die Pressestelle der Feuerwehr konnte zu dem Vorfall wegen Überlastung nichts sagen, die Sicherheitsfirma war nicht zu erreichen.