Hamburg. Forscher stellen zweiten Hamburger Klimabericht vor und appellieren an Politik, Verwaltung und Gesellschaft.

Der Klimawandel trifft schon jetzt auch Hamburg und Norddeutschland massiv – und macht energisches Handeln von Politik, Verwaltung und Gesellschaft nötig. Das ist eine Kernaussage des zweiten Hamburger Klimaberichtes, der am Dienstag vom KlimaCampus, einem Zusammenschluss Hamburger Forschungseinrichtungen präsentiert wurde.

Der rund 300 Seiten starke und im Internet frei verfügbare Bericht befasst sich detailliert mit den jüngsten Entwicklungen beim norddeutschen Klima und den Auswirkungen auf Hamburg, Elbe, Deutsche Bucht, auf Wälder, Infrastruktur, Hafen oder Gesundheit.

Seit 1881 seien die Temperaturen in der Metropolregion Hamburg um etwa 1,4 Grad Celsius angestiegen, schreiben die Autoren Hans von Storch (Helmholtz Zentrum Geesthacht), Martin Claussen (Max Planck Institut) und Insa Meinke (Norddeutsches Küsten- und Klimabüro). Und sie würden bis Ende des Jahrhunderts um weitere ein bis fünf Grad steigen. Die Niederschlagsmenge habe sich in Hamburg und Norddeutschland vor allem im Winter erhöht, Trockenperioden dauerten im Frühjahr inzwischen länger an als vor einigen Jahrzehnten. „Für die Zukunft ist vor allem in den Wintermonaten mit deutlich erhöhten Niederschlagsmengen zu rechnen. Auch Starkniederschläge und regenreiche Tage können zunehmen“, so die Forscher. Einen Nachweis für ganzjährig systematisch stärkere Stürme gebe es aber bisher nicht.

Sturmfluten könnten häufiger eintreten

In der Stadt könnten Starkniederschläge zunehmen, so die Klimaexperten. „Dies sollte künftig in der Stadtplanung berücksichtigt werden.“ An den deutschen Küsten habe sich die Wasseroberflächentemperatur erhöht und der Meeresspiegel sei im vergangenen Jahrhundert um 15 bis 20 Zentimeter gestiegen. Bis 2100 könne der Meeresspiegel sich um weitere 20 bis 80 Zentimeter erhöhen. Dadurch würden leichte Sturmfluten häufiger eintreten.

Der vorherrschende Baum in den Wäldern werde die Buche bleiben, bei deutlich geringeren Sommerniederschlägen aber könnten sich Eichen und Fichten stärker durchsetzen. Da das Trinkwasser in Hamburg ausschließlich aus dem Grundwasser gewonnen werde, könne der Grundwasserspiegel bei längeren Dürreperioden absinken. „Trinkwasser zu gewinnen wird schwieriger. Zudem können Starkniederschläge die Wasserqualität beeinträchtigen“, so die Experten. „Entwässerungssysteme sollten auf höhere Niederschlagsmengen ausgerichtet werden.“

Der „menschengemachte Klimawandel“ stelle eine „erhebliche Herausforderung“ dar, die nicht „von Übertreibungen entwertet“ werden dürfe, so Herausgeber Prof. von Storch. Der Bericht wolle eine „solide Wissensbasis“ für eine seriöse Diskussion liefern.